Kleiner Geist enttarnt Browser-Wanzen und gibt sie zum Ausschluss frei
Was würdest du sagen, wenn unter deinem Bett eine Wanze versteckt ist und jemand die ganze Zeit mithört, was du so alles im Schlaf erzählst? Du wärst vermutlich empört, würdest das Ding suchen und – einmal gefunden – wie im Krimi ins rauschende Klo werfen.
Browser-Wanzen bekannter Internet-Portale. (*)
Wer weiß schon, dass in seinem Lieblingsbrowser fünf, zehn oder zwanzig Wanzen PRO besuchter SEITE lauern? Webwanzen, auch „Zählpixel“ oder „Tracker“ genannt, sind sammelwütige Daten-Spürhunde, die beim Besuch einer Internetseite den Browser nach verwertbaren Daten durchwühlen, offiziell aber unsichtbar. Der selbstbewusste Internetnutzer spürt die virtuellen Vampire auf und wirft sie bei Bedarf raus, Dank eines kleinen guten Geistes – GHOSTERY.
Ist das nicht paranoid?
Lass sie doch zählen, oder?
Tracker sind unverzichtbare Helferlein beim professionellen Betrieb einer Webseite oder eines Internetportals. Denn es ist legitim, dass man als Betreiber etwa weiß, wer so alles wie oft und wo genau sein Angebot aufsucht. Die Auswertung des Besuchsaufkommens (Traffic = Besucherverkehr) liefert wichtige Informationen über die Annahme eines Internetangebotes. Zum Beispiel CJD-UPDATE. Gut zu wissen, dass von etwa 2.500 täglichen Besuchern knapp 1.000 echte Besucher sind, die im Schnitt fast eineinhalb Minuten bei uns verweilen und in der Mehrheit aus den Landkreisen Korbach und Schwalm-Eder stammen. Wer nur kurz den Vertretungsplan checkt, gilt als „Abspringer“. Um Mehrfachzählungen zu vermeiden, wird im Browser des Benutzers ein HTTP-Cookie gesetzt. Und damit wird es schon problematisch…
Was heißt eigentlich „wer“ und was machen die Cookies bei mir daheim? „WER“ heißt vor allem IP-Adresse und Cookies sind kleine Textprogramme. Nach deutschem Recht ist das automatische Erfassen der IP-Adresse beim Besuch einer Internetseite verboten. Einem Besucher muss zudem das Recht eingeräumt werden, Cookies gegen Mehrfachzählung ablehnen zu dürfen. Der entsprechend zu entfernende Haken findet sich bei der DATENSCHUTZERKLÄRUNG innerhalb des IMPRESSUMS.
Gesetzeskonform: IP-Adressen der Besucher von CJD-UPDATE werden im Zuge der Besucheranalyse kryptisiert, also unleserlich gemacht, Zählcookies können darüber hinaus ganz abgeschaltet werden. (*)
Ist das nicht paranoid? Lass sie doch zählen, oder? Stimmt einerseits. Doch andererseits ist Gesetz nun mal Gesetz. Allemal ist es gut zu wissen, ob sich ein Anbieter an geltendes Recht hält. Tut er das schon in solchen einfachen Belangen wie dem Tracking nicht, kann man getrost die Professionalität des ganzen Angebotes in Frage stellen. Problematisch ist aber auch, dass oft nicht nur EINE Browser-Wanze schnüffelt, sondern ganze Heerscharen an Wanzen über den Browser herfallen. Die Grafik oben zeigt beispielhaft, welche virtuellen Wanzen beim Besuch uns bekannter Informations-Portale versuchen unseren Browser auszuwerten. Einige davon gelten als fragwürdig im Sinne des Datenschutzes.
Virtuellen Wanzen enttarnen und rauswerfen
GHOSTERY. © Evidon Inc.
Wer sich den Spaß beim Surfen von dieser unkalkulierbareren Invasion nicht verderben lassen will, kann mit Hilfe des kleinen Programm-Geistes, GHOSTERY, die virtuellen Wanzen enttarnen und rauswerfen. Nicht nur das. GHOSTERY liefert auch aktuelle Informationen zu jedem einzelnen Tracker. So kann auch der nur durchschnittliche Internetnutzer erkennen, in welchem Ausmaß ein Tracker im Sinne des Datenschutzes als zu aggressiv anzusehen ist und ihn mit einem Mausklick dauerhaft aus seinem Browser rauswerfen.
GHOSTERY: Kostenfreie Browsererweiterung, u. a. zum Aufspüren und (bei Bedarf) Ausschalten von allen gängigen Trackern.
(*) Text/Grafik: Andreas Bubrowski
Kommentare
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– Zum Beispiel der HTML „Client-side storage“ ?
Irgendwann braucht man sich die Programm-Setups gar nicht mehr herunterzuladen. – Wohin das führt, ist ja wohl klar…
Zu dem Thema würde mich mal sehr interessieren, was es mit dieser Sicherheitslücke im Internet Explorer eigentlich auf sich hatte. – Wurde ja in den Medien nicht weiter thematisiert.
Und während man sich dann vielleicht doch auch mal die praktischen Seiten des WWWs bewusst macht, wird mit Hochdruck an „Anderem“ gearbeitet.
Sehr beunruhigend… – Also: Wer hilft mit, ein neues Internet zu bauen?
