Klassenarbeit in der 9e

Noch beim Schreiben merkt S. aus der Jahrgangsstufe 10, dass die Klassenarbeit in Mathematik sprichwörtlich in die Hose gehen wird. Vermutlich wird es nicht mal für einen Vierer reichen. Frust und Enttäuschung macht sich breit. Hat er doch die Tage vor der Arbeit stundenlang über Lehrbuch und Hefter gebrütet. Und SCHEINBAR alles ganz gut verstanden. Resigniert schreibt er am Ende der Arbeit: soviel gelernt und dann das…

Die Situation von S. ist kein Einzelfall. Im Wiederholungsfall macht sich bei Schülern, Eltern UND Lehrern Ratlosigkeit breit. Was kann man tun? Oft wird das Heil in zeit- und kostenintensiven Nachhilfen gesucht. Mit eher mäßigem Erfolg. Besser und wirksamer als NACH-helfen ist sich SELBST-helfen. Dazu ein paar Topics.

Selbstverantwortung – Selbsthilfe

Der Satz, den S. unter die Klassenarbeit geschrieben hat, zeigt Betroffenheit. Er versucht auch nicht, für seine ungenügende Leistung anderen die Schuld zuzuschieben. Er verzichtet auch auf trickreiche Erklärungen für das Debakel. Zu eigenen Schwächen zu stehen ist heilsame Demut und stärkendes Selbstbewusstsein in Einem. Und Schlüssel für eine erfolgreiche „Selbst-Hilfe.“ ICH muss was tun. Erst wenn DAS klar ist, kann ICH fragen, WAS man tun kann.

Das Ziel ist der Weg – ICH WILL!

Der oft zitierte Satz aus der Tradition des Zen-Buddhismus lautet genau anders herum: Der Weg ist das Ziel. Beim Lernen funktioniert das aber SO nicht.

Lernen ist wie ein kaputtes Fahrrad reparieren: Man sagt, „Ich gehe jetzt mein Fahrrad reparieren.“ Der Satz ist klar zielorientiert. Treibende Kraft der Fahrradreparatur ist ein gesunder zäher Ehrgeiz, das Bike WIRKLICH zum Laufen zu bringen. Es geht nicht darum, sich eine oder zwei Stunden die Finger mit öligen Schrauben dreckig zu machen. Man zieht sich mit einem klaren und überprüfbaren ZIEL in die Garage oder den Keller zurück. Kommt man nach zwei Stunden zurück, wird man gefragt: „Und, geht es wieder?“ Wenn man jetzt JA sagt, heißt das, die Reparatur wurde durch eine Probefahrt bestätigt. Vielleicht sagt man auch: „NEIN, ich konnte den Fehler nicht finden.“ Oder „NEIN, mir fehlt ein bestimmtes Ersatzteil.“

DANN ist der Zeitpunkt gekommen, sich externe Hilfe zu holen. Im Fall, dass der Fehler nicht zu finden ist, muss ein Fachmann zu Rate gezogen werden. Wenn dagegen ein Ersatzteil fehlt, ist das im Fachhandel zu besorgen.

Aber kein vernünftiger Mensch wird nach zwei Stunden Herumschraubens stolz erklären, dass er zwei Stunden Fahrradreparieren war, OHNE durch eine Probefahrt den Erfolg überprüft zu haben. GENAU SO GEHT EFFEKTIVES LERNEN!

Effektiver Ehrgeiz – Dran bleiben

Es kommt also nicht auf das TUN sondern das ZIEL an. Wenn ich etwa für Mathematik lernen muss, tune ich sozusagen mein „Mathematik-Radl“ im Kopf. Tuning heißt sehr wohl, eine, zwei oder drei Stunden an „öligen Schrauben“ (=LERNEN mit Buch und Hefter) zu drehen. Man braucht dazu eine Portion eisernen Ehrgeiz. Egal, ob es eine oder drei Stunden braucht. ICH WILL das Ding zum Fahren bringen. ICH WILL den Mathekram beherrschen. Wenn ich mich SO auf das Ziel konzentriere, gerät alle Zeit in Vergessenheit.

GESUNDER Ehrgeiz – Rat holen

Wer sich an die ersten Punkte hält und feststellt, dass er nicht weiter kommt, sollte sich JETZT wie bei der Fahrradreparatur verhalten. Er fragt einen Fachmann oder holt sich ein Ersatzteil. Völlig klar, dass man dann eine KONKRETE Frage im Kopf hat. Keiner wird in ein Fachgeschäft gehen und hilflos sagen: „Mein Radl fährt nicht, was soll ich bloß tun!“ Stattdessen: „Ich habe ein konkretes Problem, … bitte helfen Sie mir, DAS Problem zu lösen?“ Setze Fachgeschäft gleich Schule und Fachmann gleich Lehrer. Wer SO seinen Lehrer fragt, bekommt die effektivste (wirksamste) Hilfe – UMSONST.

Probefahrt – Testlauf

Wie kann eine „Probefahrt“ beim Mathematik-Tuning aussehen?

• Bereits gerechnete Aufgaben auswählen
• AUF KEINEN FALL dabei auf den Lösungsweg schielen
• ALLE gewählten Aufgaben unter Klausurbedingungen lösen
• Lösungswege und Ergebnisse vergleichen
• Erkennen, WO man hängen geblieben ist
• Herausfinden, WARUM man DA hängen geblieben ist
• Weglegen und NICHT wieder drauf schielen.
• nach einiger Zeit „Probefahrt“ wiederholen, solange, bis …
• … das „Fahrrad“ rollt, also die Probearbeit FEHLERFREI ist

Spicker als Kopfstütze

Sicherer Weg zum Erfolg: Gut gemachte Spicker, die – wenn es ernst wird – sich selbst überflüssig machen

Gute Spicker sind wie Kopfstützen am Autositz. Sie helfen im Ernstfall. Und geben ein sicheres Gefühl. Auf dem Spicker kommt alles in geraffter Form drauf, was irgendwie schwierig erscheint. Der Spicker ist fortan immer dabei und wird beständig erweitert. Vor allem im Unterricht und bei den Hausaufgaben. Wann immer mir etwas unklar ist, wird die „Kopfstütze“ konsultiert. Der Spickzettel ist am besten in der Federmappe zu Hause.

Praktische Lern-Magie

Am Abend vor der Klassenarbeit vor dem Schlafengehen auf den Spicker kurz aber intensiv meditieren. Dann unter das Kopfkissen damit und beim Einschlafen den letzten Gedanken fest darauf richten. Am Morgen nach dem Aufwachen KURZ die „Kopfstütze“ überfliegen! Dann weg damit und ganz tief und unzugänglich in der Tasche vergraben. Während der Arbeit den Spicker bei Bedarf sofort visualisieren. Das klappt garantiert. JETZT einen billigen Täuschungsversuch risikieren, also den Spicker PHYSISCH benutzen, würde lediglich erst den Spaß, dann den Erfolg verderben.

Sich über den coolen Erfolg freuen :-)

(Text/Bild: Andreas Bubrowski)