Unterrichtsbeginn im Sommer eine Stunde später?
Mit Mangas von Charlotte Kindl (Klasse Gy-8b)
In Berlin haben Schüler des John-Lennon-Gymnasiums in einer Abstimmung darüber entschieden, ob man im Winter mit dem Unterricht nicht eine Stunde später beginnen sollte. Die Oberstufe war knapp dafür, die Unterstufenschüler mehrheitlich dagegen1.
Im Sommer fängt der Unterricht notgedrungen
zu nachtschlafender Zeit an. (Symbolbild*)
Dabei wäre die Idee, eine Stunde später anzufangen, im Sommer viel nützlicher – zum Ausgleich der unsinnigen Sommerzeit.
Potential für Gesundheit und Leistungsbereitschaft
Dass mit der Sommerzeit der Energieverbrauch nicht ab- ,sondern zunimmt, ist bekannt. Jedes Jahr vor Ostern, wenn die Uhren um eine Stunde vorgestellt werden, wird die wirtschaftliche Unsinnigkeit der Zeitumstellung öffentlich diskutiert2. Aber irgendwie ist der Abstellhebel verloren gegangen. Also geht es wie gewohnt weiter.
Im Winter länger schlafen…
Grafik © Charlotte Kindl
Die Berliner Gymnasiasten wollten sich an der Zeitrechnung vergreifen, allerdings aus reiner Bequemlichkeit. Damit die vom Berliner Partyleben und den vielen Hobbys erschöpften Oberstufenschüler im Winter länger ruhen können, sollte der Unterrichtsverlauf um eine Stunde in den Tag hinein verschoben werden.
Oberurff kennt solche „Warmdusch-
probleme“ nicht. Das Nachtleben hält sich hier in Grenzen. Doch die Idee, den Unterricht eine Stunde später zu beginnen, hat an ganz anderer Stelle für die Gesundheit und Leistungs-
bereitschaft der Schüler Potential. Man könnte damit die nachteiligen Auswirkungen der Sommerzeit neutralisieren.
1. Lernkurve ist morgens im Keller
… oder besser im Sommer?
Grafik © Charlotte Kindl
Es ist nachgewiesen, dass etwa zwischen 10 und 11 Uhr die Lernkurve ihren täglichen Höhepunkt hat. Zu diesem Zeitpunkt sind Konzentration und Leistungsfähigkeit am stärksten ausgeprägt. Am tiefsten ist die Kurve am frühen Morgen. Unser Beginn, 8.10 Uhr, ist also schon im Grenzbereich. Im Sommer jedoch, muss der Unterricht – gemäß realer Zeit – notgedrungen um 7.10 Uhr starten. Viele Schüler müssen schon kurz nach fünf Uhr realer Zeit aus dem Schlaf gerissen werden. Aufgrund latenter Müdigkeit kann Leistung nur mit großer Anstrengung erbracht werden, was zusätzlich ermüdet.
2. Gesundheitliche Risiken
Die beste Stärkung für das Immunsystem ist ausreichend Schlaf. Wer stets müde ist, wird anfälliger für zum Beispiel Infektionskrankheiten. Die Sommerzeit ist also nicht nur nachteilig für die Energiebilanz, sondern auch für die Gesundheit der Schüler.
Im Sommer schlafen wie im Winter?
Im Sommer zu schlafen wie Winter – den Unterricht also weiter 8.10 Uhr (offiziell 9.10 Uhr) beginnen zu lassen, dürfte vielen Schülern und Lehrern gefallen. Nebenbei würde ganz Deutschland plötzlich auf Oberurff gucken. Allerdings – ein paar Hürden stehen dem entgegen:
- Nachmittagsunterricht der Oberstufe
Der Nachmittagsunterricht würde sich eine Stunde nach hinten verschieben. - Schulbusse
Die Busunternehmen müssten ihre Fahrpläne anpassen. - Mittagessen
Der Lieferant des Mittagessens in der Cafeteria müsste Produktion und Auslieferung anders planen.
Alles unüberwindliche KO-Kriterien für eine echte Innovation?
Voting, im Sommer schlafen wie im Winter
Angenommen, allen Hürden zum Trotz erweist sich eine Verschiebung des Unterrichtsbeginns als machbar. Was ist deine Meinung?
Zur Zeit sind keine Umfragen verfügbar.Linksunten: Süddeutsche Zeitung: Penne statt pennen
(*) Text/Bild: Andreas Bubrowski
Kommentare
Allein schon aus diesem Grund sollte Sommer- und Winterzeit abgeschafft werden. Soweit ich weiß wurde die Zeit umstellung doch lediglich für die Industrie erfunden, damit die Strom für ihre Beleuchtung sparren können.
ERHÖHTE Unfallgefahr in Waldstücken . Da die innere Uhr der Tiere NICHT umstellbar ist, der Berufsverkehr plötzlich eine Stunde in die Dämmerung rutscht, kommt es nach der Zeitumstellung erhöht zu Wildunfällen. Denn in der Dämmerung grast das Wild gern am Straßenrand oder wechselt das Revier .
ALSO FERNLICHT EIN und nicht schneller als 80 km/h in waldigen Staßenabschnitten, bis die Sonne den menschgemachten Unfug ausgeglichen hat, es früh wieder heller wird.
Definitiv – hier macht wirklich nur eine generelle Lösung Sinn. Aber solche „nebensächlichen“ Beispiele zeigen, wie wenig ALLTGASBEZOGEN unserer politischen Entscheidungsträger sind. Seit Jahren ist der Unsinn der Sommerzeit gut dokumentiert – aber KEIN Parlament schafft das ab. Vermutlich, weil es keine (bezahlte) Lobby dafür gibt. Eine isolierte Lösung an einer Großstadtschule wäre sicher ein öffentlich wirksames Zeichen. Großstadtschule deshalb, weil dort öffentliche Verkehrsmittel zur Verfügung stehen.
Aber wäre es dann nicht eigentlich so, dass sich der ganze Tagesablauf insofern anpassen würde, dass sich letztendlich nichts verändert?
Wenn ich morgens eine Stunde später zur Schule gehen müsste, würde ich am Abend auch eine Stunde später ins Bett gehen.
Von daher glaube ich, dass ich letztendlich genauso müde bzw. wach und leistungsfähig wie bei der derzeitigen Regelung bin Schließlich dürfte sich der Körper und der Kreislauf nach kurzer Zeit daran gewöhnt haben, dass der Tag um eine Stunde verschoben ist.
P.S. Ich fände es interessanter, eine einheitliche Zeit zu machen und die Sommerzeit bzw. Winterzeit abzuschaffen.
Gruß Went
EIGENTLICH eine ganz gute Idee! Doch es gibt – für mich – auch ziemlich viele Nachteile! Wie z.B. der Punkt, der schon im Voting angesprochen wurde: „Konflikte mit privaten Terminen“! — Leider! :(