Von Jonas Nagel (Klasse Re-10d)

Jährlich treffen sich rund 40.000 Zuschauer und 20 rivalisierende Banden aus aller Welt auf dem Kultur-Festivalplatz in Bonn, um das „Battle of the Year“ mitzuverfolgen. Dabei geht es darum, dass die Gangs nicht mit Waffen oder Baseballschlägern auf der Straße aushandeln, wer der Beste ist.

Jonas Nagel 2007Der Autor (Bild: Andreas Bubrowski)

Das Event gibt ihnen stattdessen die Chance, Meinungsverschiedenheiten verbal auf der Bühne zu klären.

Für gewöhnlich beginnt ein Battle (Wettkampf zwischen zwei Teilnehmern einer Gruppe) mit einem so genannten Freestylebattle, d. h. sie erfinden einen Spruch, reimen daraus ein Wortspiel und fügen es ganz schnell in ihrem Kopf in einen flüssigen Text ein.

(Abb.: JAM SESSION 2006)

Wer die besten Reime und Wortspiele erschafft, „boated“ (punktet), wie es in den Fachkreisen genannt wird. Ist alles ausgesprochen, was die Gangs sich gegenseitig zu sagen haben, geht es weiter mit Freestyle-Breakedance. Dies ist eine Art abstrakter, aber zugleich kunstvoller Tanz, indem sie ihren Hass und ihre Emotionen durch Bewegung zum Ausdruck bringen. Jeder Tänzer hat einen eigenen freien Stil und dadurch wird es auch nach zehn Bewerbern nicht langweilig, ihnen zuzuschauen.

Auch heute am 21. April sind die Hallen schon gegen 10 Uhr morgens mit begeisterten Zuschauern gefüllt, da jeder einen Platz, möglichst nah an der Bühne, ergattern will. Um Punkt ein Uhr gibt Jochen Schubert, der Leiter und Organisator dieses Events, den Startschuss und lässt die ersten Teilnehmer auf die Bühne. „Es ist immer wieder toll, wie viele Menschen sich dafür begeistern lassen, hier dabei zu sein, wobei ich mich auch jedes Jahr wieder aufs Neue freue. Es ist zwar viel Arbeit, aber so verpasse ich kein einziges ‚Battle of the Year’!“, so Herr Schubert.

Auch Zuschauer haben wir nach ihrer Meinung gefragt und Interessantes zu hören bekommen. Max Holzbauer, der erstmals zu so einer Veranstaltung extra 400 Kilometer angereist ist, erzählt uns:“ Ich find das so klasse. Es ist einfach toll, wie sie Leute auch zum Teil von der Straße holen und sie quasi vor riesigem Publikum das sagen lassen, was sie denken und fühlen. Ich wollte schon immer mal an so einem Contest teilnehmen, aber dafür bin ich leider noch nicht gut genug. Aber es ist einfach spitze, wie sie es geschafft haben, die Konflikte Jugendlicher verbal zu lösen anstatt mit nackter Gewalt.“

Im Publikum befindet sich jede Altersgruppe, von ganz Jung bis ganz Alt, und alle hören gebannt zu, was zur Zeit wieder zur Debatte steht. Häufig wird auch auf offener Bühne über Politik gerappt und die Kids schreien frei heraus, was sie von Politikern und anderen Leuten halten. Manch einer kann sich dann mit den Meinungen der Jugendlichen identifizieren, wie auch Oliver Pudinski aus Köln : „Ich erlebe es immer wieder, dass die jungen Leute auf der Bühne genau das sagen, was ich denke und das ist auch der Grund, warum ich jedes Jahr hier herkomme und mir das anhöre.“

Diesen Sommer werden in den zwei Wochen wieder rund 500.000 Besucher erwartet, so ein Sprecher des Vorstandvorsitzenden, und die weltwirtschaftliche sowie die politische Lage sorgen sicher wieder für viel Gesprächsstoff.