Christophorusschule - ChancengeberJedem seine Chance!

Einige KultusministerInnen haben sich in jüngster Zeit des SITZENBLEIBENS angenommen. Es sei eine unzeitgemäße pädagogische Maßnahme, gehört abgeschafft und ersetzt durch besondere Fördermaßnahmen, so ihre Aussage. Oberflächlich zugehört, klingt das so kurz vor dem Schuljahresende sehr sozial. Bei genauerem Hinsehen ergibt sich ein anderes Bild.

Wenn ich eine Prüfung nicht bestehe, ist mein Fünfer oder Sechser dann eine „pädagogische Maßnahme?“ Es ist einfach nur das logische Ergebnis meines EIGENEN TUNS oder NICHT-TUNS. Hierfür kann es vielfältige Ursachen geben. Vermeintliche „Faulheit“ ist dabei nur eine Möglichkeit von vielen. Es kann sein, dass es in meiner Familie Stress gab. Vielleicht hatte ich auch mit mir selbst zu viel zu tun. Und folglich blieb nicht genug Energie zum Lernen übrig. Auch möglich, dass es in der Klasse nicht wie gewünscht gelaufen ist.

Wenn am Ende offenbar wird, dass ich das Klassenziel NICHT schaffen werde, bedeutet das einfach, dass die inneren und äußeren Bedingungen nicht gepasst haben. Vielleicht noch nicht reif waren für einen Erfolg.

Christophorusschule - ChancengeberSitzenbleiben ist keine Schade, sondern die Chance zum Neubeginn

KEIN Schüler wird von der Schule und den Lehrern ohne Vorwarnung und ohne zusätzliche Betreuung seinem nahenden Schicksal überlassen. Jeder leistungsschwache Schüler erfährt eine besondere Zuwendung. Gerade in Oberurff gibt es dazu mit Ganztagsbetreuung, Tagesgruppe, Internat und Legastheniezentrum ein selten gebündeltes Know-how.

Aber wenn alles das nicht geholfen hat, wird es mir dann nützen, wenn ich mit noch mehr Hilfe überhäuft werde? Ich sozusagen „künstlich ernähert“ werde, obwohl mir eher nach einer Fastenkur ist? Oder in Anlehnung an gewisse Radsportprofis – wird es helfen, mir noch schnell ein Hilfe-Doping zu verpassen und mich durch eine möglichst nicht all zu schwere Nachprüfung durchzuschleusen? Zweifel sind nicht nur angebracht. Die Schulpraxis gibt ein gänzlich anderes Bild.

SITZENBLEIBEN, oder freundlicher formuliert das Wiederholen eines Schuljahres, ist einfach eine CHANCE. Ein Training, das am Ende die Persönlichkeit stärken kann. Gerade an unserer Schule hat es in den letzten Jahren einige sehr beeindruckende Fälle gegeben, wo das Wiederholen – oder auch der Wechsel vom Gymnasium zur Realschule – als befreiende Chance erlebt und mit Erfolg GENUTZT wurde.

Keinem dieser Schülerinnen und Schüler hätte es geholfen, sie auf Biegen und Brechen auf dem einmal eingeschlagen Weg weiter voran zu drücken. Das hätte nicht nur keine Leistungsverbesserung gebracht. Es würde auch die junge Psyche belastet haben. SITZENBLEIBEN ist natürlich keine leichte Sache. Und tut weh. Doch sicher ist es KEINE Schande. Es ist ein Signal. Wer das Signal versteht, nutzt es als Chance. Wer diese Chance als „pädagogische Maßnahme“ missdeutet, hat vom CHANCENGEBEN keine Ahnung.

(Anmerkung der Redaktion: Die hesssiche Kultusministerin, Karin Wolff, hat sich klar GEGEN eine pauschale Abschaffung des „Sitzenbleibens“ ausgesprochen.)

Linksunten:

Hessisches Kultusministerium

(Text/Bild: Andreas Bubrowski)