Technoparty als Massenereignis – „kleine Duisburgs“ gehören zum Kick dazu
Großmannssucht von Lokalpolitikern, Profitsucht eines Veranstalters – das scheint das vorläufige Endergebnis öffentlicher Meinungsbildung darüber zu sein, warum 21 Menschen bei der Loveparade in Duisburg letzten Samstag sterben mussten1. Immer wieder wird auch in seriösen Medien berichtet, wie junge Menschen, die doch lediglich an einer ausgelassenen Party teilnehmen wollten, so ganz unvermittelt den Tod gefunden haben.
Die Technopartydroge Nummer eins: Ecstasy – wird gewöhnlich in Tablettenform verkauft. Foto: gemeinfrei
Es wird dabei der Eindruck erzeugt, die Loveparade wäre eine fröhlich-harmlose Versammlung von Musikliebhabern. Doch das ist irreführend. Technogroßpartys sind in Wirklichkeit Veranstaltungen, um sich bei Bedarf im Schutz der Masse – wenn nötig auch unter Zuhilfenahme von Partydrogen, wie Ecstasy – den Kick zu verpassen, den Grenzen des Seins rauschhaft nahe zu kommen. Dass es dabei immer wieder zu „kleinen Duisburgs“ kommt, gehört zum Kick dazu.
Ohne den Kick potentieller Grenzerfahrung keinerlei Interesse
Wie es einem ernüchternd ergehen kann, wenn man tatsächlich vor allem der mutmaßlich fröhlich ausgelassenen Stimmung wegen und der Freude am Techno-Sound an einer Technogroßparty teilnimmt, hat vor einigen Jahren eine Schülerin der 10. Klasse an dieser Stelle berichtet. Damals in Mannheim, hat es beinahe einen Toten geben oder auch mehrere. Da die Verfasserin später keine Hinwiese auf Todesfälle in der Presse finden konnte, nahm sie hoffnungsvoll an, die kollabierten jungen Leute konnten reanimiert werden.
Denise Lachnitt, April 2006:
… Beinahe-Tod eines Techno-Reisenden
Weder profilierungssüchtige Politiker noch profitgierige Veranstalter sollen an dieser Stelle von der Verantwortung für die Tragödie von Duisburg freigesprochen werden. Doch auch das perfekteste Sicherheitskonzept kann nicht verhindern, dass Massenveranstaltungen wie die Loveparade ohne den Kick potentieller Grenzerfahrung keinerlei Interesse finden würden. Man weiß nie, ob etwas passiert. Aber es liegt spürbar in der Luft, dass etwas passieren kann. Eine Technoparty, auf der man sich nicht zumindest theoretisch der rauschhaften Gefahr für Körper und Geist aussetzen kann, würde kaum Besucher anziehen. ANDREAS BUBROWSKI
Linksunten:
Süddeutsche Zeitung: Loveparade – Schicksal? Schuld!
- Alle Opfer sind im Zuge einer Massenpanik nahe des Partygeländes im Gedränge erstickt. ↩
Kommentare