Reise-Skizzen von Charlotte Kindl (Klasse Gy-8b, Online-Redaktion)

Montag, Tag der Anreise. 9:30 Uhr: An der Bushaltestelle in Oberurff sieht man gerade noch, wie die letzten Koffer im Bus von müden Schülern verstaut werden. Motoren werden angeschmissen. Dann ging es für uns auch schon los: nach Frankreich – neun ganze Tage lang!

xl_teaser_paris09Pflicht bei jedem Parisbesuch: Gruppenfoto vor Eiffelturm. Foto: privat

Chaumont-en-Vexin, um genau zu sein. Bei unseren jeweiligen Korrespondenten in Gastfamilien untergebracht. Soviel hatten wir schon viele Tage davor gewusst. Aber einige Fragen waren unbeantwortet geblieben, zum Beispiel: Werde ich mit meinem Französisch in Frankreich klarkommen? Und was, wenn meine Gastfamilie unsympathisch ist?

Austauschpartner/-innen gleich
ins Herz geschlossen

Doch bereits nach neun Stunden Busfahrt mit einigen kurzen Pausen, klärte sich das erste Problem auf. Einfache, anfängliche Dialoge entstanden zwischen uns Deutschen und unseren französischen Korrespondenten, die uns nach der Ankunft in Chaumont empfingen:

»Ça va?« »Oui, Ça va bien. Et toi?«

Direkt danach ging es auch schon in die Gastfamilien, in denen der restliche Tagesablauf, je nach Schüler, variierte. Aber eines war bei fast jedem von uns gleich: Man schloss seine Austauschpartner und -partnerinnen gleich ins Herz.

Dienstag, Tag ZWEI: Früher Morgen, Méru: Nach kurzer Fahrzeit erreicht ein Bus, mit deutsch/französischen Schülern beladen, das Musée de la nacre et de la Tabletterie in Méru. Ein Museum, das Fächer aus dem Rokoko, selbstgemachte Dominosteine aus Knochen und Knöpfe aus Perlmutt ausstellt. Nach Ankunft begann auch schon gleich eine Führung. Auf Französisch! Gut, dass unsere Französisch-Lehrerin, Frau Lammert, sich bereit erklärte, die Informationen für uns ins Deutsche zu übersetzen.

Wir wurden über den Abbau von Perlmutt in Méru aufgeklärt, erhielten einen Einblick in die Sprache, die ein Fächer für eine Frau in früheren Zeiten darstellte und sahen zu, wie ein Knopf für die haute couture in Paris hergestellt wird. Bei dem Anblick der schönen Muscheln, den prunkvollen Fächern und den Unmengen an Knöpfen kamen wir aus dem Staunen gar nicht mehr raus. Als man uns dann vorführte, wie man Dominosteine aus Rinderknochen und einem Leim aus Fischallerlei macht, rümpften einige von uns allerdings die Nasen. Egal wie interessant es doch eigentlich war.

Unterschiede herauszufinden
war ziemlich spaßig

Mittwoch, Tag DREI: Der Mittwoch war, je nachdem, welcher Schule man zugeteilt war, entweder ein anstrengender oder ein lockerer Tag. Die einen unternahmen etwas mit ihren Gastfamilien, die anderen waren die ersten vier Stunden in der Schule, was aber auch nicht unbedingt langweilig sein musste. Im Gegenteil, die Unterschiede zwischen den französischen und den deutschen Schulen herauszufinden, war sogar ziemlich spaßig.

Wusstet ihr zum Beispiel, dass in französischen Schulen in den Türen der Klassenzimmer ein Loch mit einer Glasscheibe ist? Wenn man durch dieses Loch hindurchsieht, kann man den Schulleiter sehen, der auf den Gängen umherläuft und umgekehrt lässt sich vom Gang aus checken, ob die Lehrer Unterricht machen. Außerdem wird jede Stunde die Anwesenheit der Schüler überprüft. Doch als nach dem Schlussgong die letzte Stunde beendet war, hatten auch die Schüler vom collège Saint Exupéry ihre Freizeit.

