Theaterabend im Kurhaus: Schüler inszenieren Klischees zur Arbeitslosigkeit
Wer von der Aufführung des Theaterstückes Das Leben ist kein Picknick der Theater-AG im voll besetzten Kurhaus Bad Zwesten weihnachtliche Stimmung und verheißungsvolle Vorfreude erhofft hatte, wurde schnell eines Besseren belehrt. In dem Stück, das gängige Klischees und Vorurteile zur Arbeitslosigkeit behandelt, gibt es keine Feste und schon gar keine Geschenke. Stattdessen sind überall die deprimierenden Auswirkungen auf Betroffene und ihr Umfeld zu spüren.
Geht nicht, gibt’s nicht – eines von vielen Klischees zum Thema Arbeitslosigkeit. (*)
„Wer Arbeit sucht, der findet auch welche“, „Geht nicht, gibt’s nicht“, „Wer rastet, der rostet“: Was nicht alles müssen sich Menschen ohne Job anhören, wenn ihre Bemühungen wieder einmal ohne Erfolg geblieben sind. In lose aufeinanderfolgenden, selbst erarbeiteten Szenen zeigten die jungen Darsteller, welch demütigende Situationen dem drohen, der nicht auf der Sonnenseite des Lebens steht.
Plastikspielzeug statt goldener Löffel
„Sei heiß, sei ein Adler!“, ruft der arrogante Job-Trainee den mutlosen Gestalten beim Motivationskurs zu, „baut die negativen Reize ab!“. Dass die ihr letztes bisschen Selbstbewusstsein längst verloren haben, passt nicht ins Weltbild des plärrigen Sakkoträgers. Schon das Aussprechen des Begriffs „Stress“ kann da zu viel sein für Menschen, denen seit langem gepredigt wird, was sie falsch gemacht haben und was eigentlich richtig wäre. Welch groteske Formen die Tipps für Bewerbungsgespräche annehmen können, zeigten die Empfehlungen für das verlangte Passbild: Jung und sexy aussehen und immer lächeln, auch wenn’s am Ende eine verzerrte Grimasse wird.
Die jugendlichen Darsteller… (*)
Selbst vor dem Sandkasten macht die Armut nicht Halt. Plastikspielzeug statt goldener Löffel, das ist bitter und tröstet nicht darüber hinweg, dass der Grips der Reichen oft zu wünschen übriglässt. Da sind die Klatschbasen, die sich für etwas Besseres als die Einwanderin aus Polen halten, und da ist der rassistische Beamte, der dem rotzigen Schulabbrecher eher einen Job vermittelt als der höflichen jungen Türkin. In der Talkshow „Silke am Nachmittag“ wurde der verschüchterte Arbeitslose übel beschimpft, auch wenn seine Gesprächspartner blasierte Schmarotzer waren. Da erreichten Albträume und ohnmächtige Wut des Betroffenen ihren Höhepunkt. Einen kleinen Sieg erzielte der Gebeutelte und erlangte damit ein Stück seiner Würde zurück, als es ihm endlich gelang, seiner Besserwisser-Mutter Paroli zu bieten – ein Adler, der fliegen gelernt hat.
… waren mit großem Ernst und Engagement bei der Sache. (*)
Die jugendlichen Darsteller waren mit großem Ernst und Engagement bei der Sache und fesselten das Publikum mit ihrem aktuellen Thema. Entsprechend lang war der begeisterte Applaus.
(*) Text, Foto: Marise Moniac; Gestaltung: Andreas Bubrowski
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