Was ist für mich ein guter Lehrer?
Von Tim Schoenewolf, Nico Ludwiczak, Lukas Daum
Zugegeben – wenn man als Lehrer „seinen“ Schülern gegenüber eine Art wohltätigen Papa (oder wohltätige Mama) gibt, indem man etwa Kopf- oder auch Fachnoten tendenziell besser vergibt als Arbeits- und Sozialverhalten und Fachkompetenz es eigentlich hergeben, dann ist man als Lehrer für den Moment schnell der Größte. Dumm ist nur: was auf den ersten Blick so schülerengagiert wirken würde, wäre in Wirklichkeit ein Erziehungsfehler, den ausgerechnet diejenigen am stärksten auszubaden haben, die am meisten Förderung bedürfen – unsichere Schüler. Das zumindest ist die Botschaft der Psychologen um Eddie Brummelmann von der Universität Utrecht, nachzulesen in einer Studie im Fachblatt Psychological Science: „Unsere Ergebnisse legen nahe, dass übertriebenes Lob schulische Leistungen unsicherer Kinder hemmt.“ (Quelle: Süddeutsche Zeitung) Mädchen und Jungen werden demnach NICHT bestärkt durch überschwängliches Lob und Schönreden von Defiziten. Im Gegenteil, das kann dazu führen, wichtige Lernerfahrungen zu vermeiden. Gute Gelegenheit, Junior-Onlineredakteure, Schüler der sechsten Klasse, zu fragen, was denn für SIE ein guter Lehrer ist. (BUB)
Was ist für mich ein guter Lehrer?
Von Tim Schoenewolf
(Jahrgangsstufe 6)
Für mich ist ein guter Lehrer, der fair und gerecht ist, der andere nicht bevorzugt und alle gleich behandelt. Der auch einmal für einen Witz zu haben ist, der auch Spaß versteht. Der keinen Lieblingsschüler hat und diese bevorzugt. Der das Schleimen nicht mag und darauf nicht eingeht. Der nicht vergesslich und langweilig ist und auch einmal mit den Schülern etwas Lustiges unternimmt. Der seine Schüler gut behandelt, aber der auch streng ist und seinen Schülern was beibringen kann. Der sich von Eltern-„Geschleime“ nicht beeinflussen lässt.
Und der unter den Schülern Streit fair schlichten kann, so dass alle Seiten zufrieden sind. Der sich für die Klasse einsetzt und sie verteidigt, der sie auch immer mal wieder lobt, wenn sie gut mitgearbeitet haben. Der es gut findet, wenn sich ein Schüler mehr anstrengt und ihn dann einmal lobt und der nicht immer nur dieselben drannimmt. Dabei spielt das Alter keine Rolle, denn wenn der Lehrer nett und fair ist, ist das völlig egal. Er sollte auch sympathisch sein, aber das kann man ja nicht entscheiden, entweder die Sympathie ist da oder nicht. Ich finde, an unserer Schule sind die meisten Lehrer sympatisch.
Von Nico Ludwiczak
(Jahrgangsstufe 6)
Meiner Meinung nach muss ein guter Lehrer nett sein und sein Wissen gut weitergeben können. Außerdem sollte er Freude am Fach haben, gerecht sein und man sollte das, was er erklärt, auch verstehen können. Er sollte kreativ das Fach gestalten, damit es auch Spaß macht und man Lust zum Lernen hat. Einfühlsam sollte er auch sein und sich in die Lage der Schüler hineinversetzen können. Lehrer sollten auch nicht zu streng sein, weil man sich sonst nicht traut, ihn etwas zu fragen. Sie sollten die Schüler motivieren können, etwas zu lernen. Der Unterricht sollte Spaß machen, aber man sollte auch etwas lernen.
Von Lukas Daum
(Jahrgangsstufe 9)
Was macht einen guten oder schlechten Lehrer aus? Es ist üblich und „politisch korrekt“ in dem Zusammenhang ausschließlich positiv besetzte Merkmale aufzulisten. Als ich mich in meiner Klassenstufe dazu erkundigte, zeigte sich aber, dass für manche Mitschüler ein Lehrer (eine Lehrerin) auch durch das FEHLEN bestimmeter Merkmale zu einem „guten Lehrer“ wird. Nachfolgend eine Zusammenfassung der Merkmale.
- „Er (sie) sollte keinen Mundgeruch haben.“
- „Er (sie) sollte spannenden und lebhaften Unterricht machen.“
- „Er (sie) sollte niemanden bevorzugen und sich keine Lieblinge bilden.“
- „Er (sie) sollte engagiert und motiviert an den Unterricht und seine (ihre) Klasse herantreten.“
- „Er (sie) sollte nicht schadenfroh oder gar beleidigend werden.“
- „Er (sie) sollte seine (ihre) Schüler angemessen behandeln und keine unangebrachten Kommentare von sich geben.“
- „Er (sie) sollte sich entschuldigen wenn er (sie) einen Fehler gemacht hat, denn das ist menschlich.“
- „Er (sie) sollte mit sich reden lassen wenn es in seiner (ihrer) Klasse Probleme mit ihm (ihr) gibt.“
- „Er (sie) sollte sich erst alle Seiten anhören, bevor er (sie) jemanden aburteilt.“
Dies ist ein kleiner Ausschnitt was uns, also Schüler der Jahrgangsstufe 9 an so manchem Lehrer aufregt, stört oder uns einfach nur verzweifeln lässt.
Kommentare
Diese Studie sollten sich aber auch Eltern zur Brust nehmen. Wer als Kind selbst für banalste „Leistungen“ über alle Maßen gelobt wird und andauernd ein überschwängliches „Das ist aber toll“ zu hören bekommt, wird fast zwangsläufig in eine eher ichbezogene Welt- und Selbstsicht getrieben.
Ich kann die Studie gut nachvollziehen: Des Öfteren ging es mir schon so, dass mich Lob oder „beruhigende Worte“ bei einem mir sehr wohl bewussten temporären Leistungstief nur noch mehr verunsichert haben. Ehrlichkeit und „zu den Schwächen anderer zu stehen“ ist, insbesondere in der Lehrerposition, meist eine größere Hilfe als Verhätschelung. (Klingt etwas hart… )
Ich glaube daher, ein „guter Lehrer“ fällt dem Schüler in schlechten Phasen weniger durch Nettigkeit auf, sondern vielmehr im Rückblick durch den erzielten Lerneffekt – vielleicht auch erst einige Zeit nach dem Schulabschluss. Dankbarkeit für sein Bemühen erfährt der Lehrer also eher selten. – Ein schwieriger Job.