„Schlammtastisch“ ging es auch bei den jungen Teilnehmern zu. Foto: privat
„Schlammtastisch“ ging es auch bei den jungen Teilnehmern zu. Foto: privat

Kurz vor dem Rennen: Ich weiß, auch wenn es ernährungsphysiologisch und strategisch nicht sehr gut ist, brauch ich jetzt erst einmal einen Kaffee, um wach zu werden und mich auf legalem Weg etwas zu dopen. Und wenn ich schon einen Kaffee trinke, dann kann ich mich gleich an die Heizung am Fenster stellen, wo ich mich warm mache- oder besser gesagt die Heizung diesen Part für mich übernimmt. Die anderen Fahrer tun dies, ganz professionell, draußen auf ihren Fahrrädern oder auf Rollen. Fahrradfahren, so denke ich mir, kann ich heute noch lang genug.

Und da mein Frühstück bereits eine Stunde her ist, überkommt mich ein erster Hunger. „Schnelle Kohlenhydrate“ ist jetzt das Motto! Also esse ich eine Banane, um meine Glykogenspeicher noch besser zu füllen. Wenn Glykogenspeicher überlaufen könnten, dann würden das meine wahrscheinlich machen. Am Vorabend habe ich nämlich bereits eine Pasta Party in meiner Küche veranstaltet. Und um auch ganz sicher zu gehen, dass ich genug Carbs aufnehme, löffelte ich zum Nachtisch noch Erdnussbutter. Genau das war meine Vorbereitung am Vortag. Sport wollte ich lieber nicht machen, um meine Muskeln nicht schon einer Vorermüdung auszusetzen.

Glücklich am Ziel. Foto: privat
Glücklich am Ziel. Foto: privat

Da dies, wie man an meinen beschriebenen Vorbereitungen schon erahnen kann, mein erster Mountainbike-Marathon ist, bin ich sehr gespannt, was sonst noch so auf mich zu kommen würde. Besonders interessant finde ich die kulinarischen Highlights, die so eine Tour bietet. Ich kann während der Fahrt eigentlich kaum die schöne Landschaft genießen, weil ich entweder damit beschäftigt bin, nicht vom Fahrrad zu fallen oder versuche mir irgendwas Essbares aus meinen Rückentaschen vom Trikot herauszukramen. Ich habe einen Riegel, ein Gel, einen Riegel und noch ein Gel verspeist. Aber alles in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen natürlich, um meinem Körper nicht zu einseitig zu ernähren. Bei so einer Fahrt hat man tatsächlicher sehr viel Hunger, der auch immer wiederkommt.

Diese Tatsache scheint man mir regelrecht anzusehen, da mich eine nette Dame am Wegesrand anfeuert und mir ihre Hand ausstreckt, auf welcher Traubenzucker liegt. „Ein Geschenk des Himmels“ denke ich mir, da mir diese Stärkung die notwendige Energie für den heftigen Anstieg in den Wüstegarten hoch zur Verfügung stellen würde.

Und schon geht es weiter und ich verbringe die nächsten dreihundert Meter damit, den Inhalt des Traubenzuckers aus seiner Verpackung herauszubekommen. Das ist gar nicht so leicht bei Starkregen, im unebenem Gelände, mit Handschuhen und den nächsten Fahrern im Rücken. Nach diesem überwunden Hindernisse sehe ich auch schon mein nächstes Etappenziel: Der Verpflegungsstand! Dort treffe ich auch zwei Schüler vom CJD. Der eine reicht mir netterweise einen Becher Wasser, der andere will mir noch eine Banane geben, aber das ist der Punkt, wo ich mich innerlich ermahne: Jetzt reicht es mit dem Essen! Jetzt musst du auch mal fahren. Wahrscheinlich liegt es an dieser, nicht gerade sehr klugen, taktischen Änderung, dass sich ab diesem Zeitpunkt die Strecke ganz schön zieht. CHRISTINA LECHNER

(Gestaltung: BUB)