Gedenkstätte Buchenwald: Studienausflug der Klassen 10c und 10g
Von Eva-Corinna Böhm (Klasse 10c)
Ort des Grauens heute (Foto: privat)
Am 30. November haben wir einen Studien-Ausflug in die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald unternommen. Nach der Ankunft gab es zunächst einen Informationsfilm zu sehen. Wir erfuhren dabei Daten und Fakten über das Lager, die Gefangenen und den Tagesablauf. Im Film kamen auch zwei ehemalige Gefangene zu Wort. Sie berichteten vom Leben im ehemaligen Konzentrationslager.
Tagesablauf im so genannten großen Lager
Die Autorin (Foto: CJD-Update)
Die Gefangenen mussten zum Morgenappell früh aufstehen, wo sie erst einmal gezählt werden. Danach bekamen sie meist Frühstück (eine Scheibe Brot und dazu etwas Aufstrich). Manchmal gab es auch keine Nahrung. Nach dem kargen Mahl ging es in Gruppen zu den einzelnen Arbeitsstellen. Dazu gehörten unter anderem Bergbau, Küchendienst und Sozialdienste.
Gearbeitet wurde täglich zwölf Stunden, teilweise auch mehr. Wenn die Gefangenen nach getaner Arbeit wieder im Lager ankamen, gab es erneut einen Zählappell. Alle im Verlauf des Tages verstorbenen (erfrorene oder verhungerte) und kraftlosen Mitgefangene wurden in die Reihen gelegt und mitgezählt. Der längste Appell dauerte an die 18 Stunden. Dabei kamen 16 Menschen durch Erfrierung zu Tode. Der Grund war, dass drei Häftlinge nicht aufzufinden waren.
Zum Abendbrot gab es meist nur eine Steckrüben-Suppe. Die Häftlinge sagten dazu „Wasserbrühe.“ Ab und zu wurde die Suppen auch mit Sägespäne angedickt.
Das Außenlager (kleines Lager)
Das Außenlager war ursprünglich ein Pferdestall für ca. 48 Tiere. Jetzt wurden hier Gefangene eingesperrt. Sie mussten dort wohnen, leben und schlafen. Aber es waren nicht 50 oder 100 Männer, die dort hausten. Es waren am Ende an die 2000! Sie mussten mit ca. zwölf Personen auf einer 1 mal 2 Meter großen Etage schlafen. Sie bekamen nahezu keine Nahrung und mussten trotz der harten Bedingungen arbeiten.
Es ist folgende wahre Begebenheit überliefert:
An einem Abend sind wir von dem großen Lager runter in das kleine Lager gegangen, weil wir den Schweinen die Kartoffelschalen bringen sollten. Als wir die anderen Männer sahen, konnten wir deren Lage kaum begreifen. Wir gingen durch den Eingang, der uns geöffnet wurde, weil ja rings herum um das ganze Lager ein elektrischer Zaun war. Als wir hinter den Pferdeställen anlangten, kamen plötzlich ein paar Männer auf uns zu und griffen nach den Kartoffelschalen. Es kamen immer mehr hinzu und sie fingen an, sich um die Kartoffelschalen zu streiten. Einer von ihnen wollte nichts abgeben – sie ganz für sich behalten. Er wurde von einem anderen darauf hin so lange gewürgt, bis er tot war.
Allgemeines über den Lagerkomplex
Lageplan des ehemaligen Konzentrationslagers (Foto: privat)
Das gesamte Lager war am Ende ca. vier mal vier Kilometer groß. Den Eingang in dem Gefangenenbereich bildete ein Eisentor mit der zynischen Aufschrift „Jedem das Seine.“ Ringsherum um das Lager waren insgesamt 27 Wachtürme, die mit einem elektrischen Zaun verbunden waren. Links an diesem Tor ist gleich ein kleines Gefängnis mit angebaut, wo meist die Gefangenen eingesperrt waren, die am nächsten Tag gehängt, erschossen oder auf sonstige Art ermordet wurden. Unter den Gefangenen dort war auch der berühmt gewordene Pfarrer Paul Schneider. Seine einstige Zelle ist heute eine eigene kleine Gedenkstätte. Ein Bild und Blumen schmücken den Raum.
Lageplan
Im Innenhof des großen Lagers war erst einmal der große Appellplatz. Danach kamen die ehemaligen Baracken der Gefangenen. Rechts davon steht noch heute das Krematorium (Öfe,n wo die Toten später verbrannt wurden). Hinter dem Krematorium war ein kleiner Platz, wo die Menschen erschossen oder erhängt wurden. Unten im Keller des Hauses war ein Raum mit vielen Haken an der Wand. Hier lagen dann Verstorbene bereits auf dem Boden und noch lebende Menschen hingen neben bereits toten Menschen an der Wand.
Collage zum Studienausflug, Robin Völker (10g)
Neben dem Gebäude ist noch ein weiteres Haus, in dem sich auch ein Arztzimmer befand. Hier sollten die Gefangenen hinkommen, wenn die Aufseher, also die Nazis, der Meinung waren, dass einzelne Gefangene krank waren. Die Gefangenen ließen sich dann guten Glaubens untersuchen. Meist sollten sie sich an eine Messlatte stellen, wo sie dann hinterhältig erschossen wurden. In der Wand, wo die Messlatte hing, war ein Loch, durch das die Nazis sie erschossen. Auch wurde ihnen oft eine „Impfung“ angedreht, die dann nur aus Luft bestand. Sie starben somit an einer Luftembolie.
Gegenüber vom Krematrium, aber außerhalb des Lagers, gab es einen kleinen Zoo. Dieser Zoo gehörte der Frau des Lagerleiters. Er diente dem Vergnügen der SS-Bewacher und ihrer Familien.
Hoffen und wünschen wir uns allen, dass es nie wieder zu solch schrecklichen Vorfällen kommt und es keinen Rassenhass mehr auf der Welt gibt.
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Kommentare
Ich finde dass der Artikel gut und übersichtlich gestaltet ist !! Großes Lob an die Autorin!
Als Eva und Kim zusammen mit mir den Artikel redigierten, waren beide ganz überrascht, als ich ihnen von der WEITEREN Nutzung ds Lagers durch das SED-Regime erzählte. Noch etwa ZEHN Jahre – bis Mitte der 1950er Jahre – ging das Quälen, Erniedrigen und letztlich Töten dort weiter. Kim fragte spontan, warum man ihnen DAS in Buchenwald nicht erzählt hatte. EINE GUTE FRAGE. Vielleicht sollten zukünftige Studienausflüge im Zuge der Vorbereitung des Besuches des ehemaligen KZ auch diesen Aspekt selbstbewusst thematisieren und vor Ort ansprechen. Auch wenn die ostdeutschen Museumsführer das vielleicht nicht mögen. Wahrheit tut oft weh. Auch die, dass es nach 1945 dort weiter ging mit der Diktatur. Eben nur nicht braun, sondern ROT! Bis 1989 wurden HUNDERTTAUSENDE Menschen unter dem Deckmantel einer scheinheiligen Rechtsstaatlichkeit wegen teilweise absurder Vergehen eingesperrt (Bsp.: Einem VoPo die Mütze vom Kopf stoßen wurde zum Widerstand gegen die Staatsgewalt – zwei Jahre Haft minimum).