Neues aus Auckland: Wir haben eine neue Schulleiterin
Von Maria Ordemann (*)
Skyline von Aukland
(Foto: PixelQuelle.de)
Unsere neue Schulleiterin heißt Vickie Barrie. Am Montag letzter Woche haben wir sie auf Maoriweise willkommen geheißen. Alle Schüler versammelten sich in der großen Halle, in der wir einmal die Woche „Whole-School-Assembly” haben. In der Mitte wurde ein Gang frei gelassen, durch den sie gehen würde. Doch zunächst hießen zwei Mädchen sie mit einem Maori-Gesang willkommen. Es müssen Mädchen oder Frauen sein!
Wenn sich früher zum Beispiel zwei Maori-Stämme „besucht” haben, mussten die Frauen zur Begrüßung vorangehen, denn das bedeutete, sie kamen in Frieden. Die Schülerinnen gingen also rückwärts den Gang entlang und Mrs Barrie entgegen (vor ihr lief eine Frau, die singend den Mädchen antwortete).
Lake Wanaka
(Foto: PixelQuelle.de)
Am Ende der Prozedur nahmen Mrs Barrie und ihre Begleiterinnen auf bereit gestellten Stühlen Platz nahmen. Der Empfang ging sehr formell (auf Maoriweise formell) weiter. Die Kapahaka-Group der Schule sang ein paar Lieder (Schulhymne, Willkommenslieder und einen Lobgesang an den „Schöpfer”, denn auch Maori glauben an einen solchen). Ein oder zwei Lehrer und einer der vier Schulsprecher hielten kurze lockere Reden und ein ehemaliger Kollege von ihrer alten Schule (die alte Schule „übergab” sie uns, das war auch Teil der Prozedur) sagte ein paar nette Sachen.
Diese Begrüßungszeremonie dauerte etwa eine Stunde. Dann durften wir endlich gehen, denn es ist nicht gerade bequem, wenn 1.500 Schüler in einer Halle, die ungefähr 2/3 von unserer Sporthalle in Oberurff misst, auf dem Boden hocken müssen.
„Kiwis“ – Kosename für Neuseeländer
(Foto: PixelQuelle.de)
Aber es war auch langweilig für diejenigen, die kein Maori verstanden, denn fast die ganze Zeit wurde Maori gesprochen (nur die Maori sprechen die Sprache fließend, die „Kiwis“ kennen ansonsten zumeist nur ein paar Worte). Mrs Barrie selbst sprach nicht zu uns, denn sie wollte uns erlösen vom ganzen Auf-dem-Boden-Sitzen. Sie hielt ihre Rede am Freitag in der Assembly (Versammlung). Was ich sehr gütig fand!
Während ihrer ganzen Woche nahm sie sich jede Lunch-time (das ist die tägliche große Pause, die ca. eine Stunde dauert) Zeit, um mit den Schülern zu sprechen. Sie lief auf dem Schulhof herum und sprach einzelne Schüler an, um sie besser kennen zu lernen. Mir gefällt es sehr gut, dass sie einen persönlichen Draht zu ihren Schülern aufbauen möchte. Sie selbst hat in ihrer Rede gesagt, sie wolle nicht die „Chefin“ sein, die über allem steht, sie wolle lieber für uns da und ein Teil der Schulgemeinschaft sein.
Linksunten:
Spiegel-online: Maori will Bergnamen schützen lassen
(*) Maria hat bis Juni 2006 das Gymnasium in Oberurff besucht (10e). Sie war aktive Mitarbeiterin der Weblog AG. Zur Zeit ist sie in Aukland an einem College. In lockerer Folge berichtet sie für CJD-Update aus „Kiwi-Country“, NEUSEELAND (Red.)
Kommentare
Das hätte ich ja nicht gedacht, dass in Neuseeland die Traditionen der Ureinwohner so respektiert werden, toll! Ein guter Ansporn ist auch das Verhalten der neuen Schulleiterin: sich einfach die Zeit nehmen und mehr mit den Schülern in den Pausen reden. Hoffentlich kriegen wir das in Oberurff auch mehr hin und lassen uns nicht nach den Ferien so schnell wieder von der Alltagshektik erfassen.
Ich bin gespannt auf weitere Berichte aus Kiwi-Land!
(kvu)