Von Lara-Marie Merle, Klasse 9c

Betroffenheit. Foto: E. Willius-Herbold/CJD Oberurff
Betroffenheit. Foto: E. Willius-Herbold/CJD Oberurff

Besuch der Klassen 9c und 10e in der Gedenkstätte „Buchenwald“ – Es ist ein beklemmendes Gefühl, genau die Straße entlang zu fahren, auf der vor 77 Jahren politische Gegner, Homosexuelle, Straftäter, Sinti, Roma und Juden in das acht Kilometer von Weimar entfernte Arbeitslager „Buchenwald“ gebracht wurden. Zum Teil sind die Männer barfuß und müssen vom Bahnhof zum Konzentrationslager (KZ) laufen, egal bei welchen Wetterbedingungen. Die Menschen stellen sich vor der Kommandantur auf und bekommen sogenannte Winkel: Politische Gefangene einen roten Winkel, Homosexuelle einen in rosa, einen schwarzen Winkel, die „Asozialen“, die Berufsverbrecher (BV) einen grünen und jeder Jude bekommt einen gelben beziehungsweise zu seinem ersten Winkel noch einen hinzu, sodass sie durch den Judenstern gekennzeichnet sind.

Später wurden Häftlinge von Firmen „gemietet“

Im Jahr 1937, genauer am 15. Juli, wurden die ersten Häftlinge unter der Aufsicht von Karl Otto Koch, der Lagerkommandant von 1937 bis 1940 war, nach Buchenwald gebracht. Diese mussten anfangs in Steinbrüchen und auf Feldern arbeiten. Später wurden die Häftlinge dann auch von Firmen „gemietet“, da sie hart arbeiteten und günstig waren. Zu diesen Firmen gehörten unter anderem die Gustloffwerke.

Unterwegs in der Leere des Grauens. Der Schornstein gehört zum Krematorium. Foto: Foto: E. Willius-Herbold/CJD Oberurff
Unterwegs in der Leere des Grauens. Der Schornstein gehört zum Krematorium. Foto: Foto: E. Willius-Herbold/CJD Oberurff

1943 mussten die Gefangenen aus dem Arbeitslager Buchenwald eine zehn Kilometer lange Eisenbahnstrecke innerhalb von drei Monaten bauen, damit die ankommenden Gefangenen nicht so erschöpft waren, denn auf die Effizienz der Häftlinge legte der Lagerkommandant Hermann Pister, der von 1940 bis 1945 in Buchenwald arbeitete, viel Wert. Die damalige deutsche Regierung wollte allerdings noch mehr Leistung von den ausgehungerten Häftlingen, also lockten sie für besonderen Fleiß mit Arbeitsbons, für die man Lebensmitteln bekam, später richteten sie auch ein Bordell mit 16 Frauen aus einem Außenlager ein. Alle neuen Gefangenen kamen zuerst in das kleine Lager, da sie durch die lange Zugfahrt, das wenige Essen und die schlechten hygienischen Bedingungen oft krank waren und die anderen nicht anstecken sollten. Das kleine Lager wurde auch als Sterbelager verwendet.

Am Ende des Krieges kamen viele sowjetische Kriegsgefangene, die zur „medizinischen Untersuchung“ mussten. Doch eigentlich kamen diese, da sie für minderwertig gehalten wurden, in die als Arztpraxis getarnte Genickschussanlage. Andere Gefangene wurden stranguliert, gefoltert oder ausgehungert, wer sich statt der andauernden Qualen für den raschen Tod entschied, konnte zum Beispiel gegen den drei Kilometer langen Stacheldrahtzaun laufen, der unter 360 Volt stand, wenn man nicht vorher erschossen wurde.

Wir gedenken der mehr als 56.000 Toten

Ab 1939 hatte das Arbeitslager wegen eines Massensterbens von polnischen und Wiener Juden ein eigenes Krematorium, wo sechs Tote auf einmal eingeäschert werden konnten. Zu dem Krematorium gehörte auch ein Pathologiegebäude, dieses war allerding nicht für die Aufklärung der Todesursache zuständig, sondern diente lediglich zur Verschleierung. Am 11. April 1945 gelang den Häftlingen die Lagerbefreiung. Allerdings nur, weil die SS-Soldaten das Arbeitslager auf dem Ettersberg aufgegeben hatten und nur noch wenig die Stellung hielten, da die Amerikaner kurz davor waren, Buchenwald zu übernehmen. Am Ende der Befreiung gab es 21.000 Überlebende, doch diese Zahl halbierte sich noch durch die weitenTodesmärsche, die die ausgehungerten und zum Teil verletzten Menschen noch machen mussten.

Die Autorin. Foto: E. Willius-Herbold/CJD Oberurff
Die Autorin. Foto: E. Willius-Herbold/CJD Oberurff

Was sich dort, an dem einst schönen Örtchen ereignete, wo Goethe selbst spazieren gewesen sein soll, ist kaum zu glauben und doch ein Teil der deutschen Geschichte. Daher gedenken wir der mehr als 56.000 Toten, die im Arbeitslager Buchenwald zu Tode gekommen sind.

(Gestaltung: BUB)