Ferienabenteuer Armenien: Leben und Arbeiten im SOS Kinderdorf
Von Fee Gerlach (Jahrgangsstufe 12)
Das SOS-Kinderdorf liegt in der Region Kotayk, etwa eine halbe Stunde entfernt von Yerewan. Auf dem Gelände befinden sich ein großer Kindergarten, den auch die Kinder aus Kotayk besuchen dürfen, ein Fußball- und ein Basketballfeld, ein Büro und 13 Häuse,r in denen die Mütter mit jeweils etwa acht Kindern leben.
Vierzehn Menschen aus neun Nationen. Foto: privat
Auch wir Volunteere lebten in einem dieser Häuser. Wir hatten vier Schlafzimmer, einen großen Gemeinschafts- und Essraum mit TV-Gerät, ein kleines und ein großes Bad, eine Küche, einen Speiseraum mit Waschmaschine und eine schöne Terrasse.
Vierzehn Menschen aus neun Nationen
Ich gehörte zu den Letzten, die zur Gruppe stießen. Die anderen Teilnehmer waren zwischen 16 und 31 und kamen aus acht Ländern: Armenien, Georgien, Italien, Frankreich, Kanada, Schweden, Dänemark, England. Ich war die einzige Deutsche und somit waren die neun Nationen komplett.
Die Autorin (re.) erholt sich vom Malern. Foto: privat
Alle machten einen recht freundlichen Eindruck und besonders mit der Dänin Naja verstand ich mich von Anfang an sehr gut.
Tempel, Kirchen und viel Wasser
Erste christliche Kirche.
Foto: privat
An meinem zweiten Tag in Armenien, es war ein Samstag, fuhren wir mit dem Bus los, um die unterschiedlichsten Orte zu besuchen. Es war „Water-Day,“ ein Feiertag, der aus der heidnischen Zeit Armeniens stammt. An diesem Tag „wäscht“ man sich gegenseitig rein, indem man mit Töpfen, Flaschen und anderen Behältern, Leute mit Wasser übergießt. Also quasi eine 24-stündige Wasserschlacht. Somit wurden die Besuche bei diversen Tempeln und Kirchen zu feuchtfröhlichen Angelegenheiten. Das abschließende typisch armenische Barbecue brachte uns das erste Mal in Kontakt mit der armenischen Bevölkerung. Zurück im SOS-Kinderdorf begann eine weitere zweistündige Wasserschlacht, aus der zwar kein Sieger, dafür aber viele klitschnasse Kinder und Volunteere hervorgingen. Die folgenden Wochenenden bestanden dann aus Ausflügen zu Museen, der ersten Kirche der Welt und dem berühmten Lake Savan.
Sechs Häusern einen neuen Anstrich verpasst
Freude. Foto: privat
Am Montag lernten wir Artak kennen, den Mann, der uns bei unserer Arbeit an den Häusern betreute. Häuser streichen war unsere Aufgabe und am Ende der drei Wochen hatten wir sechs Häusern einen neuen Anstrich verpasst. Rachel (UK) und ich strichen immer gemeinsam die Fensterläden und Decken. In Erinnerung bleiben wird mir nicht nur die hartnäckige Farbe auf Haut und Haaren, sondern auch oder vor allem Artak, der anstatt Russisch zu sprechen (was die meisten von den anderen verstanden), lieber seine brüchigen Deutschkenntnisse anwandte, um uns Aufträge zu erteilen.
Wir arbeiteten jeden Tag von neun bis dreizehn Uhr. Danach waren ließen wir uns erschöpft in die pralle Sonne fallen. Da Armenien sehr hoch liegt, wirkt die Sonne viel intensiver. Die Mittagspause wurde mit den jeweiligen Diensten (Koch- oder Putzdienste), Schlafen oder Faulenzen verbracht. Um 16 Uhr begann die Zeit, in der wir mit den Kindern spielten. Fußball, Volleyball, Face-Painting oder einfach nur Unsinn machen. Es gab viele Möglichkeiten, gemeinsam Spaß zu haben – trotz der Sprachbarrieren. Einmal saß ich eineinhalb Stunden lesend im Gras, während zwei Mädchen daran Spaß hatten, meine Haare zu den verrücktesten Frisuren zu binden.
Nach der Arbeit – Tanzen mit den Kindern. Foto: privat
Unsere Abende verbrachten wir mit Spielen, Lesen, Reden, Singen und einer Flasche armenischem Rotwein. So wuchsen wir schnell zu einer Gruppe zusammen, was aber natürlich durch die räumliche Enge nach zwei Wochen langsam zu kleinen Reibereien führte. Drei Wochen ohne Freiraum mit 13 sehr unterschiedlichen, aber sehr starken Charakteren zusammen zu leben ist eben nicht nur spannend und lustig, sondern auch anstrengend. Aber gerade das brachte mich dazu, auch viel über mich selber und mein Verhalten zu lernen. Man lernte, sich selber und die eigene Meinung zum Wohle der Gruppe auch einmal zurückzustellen.
Abschied
Den krönenden Abschluss des Aufenthaltes bildete unsere internationale Performance mit kleinen Sketchen, die wir mit den Kindern einstudiert hatten. Als Dankeschön für unsere Arbeit überreichte uns der Leiter des SOS Kinderdorfs Urkunden und lud uns zum Abendessen ein. Diesen Abend lernten wir die armenische Art zu feiern kennen, die vor allem aus viel Essen und viel Tanzen besteht. Vom Restaurant wurde ich direkt zum Flughafen gefahren. Der Abschied gestaltete sich wie erwartet traurig und tränenreich und gerade den Kindern „Good- Bye“ zu sagen, fiel sehr schwer. In Frankfurt erfuhr ich, dass mein Koffer nicht mit im Flieger war und vermutlich noch in Prag herumlag. Mein Pech mit Flügen verfolgte mich also weiter…
Die ausländischen Gäste bereiten den Kindern viel Spaß. Foto: privat
Ohne Koffer, aber voll wunderschöner neuer Erfahrungen und Erinnerungen kam ich am 16. Juli wieder im heimischen Bad Zwesten an.
(Gestaltung: Andreas Bubrowski)
Kommentare
Lesenswertes bei Spiegel-Online zum Thema:
VOLUNTEERS IM AUSLAND – Frei und willig
:I Eine Fee für Armenien. Auch der zweite Teil war sehr schön und ich hoffe, dass sich noch mehr Schüler für solche Projekte begeistern.