PS: Mist, jetzt musste ich meinen Kommentar noch einmal schreiben, da ich den Captcha-Code vergessen hatte. – Da wäre der HTML Web-Storage doch wirklich mal praktisch gewesen…
Weil wir gerade dabei sind: JAVA sollte man aktuell in seinem Browser unbedingt abschalten. Dort lauert gerade eine als schwer eingestufte Sicherheitslücke. Bei Firefox nicht ganz einfach zu finden: EXTRAS >> ADD-ons >> dann auf PLUGINS und JAVA-APLLET-PLUGIN deaktieren. Gibt es ein solches Plugin nicht, dann ist es auch ok.
Zum IE kann ich nichts sagen, da ich den seit „Urzeiten“ nicht mehr benutze.
Gute Idee, mit dem NEUEN INTERNET. Die Idee könnte ein Hefekrümel in einem ansonsten trägen Teiglaib sein. Eines Tages wird er aufgehen… Und zwar dann, wenn immer mehr (vor allem junge) Leute sich der virtuellen Fremdbestimmung verweigern – im Sinne von Angebot und Nachfrage. Dann werden nur wirklich SOZIALE Netzwerke bleiben. Die auf Datenabschöpfung angelegten Geschäftsmodelle haben dann keine Chance mehr. So ein NEUES INTERNET ist meines Erachtens eher LOKAL denn GLOBAL ausgerichtet. Denn nur auf lokaler Ebene kann man konkret greifbar kontrollieren, ob virtuelles „Nutella“ auch wirklich drin ist wo virtuelles „Nutella“ drauf steht.
Java war bereits deaktiviert. – Wieso auch immer… Aber vielen Dank für den Hinweis! War mir bislang gar nicht klar.
Sehr interessanter und informativer Artikel!
Zumindest beim Fakebock-Button, eingebunden auf anderen Webseiten, sollte bekannt sein, dass auch ohne aktivem Login einige Daten (wie beispielsweise Webseite, Datum, IP, Browser sowie Betriebssystem) an das Unternehmen versendet werden. Hatte man irgendwann zuvor schon einmal Kontakt mit der Fakebock-Seite, können diese Informationen (dank eines abgelegten Cookies im Browser) archiviert und bei einem Login dann noch mit eigenem Namen ergänzt werden. Da man heutzutage auf den meisten Seiten diesen Button vorfinden kann, ergibt sich auch ein sehr umfangreiches Nutzer-Profil mit Aktivitäten außerhalb von Fakebock. (Äußerst nützlich…) – Also viel mehr als ein einfacher „Tracker“, wie ich finde.
Bislang einziger Ausweg: Sperrung oder sofortiges Löschen der Cookies für dementsprechende Seiten. – Oder man besucht eben nur Webseiten wie CJD-UPDATE, wo man auch auf solche „Kleinigkeiten“ achtet.
Stimmt, Coockies sind mächtiger und in ihrer Wirkung weiter reichend als Tracker. Doch während über Cookies viel geschrieben wird, gerade im Zusammenhang mit F…book findet man fast im Wochenrhythmus Meldungen und Berichte über den bewusst laxen Umgang damit durch den Betreiber, und man diese kleinen Pogramme im Browser auch leicht ausmachen und löschen kann (bei Firefox unter EINSTELLUNGEN >> DATENSCHUTZ) tauchen die Tracker nirgends auf. Erst GHOSTERY macht die kleinen Wanzen sichtbar. Und man kann fast erschrecken, wie viel manchmal davon am Werk sind. Man muss keine große Sache daraus machen. Aber wissen sollte man schon, wer „unter dem Bett mithört, was man im Schlaf erzählt…“ Vielleicht kann man es im IT-Zeitalter sogar als eine Art ALLGEMEINBILDUNG ansehen, dass man um die Technik weiß, sich gelegentlich ein paar Wanzen näher anguckt (über GHOSTERY) und eben auch einige im Zuge der regelmäßigen „Daten-Hygiene“ sperrt.
OK, ich muss zugeben, dass auch ich bisher nichts über diese Tracker wusste. Ich dachte immer, es wäre nur die Rede von Cookies…
Also eine weitere Raffinesse, um die es sich zu kümmern gilt. Nicht weiter tragisch, das stimmt. – Aber was kommt als nächstes? Das Problem ist ja, dass bei allem irgendein Vorwand zur Notwendigkeit gefunden wird.
Das Nächste? Ist schon absehbar und teilweise Realität: Bei HTML 5, dem neue Webstandard, werden aus den Coockies (Kekse) ganze Cakes (Kuchen). Die bisherigen kleinen Cookie-Textschnipsel mutieren zu ganzen Programmpaketen mit Datenbankcharakter – zum Zwecke der Erfassung des Surf-Verhaltens. So sollen über längere Zeiträume Nutzerprofile generiert werden… Um nur einen Trend zu erwähnen.
Man darf bei alledem aber nicht in Kulturpessimismus verfallen. In zehn oder zwanzig Jahren wird es eine Art „Datenerziehung“ in den Schulen geben (müssen), wie es heute in der Grundschule „Verkehrserziehung“ gibt. So wie man schlicht und einfach lernen musste, mit einem immer stärkeren und damit potenziell gefährlicheren Straßenverkehr im Alltag zu leben, so wird man zukünftig lernen müssen, mit den Datenströmen und ihren zahllosen Fallstricken souverän umzugehen.