1200-JAHRFEIER BAD ZWESTEN

„Bluthochzeit“ nimmt scheinbar unaufhaltsam ihren Lauf | Foto: Andreas Bubrowski/CJD Oberurff
„Bluthochzeit“ nimmt scheinbar unaufhaltsam ihren Lauf.

Wer letzten Donnerstag den Campus des CJD Oberurff besuchte, konnte den Eindruck haben, es würde hier neuerdings – neben Realschule und Gymnasium – auch eine Grundschule geben. In Wirklichkeit war die Altenburgschule, die Grundschule von Bad Zwesten, komplett zu Besuch, um sich das Theaterstück anzugucken, das anlässlich „1200 Bad Zwesten“ von der Theater-AG von Diana Schulze geschrieben und aufgeführt wurde.

Faszinierende schauspielerische Leistung

Als Sujet1 des Stückes wurde ein überlieferter Aufruhr in und um Zwesten2 gewählt, der sich 1538 um die so genannte Bluthochzeit entwickelte – mit Verletzten und Toten. Dazu muss man wissen: Die deutschen Ländereien3 befanden sich zu der Zeit in der Anfangsphase der Reformation (1517 – 1648). Es herrschte allgemein Aufruhr. Ritter und Kleinadel hatten sich gegen Landesfürsten erhoben – und waren gescheitert. 1524/25 kam es zu örtlichen Bauernkriegen, und zwar dort, wo es den Bauern besonders schlecht ging.

So kann man den „Sozialneid“ verstehen, den die Bauern im Stück offen an den Tag legen, wenn sie geringschätzig über die Einladung ihres örtlichen Fürsten zu einer Hochzeit lästern. Sie würde man mit – sinngemäß – dünner Suppe abspeisen, während die Herrschaften es sich an üppiger Tafel gutgehen ließen. Umgekehrt betrachteten adlige Herrschaften „ihre“ Untertanen oft weniger als Menschen, für die sie soziale Verantwortung zu hegen haben und denen sie als moralisches Vorbild dienen, sondern als „gottgegebene“ Arbeitssklaven, rechtlos und willkürlich verfügbar.

Grundschule von Bad Zwesten auf Theaterbesuch beim CJD Oberurff | Foto: Andreas Bubrowski/CJD Oberurff
Grundschule von Bad Zwesten auf Theaterbesuch beim CJD Oberurff

Ein eigentlich schwerer Stoff, für Kinder auch emotional, schon wegen des plötzlich ausbrechenden Mordens und Totschlagens – bei dem man zum Glück auf den Einsatz von Theaterblut verzichtet hat. Doch eine faszinierende schauspielerische Leistung der Laiendarsteller mit genialen Einzelleistungen sowie atemberaubende Choreinlagen drängten den düsteren Grundton des Stückes in den Hintergrund. Unvergesslich dürfte allen Besuchern der mittelalterliche Tanz bleiben – eine echte Meisterleistung! Die Kleinen aus der Altenburgschule fühlten sich beim CJD Oberurff erkennbar ausgesprochen wohl. Ohne nennenswerte Unruhe folgten sie dem Stück gebannt bis zum Schluss. Darsteller mit AG-Leiterin Diana Schulze, Chor mit Chorchefin Sabine Schmidt und Musiker um Musiklehrer Theo Vestweber ernteten wohl verdient begeisterten Beifall. ANDREAS BUBROWSKI

Aufführungstermin
Samstag, 26. August 2017, 19 Uhr
Kurhaus Bad Zwesten,
eintritt frei, Spenden erwünscht

  1. Gegenstand der Theateraufführung.
  2. Gemeinde Zwesten wurde erst 1992 zu BAD ZWESTEN.
  3. Deutschland als einheitlichen Nationalstaat gibt es erst seit den 1870er Jahren.