Ein Vertrag mit der Erde zum Weihnachtsfest
VON MARIO ZIEGLER
„Alle Jahre wieder kommt das Christuskind auf die Erde nieder, wo wir Menschen sind, kehrt mit seinem Segen ein in jedes Haus.“ Wer kennt es nicht, das alljährlich gesungene Weihnachtslied. Doch Moment mal: Hieß es nicht schon bei Abraham, dass er Segen bekommt und auch gleichzeitig Segen sein soll? Warum beschäftigen wir uns dann gerade zu Weihnachten eigentlich immer nur mit der Frage, was wir unseren Freunden und Familienmitglieder schenken sollen? Warum denken wir immer nur so kurzsichtig und konsumorientiert? Warum stellen wir uns nicht mal die Frage, was wir denn der Erde dieses Jahr zu Weihnachten schenken wollen?
Konkrete Handlungsoptionen übelegt
Aber halt: Genau das hat die Klasse 5e im Rahmen des Religionsunterrichts bei Herrn Ziegler gemacht. Im Rahmen der Unterrichtseinheit zur Schöpfung Gottes ging es nämlich auch um die Frage, wie wir Menschen Gottes Auftrag, nämlich die Schöpfung zu bewahren, ernst nehmen und umsetzen können. Selbst die Fünftklässler wissen, dass der menschliche Lebensstil mit ihrem Konsumverhalten die Erde belastet und auf lange Sicht irreversibel schädigt. So wurde im Unterricht aber nicht nur überprüft, was der Umwelt Schaden zufügt, sondern auch konkret überlegt, was wir Menschen für Handlungsoptionen haben, um unser wüstes Treiben zu beenden und unser Verhalten zu ändern. Dass in der Wirtschaft nicht alles sauber ist, wissen die Schüler nicht erst seit dem Dieselskandal und dass dies nur ein kleiner Teil des Umweltproblems ist, war auch nichts Neues – schließlich fand gerade die 24. UN-Klimakonferenz in Kattowitz statt.
Dennoch können gewisse Regenten die Zeichen der Zeit nicht deuten und behaupten doch glatt: „Klimawandel? – das glaube ich nicht“. Während Gletscher zusehends schmelzen, Wälder illegal gerodet werden und quasi neue Kontinente aus Plastik auf unseren Meeren entstehen und Politiker teils tatenlos zusehen oder die Lage gar gänzlich ignorieren, haben die Schüler der Klasse 5e nicht nur Gute-Besserungskarten für die Erde geschrieben, da sie wissen, wie wohltuend es sein kann, wenn man merkt, dass der Gesundheitszustand nicht allen Menschen egal ist, sondern auch überlegt, wie man der kranken Erde wieder zu mehr Gesundheit verhelfen kann. Denn als nächsten Schritt haben die Kinder einen Vertrag unterzeichnet, in dem sie sich individuell drei Punkte notiert haben, was sie innerhalb eines Zeitraums von drei Wochen bis Weihnachten ändern wollen.
So wollen viele der Schüler nun vermehrt darauf achten, welche Einsparpotentiale sie bei Strom und Wasser realisieren können oder dass sie auch im Kinderzimmer Müll trennen können. In der ersten Woche, in der nun die neuen Regeln gegolten haben, zeigte sich aber auch schon, dass nicht jedes gesteckte Ziel erreicht werden konnte. „Ich wollte eigentlich immer mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Schule fahren, habe aber einmal den Bus verpasst und musste mich von meinem Papa fahren lassen“, war eine der ehrlichen Rückmeldungen der Schüler. „Eigentlich bringt es ja nichts, wenn wir eine Karte an die Erde schreiben. Sie kann es ja nicht lesen“, meinte ein anderer, doch die Reaktion einer Schülerin zeigte, dass die Grundidee Früchte trägt: „Naja, aber so macht man sich wenigstens mal Gedanken darüber und man sieht, dass auch wir etwas beitragen können!“ „Wenn wir weniger Strom verbrauchen, weil wir weniger am Handy hängen, tragen wir auch einen Teil dazu bei, dass die Atomkraftwerke nicht so lange am Netz bleiben müssen, das ist nicht nur Sache der Erwachsenen oder Politiker.“
Es ist als Lehrer schön zu sehen, wenn aus einer Unterrichtsidee mehr wird als nur 90 Minuten Unterricht, sondern ein umweltbewusstes Verhalten, das zukunftsfähig ist. Mitmachen und nicht nur tatenlos zusehen! Nur so können wir etwas zur Besserung des Gesundheitszustands der Erde beitragen. Die 5e weiß das und wie ist es mit Dir? Sei auch Du ein Segen. In diesem Sinne: Frohe Weihnachten, liebe Erde!
(Gestaltung: BUB)
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