Soft Skills on Ice
Wer als Schüler noch nie auf Schlittschuhen stand, mit seiner Klasse aber an einer Exkursion mit dem unterschwelligen Motto „Soft-Skills-Training on Ice“ (offiziell schlicht Klassenfahrt Eissporthalle) teilnehmen muss, der wird vermutlich eher froh sein, wenn es vorbei ist und sich weder vorher noch hinter groß über Soft Skills, also seine Sozialkompetenzen, Gedanken machen. Dabei hat der Schüler vermutlich am meisten von der Klassenfahrt profitiert. Während die Mehrheit seiner Mitschüler puren Spaß beim unbeschwerten Kreisen auf der Eisfläche hat, muss er sich mühsam mit zittrigen Knien aufrecht halten und kann noch nicht mal daran denken, den sicheren Griff an der 1,20 Meter hohen Bande loszulassen. Das erlebt jetzt gerade so manche Klasse. Am heutigen Mittwoch waren 7a und 7b auf „Klassenfahrt Eissporthalle“.
Eislaufspaß oder tapfer auf den Beinen halten
Vom Eishockey-Club EC KASSEL HUSKIES hat wohl jeder schon gehört. Auch wer keinen nennenswerten Bezug zum Eishockey hat. Die KASSEL HUSKIES trainieren in der Eissporthalle Kassel, wenige hundert Meter von der Autobahnausfahrt Auestadion. Wochentags können von 10 bis 12 Uhr Schulklassen die Eisfläche zum Eislaufspaß buchen. Der Eintritt kostet fünf Euro, Schlittschuhe ausleihen 2,50 Euro.
Eislaufspaß – oder eben zum tapferen ‚Auf den Beinen halten‘ für Eislaufanfänger. Ja, wie ist das nun mit den Soft Skills beim Eislaufen im Allgemeinen und für den Anfänger im Besonderen. Sich vor der Klasse zum ersten Mal aufs Eis zu wagen, erfordert schon mal eine Portion Selbstbewusstsein. Dann muss man einige Selbstdisziplin aufbringen, um sich zu den ersten Gehversuchen aufzuraffen. Das alles klappt freilich nur, wenn einen auch Neugierde beherrscht herauszufinden, ob das Eislaufen letztendlich wirklich so viel Spaß macht. Aber auch die „Eislaufprofis“ unterziehen sich beim fröhlichen Rundendrehen mehr oder weniger unbewusst einem Soft-Skills-Training.
Eindrücke1
Ohne kommunikative Kompetenz, also Achtsamkeit und Rücksichtnahme beim schnellen Rundendrehen, kann es leicht zu Zusammenstößen mit anderen Läufern kommen. Dann braucht es Einfühlungsvermögen, die armen Anfänger des eigenen Teams nicht verloren an der Bande stehen zu lassen, sondern auch einmal unter den Arm zu fassen und ein paar Runden mitzunehmen. Was jedoch Vertrauenswürdigkeit erfordert. Gefragt ist Teamfähigkeit – vor allem beim Check-in und Check-out. Kommt es einmal zu einem Zusammenstoß, ist Konfliktfähigkeit angesagt.
Sollte mal jemand „irgendwie auffällig“ werden – was bei pubertierenden Jugendlichen schon passieren kann – haben Mitschüler (und spätestens jetzt auch der Lehrer) Durchsetzungsvermögen an den Tag zu legen. Schließlich kann analytische Kompetenz äußerst nützlich sein, wenn man als Schüler/Schülerin auf der Eisfläche einen Jungen oder Mädchen einer anderen Schule entdeckt, mit dem (mit der) man gern in Kontakt kommen würde – um in Kontakt zu kommen, entsprechende Neugierde vorausgesetzt2.
Eissporthalle Kassel
[mappress mapid=“11″]Damaschkestraße 1 • 34121 Kassel • Telefon: 0561 928 9441
Zwei Stunden Eislaufen muten auf dem ersten Blick etwas kurz an. Aber bei so viel Soft-Skills-Training sind nach dieser Zeit alle recht geschafft. Der kleine Hunger treibt zum Kauf einer Portion Pommes frites. Und gut, dass es bald daheim Mittagessen gibt. ANDREAS BUBROWSKI
- Vor allem Mädchen konnte man beim Eislaufen „einfangen“. Die jungen Männer fand man eher am Rand der Eislauffläche. ↩
- Hier die allgemein als die wichtigsten Soft Skills geltenden Merkmale im Überblick:
- Kommunikative Kompetenz
- Selbstbewusstsein
- Einfühlungsvermögen
- Teamfähigkeit
- Kritikfähigkeit
- Analytische Kompetenz
- Vertrauenswürdigkeit
- Selbstdisziplin/Selbstbeherrschung
- Neugierde
- Konfliktfähigkeit
- Durchsetzungsvermögen
Kommentare
Also die Mädchen auf der Eisfläche und die Jungs an der Bande – interessant.
Und haben sich die Lehrer auch aufs Eis getraut?
Jedenfalls ein schönes gemeinsames Ausflugsziel, zudem mit gutem Hintergedanken!
Jein. Frau Boeth (KL 7a) war auf dem Eis. Sie kann Schlittschuhlaufen. Ich (KL 7b) nicht. Nicht aus Feigheit (höchstens ein klein wenig), sondern um den Handy-Geldbörsen-Beutel zu beaufsichtigen und Fotos zu probieren. ICH auf dem Eis wäre als aufsichtsführende Person völlig nutzlos gewesen , da auch ich zu denen gehört hätte, die sich mühsam an der Bande auf den Beinen halten müssen… Das wäre dann nämlich mein erste Mal gewesen…
Und für die Aufsichtsperson ergibt sich offenbar durch den Sucher auch noch mal ein völlig anderer Blickwinkel.
Ich kann mich noch grob daran erinnern, wie ich das erste Mal auf dem Eis „stand“… Als Soft-Skills-Training für mich daher gut nachvollziehbar. – Auch wenn man mitten drin steckend zunächst an alles mögliche nur nicht an diesen Aspekt denkt.