Mit einem Erfahrungsbericht von Lisa Möbus (Klasse 8b)

Tomaten, die man durch Technik auch ohne Sonnenbestrahlung zu schneller Reife bringt, sehen knackig aus, sind schön rot, schmecken aber bekanntlich „nach nichts.“ Alles, was als „gut“ betrachtet wird, braucht Zeit zum Reifen.

xl_lisaZurück zu G9 – um erfolgreiches Lernen mit Lebensqualität verbinden zu können. (*)

ANDERERSEITS: Zu lange gereift wird selbst guter Wein zu Essig. Jedem QUICK haftet allgemein ein DIRTY an. Positiv formuliert wird aus dem abwertenden „QUICK“ ein Dynamik suggerierendes TURBO wie das als „Turbo-Abitur“ bezeichnete System G8. Ob G8 bildungstechnisch eher ein Turbo- oder Quicky-Abitur ist, lässt sich nicht pauschal sagen. Das hängt von den Prioritäten ab, die sich Schüler setzen. Nachfolgend ein Bekenntnis für G9. (abu)

G8 oder doch lieber G9?!

Von Lisa Möbus

Seit einigen Jahren wird in deutschen Gymnasien die Schulzeit um ein Jahr verkürzt, die so genannten G8-Klassen. Nur in wenigen Schulen ist es weiterhin möglich, die ursprüngliche Regelung (G9-Klassen) in Anspruch zu nehmen.

teaser_lisa1teaser_lisa2teaser_lisa3teaser_lisa4Die Autorin (*)

Zu den wesentlichen Vorteilen der G8-Klassen zählt, dass man ein Jahr eher die Schule abgeschlossen hat. Das Latinum kann somit schon am Ende der zehnten Klasse abgeschlossen sein. In einer G8-Klasse lernt man meist in einer leistungsstarken Gruppe, sodass keine Unterforderungen bestehen.

Doch in einer G8-Klasse gibt es nicht nur viele Vorteile, sondern auch Nachteile: Das eine Jahr weniger Schule erfordert erheblichen Stress, der sich wiederum auf die Noten auswirken kann. Ein weiterer Nachteil ist, dass man sehr viel lernen muss, um das fehlende Jahr aufzuholen, da der gleiche Lernstoff wie in einer G9-Klasse zu absolvieren ist. Durch dieses viele Lernen bleibt wenig Zeit, sich mit seinen Freunden zu treffen. Auch bleibt weniger Zeit für andere Aktivitäten, wie Sport und Musik. Durch den Nachmittagsunterricht kommen einige Schüler erst spät abends nach Hause und dann ist ihr Tag noch nicht beendet. Sie müssen noch für Klassenarbeiten lernen und Hausaufgaben machen.

In einer G9-Klasse sieht das allerdings ganz anders aus, da man ein Jahr länger Zeit hat, den gleichen Lernstoff zu bearbeiten. Dadurch, dass es keinen Nachmittagsunterricht gibt, kann man diese Zeit für Freunde, Freizeitaktivitäten oder Ähnliches nutzen. Aus meiner persönlichen Erfahrung weiß ich, dass G8 wirklich sehr stressig ist und mich sehr viel Zeit gekostet hat. Oftmals musste ich bis spät abends lernen oder Hausaufgaben machen.

Das alles habe ich dreieinhalb Jahre durchgestanden, dann aber beschlossen in eine G9-Klasse zu wechseln. Seitdem sieht mein Tagesablauf wieder sehr viel angenehmer aus. Natürlich muss ich auch in der G9-Klasse weiterhin lernen. Aber das Lernen ist jetzt mit einer erheblich höheren Lebensqualität verbunden als in meiner alten Klasse. Jetzt habe ich wieder mehr Zeit für meine Freunde und Hobbys. Ich fühle mich gut, nicht nur wegen besserer Noten.

Anmerkung d. Redaktion: Bei allem Für und Wider von G8 oder G9 muss beachtet werden, dass ein Wechsel zwischendurch, etwa mitten im Schuljahr, eher eine Ausnahme sein muss und auch nicht in jedem Fall möglich ist. Die Zuordnung von etwa 1.000 Schülern auf Klassen, Klassenräume und Lehrer ist ein höchst komplexer Prozess, oft am Rande von Kapazitäten. Es empfiehlt sich daher, Vor- und Nachteile vorher gründlich abzuwägen, um spätere Enttäuschungen zu vermeiden.

(*) Fotos: Andreas Bubrowski