Leistungskurs Religion: Holland statt Paderborn
Eine Fachexkursion des Leistungskurses Religion – zum Bibeldorf bei Paderborn? Oder zur Wartburg? Solche Vorschläge aus dem Kurs fanden keine Mehrheit. Für die Idee allerdings, kurz vor dem Abi gemeinsam nach Holland zu fahren, begeisterten sich alle. Dort wollten wir in der niederländischen Kirchengemeinde Heemskerk, gut 20 Kilometer nordwestlich von Amsterdam, zu Gast zu sein. Aus dem spontanen Einfall wurde eine viertägige Studienfahrt (17.-20. Januar 2020) des zehnköpfigen Leistungskurses zusammen mit Kursleiterin Monika Dieling.
Gespräche über Bibel und Leben
Dank guter persönlicher Kontakte zu dem niederländischen Gemeindepfarrer Marco Visser und seiner Frau, Mirjam Visser-Fuchs, konnten wir in dem 40.000 Einwohner zählenden „Dorf“ (es heißt wirklich so!) Gespräche über Bibel und Leben führen und Einblicke in das Gemeindeleben vor Ort gewinnen, nicht zuletzt durch die Unterbringung in sehr netten Gastfamilien. Bewegend war der Besuch im Anne-Frank-Haus in Amsterdam und spannend die praktische Begegnung mit kirchlichen Bemühungen, über traditionell geprägte Wege hinaus Menschen zu erreichen – in einem Land, in dem weniger Scheu als in Deutschland besteht, Kirchengebäude zu verkaufen und sie ganz weltlichen Zwecken zuzuführen: als Museum, Brauerei, Fitnessstudio oder Zahnarztpraxis. Holland statt Paderborn – eine gute Wahl! MONIKA DIELING
[mappress mapid=“115″] Heemskerk – Stadt in der niederländischen Provinz Nordholland, etwa 22 Kilometer nordwestlich von Amsterdam.Unsere Fahrt nach Heemskerk
Ein Reisebericht von Lara Hildebrandt, Fotos von Monika Dieling
Am Freitagmorgen ging es in Treysa am Bahnhof los. Pünktlich um 9.36 Uhr startete unser Zug in Richtung Frankfurt. Von dort aus ging es dann direkt weiter nach Amsterdam. Trotz kleiner Komplikationen sind wir gut in Amsterdam angekommen, von wo aus wir nach Heemskerk weiterfuhren. Mit einer halben Stunde Verspätung kamen wir am Bahnhof in Heemskerk an, wo uns Mirjam Visser-Fuchs in Empfang nahm. Nach einer halben Stunde Fußmarsch hatten wir dann die Morgenserkerk (Morgensternkirche) erreicht. Zusammen bereiteten wir dort das Abendessen für uns und unsere Gastgeber vor, die gegen sechs Uhr eintrafen. Nach der Begrüßung gab es für alle zusammen Essen und es folgte ein lustiger Abend mit interessanten Gesprächen und Spielen. Gegen 21.30 Uhr endete der Abend und wir brachen mit unseren Gastfamilien nach Hause auf.
Der zweite Tag unserer Reise startete mit einem Frühstück in den Gastfamilien. Danach ging es, für manche mit dem Rad, für manche mit dem Auto, zur Morgensternkirche, wo uns Pastor Marco Visser bereits erwartete. Er erklärte uns einiges über die zwei Kirchen im „Dorf“. Die Morgensternkirche ist sehr neu und modern gestaltet. Hier finden die meisten Gottesdienste statt. Die Kirche ist wie ein altes holländisches Bauernhaus aufgebaut, bodenständig, aber mit einem Fenster zum Himmel. In dem Gebäude befinden sich zusätzlich zum eigentlichen Kirchenraum auch ein Saal und die Küche. Hier findet der Kindergottesdienst parallel zum normalen Gottesdienst und ein Kirchkaffee nach dem Gottesdienst statt. Für besondere Anlässe und kleinere Gottesdienste gibt es dann noch die Dorpskerk (Dorfkirche). Sie ist deutlich kleiner, so wie eine Dorfkirche hier bei uns in Deutschland. Marco erklärte uns einiges über das Gemeindeleben in Heemskerk und seine Ideen, um die Kirche interessanter zu gestalten. Dazu gehört auch ein Bibelgespräch in der Kneipe, das er für alle anbietet. Dieses durften wir Sonntagabend auch miterleben.
