Erlebnisführung ins aufregend-grausame Mittelalter von Fritzlar
Von Carolin Richter, Inga Michelbrink, Lara Bockskopf
Unsere Klasse 8e hat am 12. Dezember eine mittelalterliche Erlebnisführung in Fritzlar gemacht. Um 9.00 Uhr trafen wir uns mit unserem Stadtführer Herrn Lohmann am Grauen Turm. Schon vor Beginn der Führung wurde uns die Grausamkeit des Mittelalters klar, denn spätestens als man die beiden Pranger sah, an denen die Leute gefesselt und mit faulen Lebensmitteln beworfen wurden, freute man sich auf eine aufregende Führung.
Am Grauen Turm: Zu Beginn unserer Führung zeigte uns Herr Lohmann Bilder der damaligen Kleidung. Wie zum Beispiel die eines 14-jährigen Jungen aus einem Dorf bei Fritzlar. Er trug ein zerrissenes Oberteil sowie eine Hose des gleichen Zustands. Außerdem trug er nur an einem Fuß einen Lappen, den er sich zur Socke gebunden hatte. Unter seiner Mütze ragte ein Löffel heraus, welchen er sich hinters Ohr geklemmt hatte. Zum Betteln hatte er eine Holzschale dabei. Wir erfuhren, dass die meisten Menschen früher in einfachen Häusern mit Strohdächern lebten, wo auch ganz oft ein Feuer ausbrechen konnte. Deshalb wurden Nachtwachen eingerichtet.
Angstloch, Hinrichtung- und Folterstätte
Außerdem wurde uns die eigentliche Bedeutung des Grauen Turm und der zur damaligen Zeit sehr wichtigen, neun Meter hohen Stadtmauer erklärt. Diese war nämlich zur Abwehr von feindlichen Angriffen gedacht, ohne die eine Stadt innerhalb kürzester Zeit zerstört worden wäre. Der Graue Turm, einer der am besten erhaltenen Wehrtürme Deutschlands, diente als Hinrichtung- und Folterstätte mit Angstloch. Die traurige Wahrheit ist zudem, dass bei feindlichen Angriffen nicht nur viele Menschen verletzt wurden, sondern auch Frauen allen Alters vergewaltigt wurden.
Das Hochzeitshaus: Das Hochzeitshaus steht im Kern Fritzlars. Es war früher für großen Veranstaltungen wie etwa Hochzeiten gedacht. Es beinhaltet mehrere Gemächer in den oberen Stockwerken, einen Speisesaal weiter unten und ein Brautzimmer. Im Mittelalter wurden Hochzeiten oft mehrere Tage bis eine Woche mit vielen Verwandten gefeiert. Wer viele Leute einlud, wurde auch selbst viel eingeladen, und wer reich beschenkte, der wurde reich beschenkt. Das war die Devise. Doch das war keine billige Lebenseinstellung. Doch auch unter Verwandten gab es Unterteilungen, welche man an der Art der Stühle erkannte. Das Brautpaar saß auf Stühlen mit hoher Lehne und Armstützen und vor Kopf, die Schwiegereltern saßen rechts und links und hatten die gleichen Stühle. Die angesehenen Verwandten saßen auf Stühlen mit hoher Lehne ohne Armstützen, die weniger angesehenen Verwandten saßen auf Stühlen mit niedriger Lehne ohne Armstütze und die anderen Besucher auf Bänken.
Auf dem Weg zum St. Peter Dom wurde uns die allbekannte Geschichte des Bonifatius erzählt. Für alle, die sie nicht kennen, haben wir einen kurze Zusammenfassung geschrieben: Bonifatius war Missionar, der die Eiche, welche von den Germanen als Symbol des Kriegs- und Wettergottes Donar verehrt wurde, fällte. Damit wollte er ein Zeichen für den christlichen Glauben setzen. Aus dem Holz der Eiche baute er den Dom zu Fritzlar. Im St. Peter Dom: Der Fritzlarer Dom stand früher im Zentrum der Stadt, was man heutzutage nicht mehr behaupten kann. Er wurde im romanischen und gotischen Stil erbaut. Am Eingang sieht man deutliche Merkmalen des romanischen Stils, der ins Gotische übergeht.
Im Schriftenzimmer: Am Ende unserer Tour und ganz schön durchgefroren, kamen wir in der Schriftstube an. Dort sahen wir uns Bücher an, die mehrere hunderte Jahre alt sind. Viele Bücher mussten restauriert werden, da die Tinte sauer und damit ätzend war, sie zerfraß das Pergament. Das älteste Buch stammte aus dem Jahr 1556, es hatte einen hölzernen Lederumschlag. Wir wissen nun auch woher der Satz, die Bücher aufschlagen, kommt. Denn die Bücher hatten Klammern, welche man mit Druck öffnete, doch die meisten legten keinen Wert darauf, und schlugen mit Wucht auf den Deckel. Umgangssprachlich schlugen sie die Bücher auf. Insgesamt hat uns die Stadtführung sehr gefallen. Wir würden sie jeder Klassen weiterempfehlen.
(Gestaltung: BUB)
Kommentare
Schöne Schreibe! Bestimmt hat jemand bei der Tour ein paar Fotos aufgenommen. Wäre schön, davon zwei oder drei in den Artikel einzubinden…
Ein sehr interessanter Artikel! Obwohl ich schon oft in Fritzlar war, habe ich noch Neues erfahren z.B. über die Bedeutung der unterschiedlichen Stuhllehnen bei einer Hochzeit.