Reisetagebuch von Dominik Wiegand

Isabel und Josh und - voran - der Verfasser- auf Bergtour in Schottland. Foto: privat
Isabel und Josh und – voran – der Verfasser- auf Bergtour in Schottland. Foto: privat

Fünf Tage Action pur mit Josh, einem schottischen Austauschschüler meiner Schwester Isabel. Wir hatten zusammen mit der Familie verabredet, dass wir diesmal mit der ganzen Familie uns treffen und vorher Josh mit uns fünf Tage in der schottischen Wildnis verbringt.

Die Tage mit vielen Sportaktionen und
Naturerlebnissen gemeinsam verbringen

Wir holten Josh in Aviemore vom Bahnhof ab. Aviemore ist eine kleine Stadt südlich von Inverness nahe der Ostküste Schottlands, mitten in einem Nationalpark. Die Seen (Lochs) des Nationalparks werden für verschiedene Wassersportmöglichkeiten, die Berge zum Mountainbiken, Wandern und im Winter zu Skifahren genutzt. Wir campten direkt am Loch Morlich.

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Loch Morlich

Zuerst gab es viel zu erzählen, denn Isabel und Josh hatten sich letztes Jahr im Oktober das letzte Mal gesehen. Gemeinsam planten wir, die Tage mit vielen Sportaktionen und Naturerlebnissen zu verbringen. So lernten wir die Natur Schottlands so richtig kennen.

1. Tag: Der Mountainbike Crash-Kurs

Es geht los in den Cairngorm Mountain (nahe dem Campingplatz). Zuerst eine Einführung in das ungewöhnlich harte Fahren auf einer Teststrecke. Dann geht es hoch zur Bergspitze mit der Bahn. Oben angekommen Angst, Verzweiflung. Doch schon geht es schlitternd (fahrend) runter. Es wird steiler und steiler, der Schotter war eine echte Herausforderung. Aber anschließend unten angekommen eine schnelle angenehme Weiterfahrt nach Aviemore. Es ging über hügelige, alte, bewachsene Straßen und Waldwege. In Aviemore angekommen, geht es mit dem Bus zurück.

Der Mountainbike Crash-Kurs. Foto: privat
Der Mountainbike Crash-Kurs. Foto: privat

2. Tag: White Water Rafting

„Oh No“ das war das einzige Wort, was man sagen konnte, nachdem wir („wir“ heißt Josh, Isabel und ich) uns in unsere Neoprenanzüge, Schwimmwesten, Jacken, Schuhe reingequetscht haben und zum River Findhorn gefahren wurden. Dort angekommen rein ins Wasser. Am Anfang war es sehr stockend und wir mussten ab und zu aussteigen und zu Fuß Hürden überqueren, aber dann wurde die Strömung stark und das Boot kam in Fahrt. Es ging an Felsen vorbei, durch schmale Canyons, über Wasserfälle, durch starke Strudel und manchmal fielen wir auch ins Wasser. Zur „HALBZEIT“ war Klippenspringen aus acht Metern Höhe geplant. Nach einem kurzen Imbiss ging es weiter. Es gab noch viele weitere spannende Hindernisse zu überwinden und zu durchqueren. Die ganze Tour dauerte sieben Stunden. Danach wussten wir, warum wir so viele Schichten Kleidung übereinanderziehen mussten. Das Wasser war eisig.

White Water Rafting. Foto: privat
White Water Rafting. Foto: privat

3. Tag: Die Kanutour

Eine Kanutor auf dem Loch Morlich. Das Paddeln war sehr anstrengend, aber es hat riesigen Spaß gemacht, da man stellenweise in kleine Flüsse hineinfahren konnte. Die Ufer waren sehr wild bewachsen und man fühlte sich wie im Dschungel. Vor allem die Abendstimmung auf dem See mit der untergehenden Sonne hinter den Bergen war gigantisch. Teilweise kollidierten wir mit Baumstämmen, die unter der Wasseroberfläche lagen, und blieben auf Sandbäknen stecken. Da half nur noch abtauchen.