Man kaufte, kaufte und kaufte

Donnerstag, Tag VIER: An diesem Tag war die ganze Gruppe der Deutschen zusammen in Paris. Vor und auf dem Eiffelturm, in und unter1 der Stadt und mal hier und da. Man aß die besten crêpes der Welt, shoppte in Pariser Modegeschäften, zwängte sich in die Metro und kaufte, kaufte und kaufte.

xl_teaser_paris2Französische Korrespondenten. Foto: privat

Als wir dann am späten Nachmittag wieder am Bahnhof in Chaumont ankamen, hatten wir keine Zeit zum Müdesein, denn ein Fest an der Saint Exupéry Schule, mit leckerem Essen und Musik und Tanz, beanspruchte unsere vollkommene Energie. Obwohl viele von uns anfangs lieber gleich ins Bett gegangen wären, lobten sie den Abend, der definitiv gelungen war, am nächsten Morgen hoch. Womit wir auch schon bei Montag wären, denn die Wochenenden waren je nach Schüler nun wirklich verschieden.

Montag, Tag ACHT: Am Montag kostete ausnahmslos jeder deutsche Schüler vom französischen Schulalltag. Der ziemlich anstrengend sein kann, wenn man neun ganze Schulstunden von 60 Minuten nicht gewöhnt ist. Dem einen mag der Vormittag lang vorgekommen sein, dem anderen eher kurz. Vorbeigegangen ist er aber trotzdem. Wenn man danach wieder in die Gastfamilien zurückgekommen ist und sich entspannen konnte, war der Montag auch ein ganz schöner Tag. Kompliment an die Franzosen, die diese Rhythmus die ganze Woche durchstehen (müssen).

Dienstag, Tag NEUN: Und noch einmal Paris. Ein deutsch-französischer Ausflug. Die Anreise erfolgte diesmal mit dem Bus. Die Fahrt dauerte so zwar länger, aber man musste sich dafür nicht durch halb Paris von Metro-Station zu Metro-Station quälen. Der Bus hielt gleich in der Nähe vom gewünschten Reiseziel. Und die Reiseziele waren: Ein Kulturmuseum (welches aber auch ein wenig Kunst ausstellte) und der Eiffelturm (diesmal picknickten wir davor).

Das Museum war sehr interessant. Es wurden Exponate, wie Gewänder aus alter Zeit, in einer simulierten Kontinentalreise angesehen. Von Afrika nach Asien. So wäre es eigentlich gewesen, aber unsere Reise endete in Amerika. Es gab eine deutsche Führung für die Deutschen und eine französische für die Franzosen. Am Ende konnte man sich wie im Perlmuttmuseum kleine Souvenirs kaufen.

Das Picknick war auch sehr schön. Man unterhielt sich mit Deutschen und Franzosen gleichermaßen und aß dazu Chips und Butterbrot.

Beim Abschied mehr weinende
als lachende Augen

Mittwoch, Tag der Abreise: Früher Morgen. Vor der Saint Exupéry Schule stehen alle versammelt. Deutsche, französische Korrespondenten und Gastfamilien. Genau wie am Tag der Anreise. Nur mit einem Unterschied: Statt »Bonjour!« hört man überall »Au revoir!« Mit einem lachenden und einem weinenden Auge erwarteten wir unseren Bus, der uns zurück nach Deutschland bringen sollte. Doch es gab wahrscheinlich mehr weinende als lachende Augen, denn es war ein Abschied, nach dem es so schnell kein Wiedersehen geben wird, vielleicht auch überhaupt kein Wiedersehen …

Einige weinten. Einige lächelten traurig und winkten dabei von den Fenstern des Busses aus. Und dann ging es los. Wieder zurück in die Heimat, die wir wieder nach langer Busfahrt mit einigen Pausen erreichten. Dort war man aber doch wieder glücklich zurück zu sein. Und egal ob peinlich oder nicht, man umarmte seine Eltern. Ob’s zuhause wirklich am schönsten ist? Hmm… das sollte jeder selber wissen. Eins ist jedoch klar: Frankreich war auch nicht schlecht.

  1. unter bezieht sich natürlich auf die Metro