Anhalten? Abschalten? Umkehren? Weitermachen?
Wegen einer Panne im Kühlsystem steht nach gut einer Woche der exklusive Teilchenbeschleuniger LHC in Genf erst einmal für voraussichtlich zwei Monate defekt in der Ecke. Es hat ja gleich am Anfang nicht richtig funktioniert. Kaum hochgefahren, gab es Probleme mit der Stromzufuhr. Später kam ein – wie es heißt folgenloser – Hackerangriff auf das Computersystem hinzu.
Der letzte Dipolmagnet wird installiert. Foto: © COPYRIGHT CERN
Jetzt ist ein Kabel durchgeschmort, das jene Dipolmagnete versorgt, die den „tödlichen“ Partikelstrahl im Zaum halten sollen, berichtete SPIEGEL-ONLINE – zunächst am Freitag. Am Sonntag dann ist in dem Online-Artikel heimlich, still und leise der Hinweis „tödlich“ gegen eine technische Beschreibung ersetzt worden. Ein CERN-Manager wird jetzt zitiert, dass der Partikelstrahl „ein Loch in einem oder zwei Magneten“ anrichten könnte. Nur nicht übertreiben. Oder doch: alles schön klein halten?
Eine Tonne Helium soll in den Tunnel ausgetreten sein
BBC und die TIMES meldeten, dass die Feuerwehr auf das CERN-Gelände gerufen werden musste. Über eine Tonne Helium soll in den Tunnel ausgetreten sein. Erste Expertisen warnen, dass das Problem schwer wiegen könnte. Das plötzliche Überhitzen von riesigen supraleitenden Magneten, wie sie im LHC verwendet werden, kann spontan auftreten, wenn sich auch nur ein kleiner Teilbereich der aus dünnsten Drähten bestehenden Spulen erwärmt. Das Problem ist nur: die ganze Anlage kann überhaupt nur mit dauerhaft und sicher kühl gehaltenen Magneten stabil funktionieren. Und: der eigentlich kritische Teilchenbeschuss hat noch gar nicht begonnen! Doch schon jetzt gibt es offenbar unkalkulierbare Unwägbarkeiten und Risiken.
Erste wissenschaftliche Erkenntnisse – original Bildunterschrift: One of the first images from CMS, showing the debris of particles picked up in the detector’s calorimeters and muon chambers after the beam was steered into the collimator (tungsten block) at point 5. Foto: © COPYRIGHT CERN
Im Lehrerzimmer haben die Physiklehrer über den LHC diskutiert. Und auch der Physikunterricht in der Jahrgangsstufe 10 verfolgt – lehrplanbedingt, Radioaktivität ist in Realschule und Gymnasium Themenschwerpunkt – die Entwicklung mit Interesse. Über die bei den LHC-Versuchen angeblich entstehenden schwarzen Löcher, die etwa nach E. Rössler, Chaostheoretiker und Professor für theoretische Biochemie an der Uni Tübingen, im schlimmsten Fall in 50 Monaten die Erde verschlingen könnten, hat bisher niemand ernsthafte Bedenken geäußert. Über den Sinn der vier Milliarden teuren Anlage gab es aber sehr wohl Kontoverses. Die Befürworter sehen unter anderem eine Chance, neue und nahezu unerschöpfliche Energieressourcen erschließen zu können. Die Skeptiker halten vor allem entgegen, dass der enorme finanzielle und materielle Aufwand in keinem Verhältnis zum bislang rein theoretischen Nutzen steht.
Hübsche Darstellung zur Entstehung der von manchen Wissenschaftlern so gefürchteten schwarzen Löcher – original Bildunterschrift: An image of an event in which a microscopic-black-hole was produced in the collision of two protons in a computer generated image of the ATLAS detector. Foto: © COPYRIGHT CERN
Zwar hat der „kleine Mann auf der Straße“ keinen Einfluss auf die Entscheidungsprozesse in Genf. Doch die HEUTIGEN Schüler werden in etwa zehn Jahren an den Terminals des Teilchenbeschleunigers sitzen. Sie sind die Entscheidungsträger von morgen. Und müssen DANN darüber nachdenken, ob sie weitermachen sollen. Oder doch anhalten, abschalten und umdenken. (abu)
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SPIEGEL-ONLINE: Überhitzter Magnet zwingt Forscher zum Abschalten
tagesschau.de: Weltgrößter Teilchenbeschleuniger steht still
www.cern.de
Kommentare
Manupuliert das CERN die Pressefreiheit :?
Exklusives Spielzeug LHC für Monate kaputt:
“Teilchenbeschleuniger LHC für Monate stillgelegt”
“Der große Knall muss warten”
“Keine Reparatur bei Minusgraden”
“Nur 36 Stunden funktionsfähig”
Quelle: Online-Artikel von tagesschau.de
Wenn die Forscher so etwa sagen:
… hat es den Eindruck, die Störung gehörte geradezu planmäßig zum Programm. Keine Spur von Bedauern oder Betroffenheit. Zukünftige Störfälle werden zeigen, ob und wie lange auf diese leichte Weise versucht werden wird, über Unregelmäßigkeiten hinwegzugehen.
Leider wurde nach dem entsprechenden Online-Artikel bei Spiegel-Online auch der Online-Bericht von tagesschau.de nachträglich verändert! Unliebsame Headlines – wie die oben zitierten Topics – sind plötzlich verschwunden. Ein Vorgang, der an einer Grundsäule unseres demokratischen Selbstverständnisses rüttelt – der Pressefreiheit!