Kanutor auf dem Loch Morlich. Foto: privat
Kanutor auf dem Loch Morlich. Foto: privat

4. Tag: Bergwanderung

Als sehr anspruchsvoll und schwierig war die Wanderstrecke auf den nahegelegenen Berg ausgeschrieben. Es waren rund 700 Höhenmeter zu erklimmen und das auf relativ kurzer Strecke. Das war ein heftiger Anstieg über Felsen und Geröll, aber der Ausblick war so sehenswert. Nach einer Pause auf dem Gipfel mit einem 360-Grad-Rundblick mit Natur so weit man schauen konnte, ging es auf der anderen Bergseite wieder zurück ins Tal. Wir liefen an sehr alten Schutzhütten, vielen kleinen Lochs, die zum Baden einluden, vorbei. Auf dem Weg durch dichte Wälder entdeckten wir viele Kleintiere, vor allem verschiedene Frösche. Nervig waren die schottischen Mücken (midges). Sie waren sehr, sehr „gefräßig“.

Bergwanderung. Foto: privat
Bergwanderung. Foto: privat

5. Tag: Fahrt zu Josh Zuhause

Die Rückfahrt nach Dundee führte uns an einem Strand vorbei, von dem aus man Delphine im Meer beobachten konnte. Das Dolphin Center informierte über das Leben der Bottelnose Delphine in Schottland. Es ist ein echtes Highlight für Touristen und auch viele Forscher beschäftigen sich mit den Gefahren und Lebensweisen der Delphine. So war einiges darüber im Dolphin Center zu erfahren. Wie wir auf unserer Reise festgestellt haben, war dieses „beachwatching“ besser als manch eine Dolphin Boatstour und obendrein noch kostenlos.

Delphine hautnah. Foto: privat
Delphine hautnah. Foto: privat

Auf der Rückreise kamen wir auch in Aberdeen vorbei und gingen in das Schifffahrt (Maritim) Museum. Dieses war sehr interessant, da es auch viel über die in Schottland weitverbreiteten Ölplattformen zeigte. Da wir auf unserer Rundfahrt durch Schottland so manche Ölplattform vom Strand und vom Boot aus sehen konnten, war es super, mehr darüber zu erfahren. Im Museum ist in der Eingangshalle ein über fünf Stockwerke reichendes Modell von einer Ölplattform aufgebaut. Zum Größenvergleich wurden Taucher, Delphine und Boote dazu eingefügt. So wirkte die Plattform unvorstellbar riesig. Das Museum lieferte viele Informationen über Simulationen, 3D-Filme. So konnte man vor allem das Arbeiten auf den Ölplattformen sehr anschaulich erleben.

6. Tag: Der Chain Costal Path

Mit Joshs Familie wanderten wir den Chain Costal Path. Das ist ein Abschnitt des Costal Path, welchen man nur bei Ebbe begehen kann. Es war nichts für Leute mit schwachen Nerven, da man sich mit Hilfe von festmontierten Ketten (ohne Sicherung) so einige Klippen hochziehen und abseilen musste. In einer der Buchten entdeckten wir Öl aus einem Felsen hervorquellen. Joshs Bruder fasste es an und schmierte seine ganzen Hände voll. Es war natürlich sehr schwierig, diese klebrige, schwarze Masse von den Händen wieder abzubekommen. So kletterte er ohne die Benutzung der Ketten den Rest des chain paths. Eine echte Herausforderung. Am Ende des Walks gelangten wir an einen Urlaubsort, in dem viele Wassersportarten angeboten wurden. So kühlten wir uns mit Wasserskifahren, Segeln, Windsurfen und Bananabootfahren ab.

Der Chain Costal Path. Foto: privat
Der Chain Costal Path. Foto: privat

Mit Isabels Gastfamilie verbrachten wir noch zwei weitere Tage, die durch gemeinsame Unternehmungen wie Nachtwanderung, Fahrradtouren und Städtebesuche (Edinburgh, St. Andrews) sehr ausgefüllt waren. Es war eine tolle Zeit und es wird bestimmt ein Wiedersehen in Deutschland geben.

Verfasser und Ölplattformen. Foto: privat
Verfasser und Ölplattformen. Foto: privat

(Gestaltung: Andreas Bubrowski)