Hausaufgaben in Mathematik: Qualität vor Quantität
Von Andreas Bubrowski (Redaktion)
Wenn ein Raben-Elternpaar die publizierten Headlines zur Studie der Erziehungstheoretiker der TU Dresden lesen könnte, würde es sich womöglich ungläubig mit dem Flügel an die Stirn tippen. Wer einmal beobachten konnte, wie Raben – die übrigens lebenslang monogam (*) leben und einen ausgesprochenen Familiensinn besitzen – ihre Nachkommen für das Leben fit machen, weiß warum.
Selbst Krähen und Raben wissen, dass es ohne Hausaufgaben nicht geht. Bild: CJD-Update
Die Raben-Kinder haben ein umfassendes und anstrengendes Trainings- programm zu absolvieren. Immer und immer wieder. Bis sie es können. Die Eltern haben Geduld. Die Kleinen fügen sich – mehr oder weniger willig. Und – es gibt offenkundig Hausaufgaben!
Rechnen – nicht bis der Arzt kommt, aber bis man es KANN.
Bild: CJD-UPDATE
Denn die kleinen Schwarzen müssen etwa probieren, allein zu jagen. Die Eltern schauen aus relativer Entfernung zu. Wenn es einfach nicht klappen will, hupfen sie zu Hilfe. Dann wieder weg. So lange, bis die Kleinen stolz ICH KANN ES krächzen. Ohne Übung kein Meister. Dieses NATURGESETZ scheinen die gelehrten Erziehungswissenschaftler der technischen Universität Dresden irgendwie übersehen zu haben. Die pauschale öffentliche Entwertung von HAUSAUFAGBEN ist schierer Populismus. Und deutet auf fehlenden Praxisbezug hin.
Ohne Training kein Erfolg
Jeder engagierte Sportler und Musiker weiß es – ohne Training kein Erfolg. Ähnlich ist es in Mathematik. Damit eine Rechenregel in Fleisch und Blut übergeht, hilft weder, sie immer wieder zu lesen, noch sie sich wiederholt erklären zu lassen. Es geht kein Weg am SELBST TUN vorbei. Am Anfang fällt es noch schwer. Übt man aber weiter, wird es immer besser.
Rechnen ohne Hausaufgaben – Undenkbar. Bild: CJD-UPDATE
Welches individuelle Training für den Einzelnen das passende ist, muss jeder für sich selbst herausbekommen. Im weitgehend geregelten Schulalltag eines Schülers bleibt gar nichts anderes übrig, als DAHEIM zu trainieren. Hausaufgaben dienen diesem Zweck. Wie welche Aufgaben am Besten zu trainieren sind, hängt nicht nur vom Umfang des Lernstoffes ab, sondern auch von der Tagesform des Schülers. Um dem optimal entsprechen zu können und um zu lernen, mit der Aufgabenlast kreativ und eigenverantwortlich umzugehen, sind starre Reglementierung – etwa nur von x Uhr bis y Uhr lernen zu dürfen – offenbar wenig hilfreich. Denn mit starren Regeln fördert man weder Kreativität, noch trainiert man Eigenverantwortung.
Großmutters Regel noch immer wirksam
Großmutters Regel, Gelerntes vor dem Einschlafen kurz zu überfliegen und anschließend das Heft unter das Kopfkissen zu legen, soll noch immer wirksam sein. Auch wenn die moderne Psychologie herausgefunden hat, dass der Erfolg der Methode weniger auf dem Liegeplatz unter dem Kopfkissen, als auf die mentale Beschäftigung vor dem Einschlafen zurückzuführen ist.
Zu Recht hat Tobias Dürre der Headline zu seinem Artikel „Sind Hausaufgaben wirklich sinnvoll?“ ein Fragezeichen beigefügt. Wenn es auch widernatürlich erscheint, den Sinn von Hausaufgaben pauschal in Frage zu stellen, ist es unstrittig, dass Hausaufgaben im Schulalltag oft zur mechanischen Routine zu verkommen drohen. Hausaufgaben jedoch, die NICHT der Festigung des vermittelten Stoffes dienen, sind in der Tat SINNLOS. In dem Punkt hat die Studie aus Dresden Recht.
Hausaufgaben können, wenn es „frunzt“ (gut läuft), auch Spaß machen. Bild: CJD-UPDATE
So müssen NICHT erledigte Hausaufgaben nicht in jedem Fall negativ sein. Schüler, die KEINE Hausaufgaben haben, stattdessen ein Set konkreter Fragen zu dem Stoff vorlegen können, auf den sich die Hausaufgaben beziehen, sollten nicht abgemahnt, sondern in ihrem Engagement bestärkt werden. Das Feedback sollte sich nicht auf mechanisches Prüfen „gemacht – nicht gemacht“ beschränken, sondern die Frage klären: HAT MIR DIE HAUSAUFGABE GEHOLFEN, DEN STOFF BESSER ZU VERINNERLICHEN. Oder konkret in Mathematik – kann ich es jetzt?
(*) monogam leben – Einehe, nur einen Sexualpartner haben.
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