Praktikum: Prunkstück im Dentallabor
Von Vera Helbig (Klasse Gy-9e)
Praktikums-Prunkstück – eine Inerims
(Foto: privat)
Ziegenhain/Schwalmstadt – Vom 4. bis 14.10.2005 habe ich im Dental-Labor Bernd Helbig in Ziegenhain mein Praktikum absolviert. Ich wählte die Produktion, weil ich nicht unbedingt scharf drauf war, den ganzen Tag im Büro zu sitzen und Zahlen durchzurechnen. Da der Chef ja mein Vater war, hatten wir vereinbart, dass für mich der dortige Teamleiter Jörg Tolksdorf zuständig sein würde.
„…nicht scharf drauf, im Büro zu sitzen…“
Eigentlich wollte ich ja woanders mein Praktikum machen, aber mir ist kein Betrieb in der Nähe eingefallen, bei dem ich unbedingt sein wollte. Also bin ich zu meinem Vater ins Labor, was gar kein schlechter Entschluss gewesen ist.
Ich kam morgens etwa zwischen 6.00 und 7.30 Uhr an. Den ersten Tag verbrachte ich im „Arbeits-vorbereitungsraum“, auch „Gipsraum“, was ihn, meiner Meinung nach, treffender beschreibt. Dort goss ich Formen und Abdrücke mit Gips aus, welche die Zahnärzte bei den Patienten im Mund abgeformt hatten. Anfangs nur Modelle, die für mich benötigt wurden, später auch mal eines für eine „Auftragsarbeit.“
Außer dem Gießen habe ich Modelle auseinandergefräst und mit einem Laserbohrer in Platten, auf die Pin-Modelle aufgesteckt werden, Löcher gebohrt. Die restliche Zeit war ich in der Keramik-/Edelmetall-/Kunststoff- abteilung. Dort habe ich an einem individuellen Abformlöffel und einer Bissschablone aus Kunststoff gearbeitet und ein paar Kronen aus Wachs modelliert. (Für eine Krone braucht ein Techniker eigentlich ca. 20 min, ich benötigte für meine erste viereinhalb Stunden!)
Das Prunkstück meiner selbstgefertigten Arbeiten ist eine Interimsprothese. Wenn jemand zum Beispiel faule Zähne hat, die gezogen werden müssen, und er später eine Prothese tragen will, dann wird so eine Art „Übergangsprothese“ gefertigt. Schließlich ist das Zahnfleisch und die Schleimhaut noch nicht so weit aus- bzw. zurückgebildet, wie sie in sechs Wochen bzw. einem halben Jahr (dann kommt die richtige Prothese) sein wird. Und der Patient will ja nicht diese ganze Zeit ohne Zähne rumlaufen!
Rudolf Weber im Gipsraum
an der Pin-Platten-Laser-Bohrmaschine
Dafür habe ich erst mal einige Drahtstücke für die Spange in Form gebogen, die Interims sitzt nämlich wie eine „lose“ Zahnspange im Mund, nur, dass sie zahnfleischfarben ist und an den Stellen, wo die Zahnlücken sind, Kunststoffzähne hat.
Weil sie nicht für einen echten Patienten, sondern nur für mich zum Üben war, habe ich aus den alten, aussortierten Zähnen einige rausgesucht, die in die Lücken passten und, wie die Klammerdrähte, mit Wachs fixiert. Nach dem Isolieren des Gipsmodells habe ich an den Stellen, wo der Kunststoff am Ende hin sollte, Wachs aufgetragen.
Nach dem Glätten wurde Silikon wie eine Form drumherumgelegt, Wachs raus, Kunststoff rein, hart werden lassen und – fast – fertig. (Dann wird nur noch geschliffen, poliert usw.) Außerdem habe ich ab und zu mal geguckt, was die anderen so machen; Kronen ausgießen und bearbeiten, Modellguss, usw.
Lohn habe ich keinen bekommen, hatte ich aber auch nicht erwartet. Müsste man nicht selbst viel eher was zahlen, schließlich wird für das Erklären und Zeigen Zeit und teures Material verbraucht (!“Zeit ist Geld“!) ?! Alles in Allem fand ich mein Praktikum voll super. Ich hatte nicht erwartet, so viel selbst tun zu dürfen. Das ganze Team war echt nett zu mir und ich habe einiges gelernt, was ich vorher nicht wusste. Kaum einer weiß, wie viel Arbeit hinter dem Zahnersatz steht!
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