Lateinfortbildung: Latein – ein modernes Fach?
Von Jörg Bruns
Fortbildung für Lateinlehrer in Oberurff (Bild: Andreas Bubrowski)
In der Woche vom 06.-10.11.2006 sind die Lateinlehrerinnen und -lehrer der Jugenddorf- Christophorusschulen zu einer Fortbildung unter dem Oberthema „Latein – ein modernes Fach?“ in Oberurff zusammengekommen. Experten aus Forschung, Lehre und Didaktik des Faches Latein trugen dazu bei, die Veranstaltung zu einem anstrengenden, aber für alle Beteiligten gewinnbringenden Erlebnis werden zu lassen.
Dr. Siebenborn (*)
Hauptreferent war Prof. Dr. Friedrich Maier, der mehrere Vorträge u. a. zu verschiedenen Unterrichtsprojekten und Autoren hielt sowie mit neuesten Zahlen und statistischen Auswertungen zum Stellenwert des Faches Latein im schulischen Fächerkanon aufwartete.
Hier war es interessant zu hören, dass derzeit mit bundesweit 735.000 Schülerinnen und Schülern so viele Kinder wie noch nie zuvor in Deutschland die lateinische Sprache erlernen und dass von Elternseite dem Fach Latein im Vergleich mit vielen anderen Fächern nachweisbar eine sehr hohe Bedeutung beigemessen wird.
Hauptgründe bei Eltern für die bewusste Entscheidung pro Latein seien laut Prof. Dr. Maier das fundamentale Weltwissen, das die Antike bereit stelle, die Transferleistungen des Fa¬ches Latein sowie der Stellenwert des Faches im Hinblick auf eine umfassende und grundlegende Europaerziehung: „Kein Fach außer Latein verfügt über die Quellen, die die Ströme Europas zum Fließen gebracht haben!“ (O-Ton Prof. Maier)
Nachträglicher Erwerb kostet mehr als zwei Semester
Fr. Pinkernell-Kreidt, Studiendekanin der Westfälischen-Wilhelms-Universität (WWU) Münster, referierte über die aktuelle Situation der Lateinlehrerausbildung an der Uni. Bezug nehmend auf den Lateinunterricht an Schulen wies sie mahnend darauf hin, wie wichtig es sei, möglichst viele Schüler im Hinblick auf ein Studium mit einem vollwertigen Latinum auszubilden, da Studentinnen und Studenten ohne Latinum in vielen Studiengängen entgegen anders lautender Propaganda nachweisbare Studiennachteile entstünden.
Die Latinumskurse an den Universitäten würden in den letzten Semestern explodieren; aktuell versuchten allein an der WWU über 1000 Studenten ihr Latinum nachträglich zu erwerben – mit steigender Tendenz! Der nachträgliche Erwerb des Latinums koste die Studenten häufig mehr als zwei Semester und stelle einen leicht vermeidbaren Zeitverlust dar. Bei einer Abbruch- bzw. Versagensquote von über vierzig Prozent bedeute er gar für diese Studenten, dass der Studiengang gewechselt werden müsse. Gerade vor dem Hintergrund kommender Studiengebühren hält sie dieses zugegeben rein pragmatische Argument für einen wichtigen Punkt pro Latein als Unterrichtsfach und pro Latinumserwerb in der Schule.
Dr. Siebenborn aus Essen, eine deutschlandweit bekannte Kapazität im Bereich der Transphrastik, also der ganzheitlichen Betrachtung, Bearbeitung und Interpretation von Texten und seit vielen Jahren auf dem Gebiet der Fachlehrerausbildung tätig, brachte in seinem Vortrag den Zuhörern an vielen unterrichtspraktischen Beispielen Möglichkeiten nahe, wie lateinische Texte im Unterricht motivierend präsentiert und interpretativ vertiefend ausgewertet werden können.
Die am Mittwochnachmittag durchgeführte Exkursion zur Saalburg stellte einen weiteren Programmhöhepunkt dar und wurde insbesondere durch die mitreißende und begeisternde Gestaltung der Führung durch den Archäologen Mario Becker ein echtes Highlight.
Vorn: Autor Jörg Bruns
(* Fotos: Andreas Bubrowski)
Summa summarum wurde die Fortbildungswoche von allen Teilnehmern sehr positiv bewertet und als bereichernd für den weiteren Unterricht aufgenommen. Auch einige Schülerinnen und Schüler unserer Christophorusschule, die, weil die Unterrichtssituation es anbot, an verschiedenen Veranstaltungen teilnehmen konnten, zogen ein positives Fazit.
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