Besuch von Bischof Prof. Dr. Martin Hein in der Christophorusschule
Hoher Besuch in der Christophorusschule Oberurff: Auf Einladung des Religionspädagogischen Arbeitskreises referierte Prof. Dr. Martin Hein, Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, vor den Schülern der Jahrgangsstufe 13 über aktuelle Themen der kirchlichen und gesellschaftlichen Gegenwart. Begleitet wurde der Bischof von Pfarrer Dr. Michael Dorhs (Referent Schule), Pfarrer Roland Kupski (Theologischer Mitarbeiter im Büro des Bischofs) und Dekan Dr. Helmut Umbach.
Kontakt zur jungen Generation vertiefen
Schon bei einem früheren Besuch in Oberurff hatte Bischof Hein den Wunsch geäußert, den Kontakt zur jungen Generation zu vertiefen. „Schüler und nicht etwa die Gebäude sind das Zentrum der Schule“, sagte er, „die Veranstaltung heute ist auch für mich ein Studientag.“ Nach der Darstellung seines persönlichen Werdegangs skizzierte Hein die Probleme, denen sich die Kirche in einer Zeit des Umbruchs und radikalen Wandels stellen müsse. Eine wachsende Zahl von Kirchenaustritten und weniger Mitglieder insgesamt stünden allerdings einer steigenden Zahl aktiver Gläubiger gegenüber. „Viele junge Menschen wollen wissen, was ihnen die Mitgliedschaft in einer evangelischen Kirche bringt“, sagte Hein, „doch schnelle Antworten sind hier nicht möglich.“
Er empfahl den Abiturienten, bei den Entscheidungen, die demnächst auf sie zukämen, gut abzuwägen. „Das Leben als Christ ist nicht einfacher, aber klarer“, lautete eine seiner Überzeugungen. Wenn man die Sicherheit habe, dass man so, wie man ist, von Gott geliebt werde, nehme automatisch der gesellschaftliche Druck ab. Im Übrigen sei Pfarrer einer der schönsten Berufe, die es gebe. „Es ist spannend, über Gott und die Welt nachzudenken.“ Zu den Aufgaben der Kirche in der Öffentlichkeit nannte Hein die Stellungnahme der evangelischen Christen zur derzeit diskutierten Sterbehilfe. „Was verstehen wir unter Menschsein?“, fragte er, „was ändert sich, wenn der assistierte Suizid zugelassen wird?“
Ein weiteres drängendes Thema seien die Kriege an vielen Stellen der Welt und die damit verbundene Flüchtlingsfrage. „Wollen wir uns in der Festung Europa abschotten oder gelingt es uns, eine multinationale und multikulturelle Gesellschaft zu schaffen?“ Ziel müsse es sein, ein menschenwürdiges Leben für jedermann zu ermöglichen und eine humane Gesellschaft zu erhalten. Bei der anschließenden Diskussion interessierten sich die Schüler für eine intensive Beantwortung von Fragen zur Sterbehilfe. Bei weiteren Punkten ging es um die Reaktion der Kirchenführung auf Kritik und um Fragen des Glaubens in unterschiedlichen Religionen. „Welche Veränderungen muss die Kirche bewältigen, um auch für nachfolgende Generationen attraktiv zu bleiben?“ hieß es zum Schluss. Die Antwort des Bischofs: Man müsse junge Menschen samt ihren Fantasien und Sehnsüchten ernst nehmen. Ein anspruchsvoller Religionsunterricht sei die Voraussetzung, um den Weg zu mehr Freiheiten zu ebnen. MARISE MONIAC
(Gestaltung: Andreas Bubrowski)
Kommentare