Stromausfall – dann geht das Theater los
Von DANIEL JUKIC
Unser Schulalltag bietet sicherlich Stoff für viele Theaterstücke. Kleinere Dramen, große Gefühle oder unbeabsichtigt aufgeführte Slapstick-Einlagen, über die wir gerne mal lachen. Beabsichtigt und viel professioneller sieht es da bei unseren Theatergruppen aus. Eike Willius-Herbold begeistert die Jüngsten bereits für das Theater im Rahmen des Deutschunterrichts in der Unterstufe.
Theater AG. Foto: Marise Moniac
Im Internat können sich dann dienstagabends unsere Jugendlichen unter der Anleitung von Johanne Lüdering „in Szene setzen“. Vor kurzem hatte ich die Möglichkeit, die Theater AG unter der Regie von Ira Sala bei den Proben zum neuen Stück zu besuchen. Hier nun ein kleiner Einblick in das neue Stück und hinter die Kulissen der Theater-AG.
Das neue Stück
Das neue Stück hat noch keinen Titel – das Thema ist Stromausfall. Ort des Geschehens ist ein Mietshaus in dem der Strom ausfällt. Dummerweise sind aufgrund des Stromausfalls die elektronischen Eingangstüren verriegelt. Auf den verschiedenen Etagen leben verschiedene Personen mit verschiedenen Eigenschaften, die während des Stromausfalls auf der Bühne „beleuchtet“ werden. Während der Proben konnte ich schon einmal die ersten Eindrücke sammeln. Das Miethaus beherbergt z. B. einen traumatisierten Soldaten mit seiner betagten Mutter, eine betreute Wohngruppe psychisch Kranker, einen furchteinflößenden Vermieter, eine kaufsüchtige Frau, eine Leiche und meinen persönlichen Helden „bisher“, den Handlager des Hausmeisters. Die Dialoge werden während der Proben erarbeitet und festgeschrieben. An der Organisation und Arbeitsweise aller Teilnehmer erkennt man schnell, dass hier keine Amateure mehr am Werk sind. Die die neu sind, werden schnell herangeführt und die „alten Hasen“ spielen auf der Bühne, als ob es das Selbstverständlichste auf der Welt wäre. Die Premiere feiert das Stück pünktlich zu unserer Jubiläumsfeier am 29.06.2013. Ich freue mich schon sehr darauf!
Allen Theaterbegeisterten sei an dieser Stelle noch der Hinweis gegeben, dass am 29.06.2013, im Rahmen der Präsentationen der Projekttage, noch weitere Theaterwerke, zum Teil in englischer oder französischer Sprache, aufgeführt werden.
Die Theater AG
Die Theater-AG wird seit acht Jahren professionell von Ira Sala geleitet, die 2005 mit ihrem Abschluss für Darstellendes Spiel eine weitere Facultas (mit Auszeichnung!) erworben hat. Diese befähigt gleichzeitig zur Leitung von Oberstufenkursen sowie zur Abnahme von Abiturprüfungen in diesem Fach. Die 17 Schüler aus den Jahrgangsstufen neun bis zwölf treffen sich jeden Donnerstagnachmittag, in den Endphasen der jeweiligen Produktion auch an Wochenenden. Sie lernen in dem Unterricht die wichtigsten Grundlagen des Theaterspielens, um selbstbewusst und mit Ausdrucksstärke auf einer Bühne agieren zu können.
Durch verschiedene Übungen und Aufgaben trainieren sie das Spiel mit Körper und der Stimme, den Umgang mit Raum, Zeit und Rhythmus und arbeiten mit der Improvisation als wichtigster Technik zum Entwickeln von Szenen. Der Umgang innerhalb der Gruppe zeichnet sich durch ein freundschaftliches Miteinander aus und beruht auf gegenseitigem Respekt. Letzteres ist im Hinblick darauf, dass man sich beim Darstellenden Spiel immer wieder der Gruppe präsentieren und sich deren Kritik aussetzen muss, eine wichtige Basis.
Neben der Sprache ist der Körper beim Darstellenden Spiel das wichtigste Arbeitsinstrument. Deshalb tragen die Teilnehmer der AG neutrale, schwarze Kleidung ohne Aufdrucke und Ähnliches, da diese vom Publikum nicht sofort mit einer bestimmten Bedeutung belegt werden kann und auf der Bühne nicht in den darstellerischen Möglichkeiten einschränkt. In einem monatelangen kreativen Prozess entstehen Handlungen und Dialoge, die schließlich in eine aufführungsreife Inszenierung münden, sodass seit 2006 folgende Stücke auf die Bühne gebracht wurden:
2006: Schweinejagd (nach William Goldings Roman „Herr der Fliegen“)
2007: Die Mutprobe (nach Theodor Weißenborns gleichnamiger Kurzgeschichte)
2008: Frühlingsgefühle erwachen (nach Frank Wedekinds Drama „Frühlingserwachen“)
2010: Das Leben ist kein Picknick (eigenes Stück)
2011: Träume (ein Film, inspiriert durch Rainer Werner Fassbinders Stück „Katzelmacher“)
2012: Johanna – Gottes Macht oder Teufels Kunst?
(nach Friedrich Schillers „Die Jungfrau von Orleans“)
2013: eigenes Stück, noch ohne Titel (Thema: Stromausfall)
Aktuelle Mitglieder der AG Darstellendes Spiel:
Lydia Becker, Joshua Braun, Jonathan Dahlke, Sebastian Ehlers, Mara Fischer, Sinah Frank, Caroline Geary, Maike Holland-Letz, Inga von Kortzfleisch, Julian Manß, Alisa Noll, Vincent Plitz, Muriel Racky, Kim Reimer, Philipp Rathgeber, Karoline Rauhmeier, Saskia Schelberger
Kommentare