Mit einem Bericht von Jana Hommel und Lisa Amrhein

Wer sind eigentlich unsere Nachbarn? Wie lebt es sich mit über tausend Schülern nebenan? In lockerer Folge gehen Junior-Online-Redakteure der Weblog-AG auf Erkundung und berichten von Begegnungen mit Menschen aus dem näheren Umfeld der Christophorusschule. Den Anfang macht ein interessanter Ort, gleich gegenüber der Schulbushaltestelle.

Klaus Vössing, Junior-Online-Redakteurinnen 2009 © A. Bubrowski/CJD-UPDATEStute Viktoria verfolgt interessiert das Gespräch zwischen Junior-Redakteurinnen Lisa Amrhein und Jana Hommel (v. li.) mit „Friesenflüsterer“ Klaus Vössing. Bild: A. Bubrowski/CJD-UPDATE

Gemeint ist nicht der Meetingpoint für volljährige Raucher vor dem Gartenzaun auf der anderen Straßenseite, sondern das weitläufige Gelände dahinter. In wechselnder Besetzung breitet sich dort eine von Pferden geprägte Idylle aus. Mal mit Reiter, mal ohne, mal herumalbernde Fohlen, mal behäbig trottende Pferderentner. Pferde sind Fluchttiere, erklärt Klaus Vössing, dem das Anwesen gehört, auf die Frage, wie die Tiere mit dem zweimal täglichen Schulbus-Trubel klar kommen. Für sie ist hektische Betriebsamkeit eigentlich ein Grund das Weite zu suchen.

Friesenpferde – die große Leidenschaft

Man hat sich am Hof mit den An- und Abfahrtszeiten der Schulbusse eingerichtet. Ausgeritten wird davor oder danach. Frei laufende Pferde finden auf den fast bis zum Oberurffer Teich reichenden Grünflächen genügend Raum zum Rückzug. Beim Besuch der Weblog-AG stellte sich nicht nur heraus, dass hinter dem Pferde-Idyll ein komplexes mittelständisches Unternehmen steckt. Im Gespräch drängte sich zudem der Eindruck auf, man würde einem „Friesenflüsterer“ gegenüber sitzen. Friesenpferde sind die große Leidenschaft von Vössing. Seine Friesenzucht ist europaweit gerühmt. Nur gut, dass eine Expertin dabei war. Junior-Online-Redakteurin Jana Hommel nimmt in ihrer Freizeit Reitunterricht am Hof. (abu)

Der Friesenflüsterer

Von Jana Hommel, Lisa Amrhein (Klasse Gy-6y, Weblog-AG)

Am 1. März 2001 haben Klaus Vössing und seine Frau, Silvia Schädlich, den Reithof übernommen. Gegründet wurde der Hof in den 1950er Jahren von Marianne Wiegand von Buttlar. Nach Übernahme kam noch ein Gestüt, also die Pferdezucht, dazu. Silvia Schädlich übernahm von Anfang an das Fortgeschrittenenreiten. Die sieben angestellten Pferdewirte betreuen Reitanfänger und sind für die Pflege rund um das Pferd zuständig.

Buck 2009 © A. Bubrowski/CJD-UPDATEBuck macht große Augen. (*)

Gute Pflege ist das A und O für einen gesunden Tierbestand. Zum Beispiel müssen Pferde, die an einem Tag nicht geritten werden, mindestens eine Stunde bewegt werden. Ansonsten werden sie früher oder später krank. Zwei Mal am Tag gehört der Stall ausgemistet. Nicht zu vergessen: Tiere putzen, Fütterung und Pflege der Anlage. Vössing erledigt, wie er es nennt, den Bürokram und leitet den Kutschfahrunterricht.

Alles fing so an…

Vor über 20 Jahren wollte sich Klaus Vössing aus rein privatem Interesse einen Friesen kaufen. Das war damals gar nicht so einfach. Erst nach langem Suchen fand er für 17.000 DM (etwa 8.500 Euro) ein passendes Tier – JITZE, den Friesenhengst, der heute in Ehren ergraut auf dem Hof sein Rentenalter genießt. Auch damals war er schon gut mit seiner jetzigen Frau Silvia befreundet. Sie ritt erfolgreich Turniere, vor allem mit ihrer Stute Seima (vor ein paar Jahren im Alter von 32 Jahren gestorben). Als Seima wegen einer Verletzung ausfiel, fragte sie Vössing, ob sie seinen Jitze reiten dürfte. Von da an war sie nur noch mit Jitze unterwegs. Da kam der Wunsch auf, sich ein Friesenfohlen zuzulegen. Er kaufte den heute etwa 22 Jahre alten Sjerk.

Rundgang mit Klaus Vössing © A. Bubrowski/CJD-UPDATEKlaus Vössing beim Rundgang. (*)

Seine Liebe zu Friesen (natürlich mag er auch seine anderen Pferde) kommt vor allem daher, weil diese Pferde einen besonders gutmütigen Charakter besitzen. Friesen werden von Laien oft mit Kaltblutpferden verwechselt. Doch ein Kaltblut ist schwerer und nicht so gefühlvoll wie ein Friese. Tatsächlich sind Friesen Warmblüter, die besonders sensibel auf ihren Reiter und die Menschen und Tiere Umgebung reagieren.

Unser Nachbar, der „Friesenflüsterer“ (*)

Im Moment gibt es auf dem Hof fünf Deckhengste, 10 Zuchtstuten, 15 Fohlen und 15 Schulpferde. Für Ruhe und Ordnung sorgen zwei Hunde, der „Bewegungsmelder“ Thara und die „Mäusefängerin“ Wilma. Die Besucher kommen hauptsächlich aus einem Umkreis von etwa 60 Kilometern zum Reitsport, aus ganz Deutschland zum therapeutischen Reiten (Hippotherapie) und aus der ganzen Welt zum Kauf von Friesenfohlen. Allerdings verkauft Vössing nur dann Pferde, wenn er sicher ist, dass es den Tieren beim neuen Besitzer gut geht. Dafür fährt er schon mal durch halb Europa. Hat er das Gefühl, dass der neue Ort seinen Tieren nicht gut tun wird, verzichtet er auf den Verkauf. Und selbstverständlich gibt es keine Schlachttiere am Hof. (wird fortgesetzt)

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Reitschule Oberurff

www.friesenpferde-oberurff.de

(*) Teaser, Fotos, Gestaltung: Andreas Bubrowski