Fehler im Mathematikabitur – nichts Neues!
Von Rolf Peiffer (Fachbereichsleiter Naturwissenschaften)
Die öffentliche Aufregung um das Fiasko der schriftlichen Mathematik-Prüfung bei Hessens Zentralabitur hat sich gelegt. Es bleibt der Eindruck: die Fehler waren eine Panne . Doch genau der Eindruck täuscht. In diesem Jahr wurde lediglich publik, was sonst gang und gäbe ist, meinen Rolf Peiffer, Fachbereichsleiter der Naturwissenschaften mit 39 Jahren Berufserfahrung im Schuldienst, und betroffene Fachlehrer. (Redaktion)
Der Autor, Rolf Peiffer, mit Schülern des Leistungskurses Physik, Abitur 2008. Bild: CJD-UPDATE/ A. Bubrowski
So oder ähnlich lauteten die Schlagzeilen nach dem schriftlichen Mathematikabitur 2009:
„Fehler in den Abituraufgaben Mathematik“ – „Das Mathematikabitur muss wiederholt werden“ – „Schüler dürfen keine Nachteile haben“
Aber Fehler im Abitur seitens der für die Aufgaben zuständigen Kommission sind für uns Mathematiklehrer nichts Neues.
Bereits im ersten Landesabitur 2007 wimmelte es nur so vor Fehlern. Zum Glück aber nicht in den Aufgaben, sondern „nur“ in den uns Lehrern zur Verfügung gestellten Lösungen und Bewertungen. Ich weiß leider nicht mehr, wie viele Korrekturen wir damals vom Kultusministerium erhielten. Fortsetzung folgte im Abitur 2008, auch hier wieder Fehler in den Lösungen. Für die Lösungen 2009 stehen bisher noch Korrekturen aus, auch hier sind wieder Fehler vorhanden.
Schwerwiegende Mängel in der Konzeption der Aufgaben
Die Fehler in den diesjährigen Aufgabenstellungen sind aber nur die Spitze eines Eisbergs in den gestellten Aufgaben. Die Lehrer unserer Schule haben die falsch gestellten Aufgabenteile noch während der Einlesezeit der Abiturienten bzw. bereits während der Aufgabenausgabe korrigiert.
Was bisher aber in den Medien nicht zur Sprache kam, waren meines Erachtens schwerwiegende Mängel in der Konzeption der Aufgaben:
- Sowohl die Aufgaben im Grundkurs- als auch Leistungskursbereich waren zu lang.
- Einige Aufgabenteile waren unklar formuliert.
- Im Grundkursbereich wurden Rechentechniken verlangt, die über den Lehrplan und die Handreichungen Mathematik hinausgingen.
- Für unterschiedliche Taschenrechner wurden teilweise dieselben Aufgaben gestellt, die mit einfachen Taschenrechnern nicht direkt zu lösen waren, während CAS-Rechner diese Teile praktisch per Tastendruck lösen konnten und somit die Schüler mit einfachen Rechnern zeitlich stark benachteiligt wurden. Die Bewertung war aber für alle dieselbe.
- Die Zuordnung der Bewertungseinheiten zu den Aufgabenteilen war teilweise unlogisch. Sehr arbeitsintensive Teile erhielten nur geringe Punktzahlen im Gegensatz zu anderen Teilen.
Schüler laufen der Mathematik davon
Es bleibt zu hoffen, dass die Kommission für die Erstellung der Mathematikprüfungsaufgaben endlich aus dem diesjährigem Fiasko etwas gelernt hat, ansonsten werden immer weniger Schüler und Schülerinnen Mathematik als Leistungsfach wählen und Grundkursschüler werden sich nicht mehr trauen, schriftlich ins Mathematikabitur zu gehen. Der Mangel an Studenten in Ingenieur- und Naturwissenschaften wird sich so noch verstärken.
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