Nach dem Treffen mit Marco ging es dann endlich nach Amsterdam. Typisch holländisch fuhren wir mit den Rädern zum Bahnhof. Nach 40 Minuten Zugfahrt standen wir am Bahnhof in Amsterdam. Von dort aus ging es ins Anne-Frank-Haus. Während die eine Hälfte der Gruppe es vorzog, mit der S-Bahn zu fahren, nahm die andere Hälfte zu Fuß einen kurzen Regen- und Hagelschauer in Kauf. Am Anne-Frank-Haus angekommen, begann nach einer kurzen Wartezeit die halbstündige Einführung. Danach bekam jeder einen Audioguide und es ging ins eigentliche Haus. Viele steile Treppen führten uns zu dem Versteck im Hinterhaus, in dem Anne Frank und sieben weitere Juden für zwei Jahre gelebt haben. Nach der Besichtigung des Hauses durften wir dann Amsterdam alleine erkunden. In kleinen Gruppen schauten wir uns die Stadt an und aßen etwas, bevor es wieder mit allen nach Heemskerk zurückging. Den Abend verbrachten wir in Heemskerk mit unseren Gastfamilien zu Hause.
Der Sonntag startete, wie es sich für den Reli-Leistungskurs gehört, mit dem Gottesdienst in der Morgensternkirche. Trotz der Tatsache, dass wir nicht alles verstanden haben, war es ein sehr schöner Gottesdienst. Die Anwesenheit von fast 100 Leuten in einem „normalen“ Gottesdienst hat uns alle überrascht. Der Gottesdienst wurde vor allem durch die Kinder, die am Anfang und Ende des Gottesdienstes teilnahmen, die musikalischen Beiträge und Marcos herzliche Art sehr lebhaft gestaltet. Beim Kirchkaffee nach dem Gottesdienst wurde sich über den Gottesdienst und andere Dinge ausgetauscht.
Dann ging es wieder mit den Rädern zum Bahnhof. Diesmal jedoch nicht nach Amsterdam, sondern nach Haarlem. In dem 160.000 Einwohner zählenden Ort befindet sich die größte protestantische Kirche der Niederlande, St. Bavo. Leider war sie an diesem Sonntag geschlossen, doch auch von außen konnten wir uns ein gutes Bild von der Größe der Kirche machen. Danach gingen wir durch die hübsche holländische Stadt mit ihren Backsteinhäusern zu einer weiteren Kirche, die jedoch als solche nicht mehr direkt zu erkennen ist. In ihr befindet sich jetzt das Brauhaus „Jopenkerk“. Nach einem gemeinsamen Kaffee ging es wieder zurück zum Bahnhof und von dort aus nach Heemskerk. In der Kneipe „Het Dorrup“ trafen wir dann Marco zum Bibelgespräch. Wir unterhielten uns über unsere Eindrücke vom Gottesdienst am Morgen und die Unterschiede zu einem deutschen Gottesdient und unserer eigenen Kirchengemeinde. Nach dem Essen gab Marco uns dann einen Bibeltext über den wir alle gemeinsam diskutierten. Gegen zehn Uhr endete unser letzter Abend in Holland und wir machten uns alle mit dem Fahrrad auf den Weg zurück zu unseren Gastgebern.
Am Montag folgten dann das letzte gemeinsame Frühstück mit unseren Gastfamilien und der Abschied. Wir trafen uns alle bei Familie Visser-Fuchs und nach ein paar letzten gemeinsamen Spielen ging es dann wieder zum Bahnhof. Diesmal klappte alles reibungslos. Nach einer sehr lustigen Heimfahrt mit vielen Spielen und Gesprächen kamen wir abends pünktlich in Treysa am Bahnhof an. Es waren vier sehr schöne Tage mit vielen unvergesslichen Erlebnissen. Dafür sind wir vor allem Mirjam und Marco und unseren Gastfamilien sehr dankbar, die uns so herzlich empfangen haben und uns diese vier Tage ermöglicht haben. Bedankt voor het mogelijk maken van deze reis voor ons.
(Gestaltung: BUB)
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