Von Melissa Pfeiffer (Gym-8e, Online-Redaktion)

Mopro-Abteilung1, Deko-Kosmetik2, Körperpflege, Trocken­waren, Alkohol und Käsetheke, das alles finden wir in einem handelsüblichen Biomarkt. Aber eigentlich nicht im üblichen Matheunterricht, oder? Doch, wenn es der Matheunterricht3 der 8e ist schon.

Die Abteilung Deko-Kosmetik, 2. v. li. die Verfasserin. (*)

Natürlich geht es hier nur indirekt um Biowaren oder das, was wir am liebsten essen. Es geht ums Geschäft. Stellen wir uns vor, wir wären Geschäftsleiter der Abteilung Deko-Kosmetik, haben vier Mitarbeiter zu beaufsichtigen und sind außerdem für die Preiskalkulation verantwortlich. Dieser Aufgabe mussten sich zum Beispiel die fünf Schülerinnen der Arbeitsgruppe4 stellen, die sich für diese Abteilung entschieden hatten. So leicht wie sich das anhört, ist es aber nicht. Hier ein kurzer Einblick.

Abteilung Alkohol/Spirituosen. (*)

Als Erstes musste man die Mehrwertsteuer vom Netto-Einkaufspreis (Netto-EK) errechnen. Mehrwertsteuer? Einkaufspreis? Jetzt machen sich wahrscheinlich schon große Fragezeichen in euren Köpfen breit. Mehrwertsteuer ist – vereinfacht ausgedrückt – eine Verbrauchssteuer, die an den Staat (Finanzamt) abzuführen ist. Einkaufspreis ist der Preis für den der Verkäufer im Laden das Produkt bei einem Großhändler oder Erzeuger einkauft. Hat man die Mehrwertsteuer errechnet, wird sie zum Netto-Preis addiert.

Beispiel:

Netto-EK = 3,63 Euro
Mehrwertsteuer = 19 Prozent
Rechnung: 3,63 + 19 * 3,63 : 100 = 4,32

Wie ihr seht, hat das Produkt am Anfang noch 3,63 Euro gekostet und jetzt 4,32 Euro. Die Mehrwertsteuer (0,68 Euro, abgerundet) hat der Bio-Markt an den Lieferanten zu bezahlen, bekommt sie aber vom Finanzamt zurückerstattet – als Vorsteuer. Aber das ist noch nicht alles. Damit der Bio-Markt selbst etwas Gewinn macht, kalkuliert man den Netto-EK mit einem marktüblichen Faktor – bei Deko-Kosmetik zum Beispiel Faktor 2,2 – um den Brutto-Verkaufpreis (Brutto-VK), also inklusive Mehrwertsteuer, zu berechnen. Damit kostet das Produkt schon mal 7,99 Euro. Da das ein etwas ungerader Preis ist und außerdem der nächste Bio-Markt weit weg ist, entscheidet der Abteilungsleiter, den Preis nach oben aufzurunden: 8,50 Euro. Somit wurde das Produkt von 3,63 Euro (Netto-EK) auf 9,50 Euro (Brutto-VK) kalkuliert.

Abteilung Körperpflege. (*)

Jetzt gilt es noch, den Mehrwertsteuer-Anteil am Brutto-VK (9,50 Euro) zu bestimmen, da der an das Finanzamt abgeführt werden muss – verringert um die Vorsteuer vom Wareneinkauf.

Rechnung: 9,50 * 19 : 119 = 1,51 (abgerundet)

Mehrwertsteuer-Aufkommen: Mehrwertsteuer (auf den Verkauf) – Vorsteuer (auf dem Einkauf)

Rechnung: 1,51 Euro – 0,68 Euro = 0,83 Euro

Aus dem Verkaufsprozess fließt dem Finanzamt also eine Verbrauchssteuer von 83 Cent zu. Ufff, geschafft.

Mit einem Tabellenkalkulationsprogramm (hier Excel) waren die summierten Ergebnisse der Arbeitsgruppen zusammenzuführen. Durch geschicktes Programmieren einzelner Spalten mit den entsprechenden Formeln zur Berechnung konnte dann jede Gruppe die zuvor manuell ermittelten Werte selbst überprüfen. Abb.: leo/abu

Jetzt habt ihr schon mal einen Einblick bekommen, was so ein Biohändler alles ausrechnen muss. Die Rechnerei erwies sich doch als nicht so ganz einfach, wie man am Anfang gedacht hat. Vor allem der eigentlich gängige Begriff Mehrwertsteuer erwies sich als harte mathematische Nuss. Das ist aber leider noch immer nicht alles.

Vor allem der eigentlich gängige Begriff Mehrwertsteuer erwies sich als harte mathematische Nuss.

Man verkauft ja nicht nur ein Produkt, sondern locker 1.000 Produkte (bei einem Markt mit Vollsortiment). Diese mussten wir aber nicht alle ausrechnen. Zum Glück. Schließlich war alles in einer Präsentations-Mappe zu dokumentieren und unter den kritischen Augen von Lehrer und Mitschülern vorzustellen. Die Teams hatten dabei die Gesamtwerte der Abteilung an die Tafel zu schreiben. Mit diesen Werten war zum Schluss von jedem Schüler noch eine Tabellenkalkulation zu erarbeiten.

Abteilung Käsetheke. (*)

Präsentationstag – alle sind schon ganz aufgeregt. Die erste Gruppe muss nach vorne. Doch es gibt plötzlich ein Problem. Sie sind noch nicht ganz fertig und können nicht präsentieren. Zweite Gruppe. Auch noch nicht bereit. Dann wagt sich die Gruppe Käsetheke vor, sie probieren es, doch auch hier hat sich ein Kalkulationsfehler eingeschlichen. Alle Schüler bekommen einen weiteren Tag Zeit.

Abteilung Mopro – Molkereiprodukte. (*)

Einen Tag später – deutliche Verbesserungen sind zu sehen und alle Gruppen sind bereit, ihre Ergebnisse vorzustellen. Es gibt keine Probleme, auf dem ersten Blick scheint es, als hätten alle die Prozentrechnung verstanden und die Aufgabe erfolgreich gemeistert. Doch auf einmal löst ein kleiner Fehler der Gruppe Mopro sozusagen eine Lawine aus. Alle Gruppen stürmen an die Tafel, um schnell ihre Ergebnisse zu verbessern. Was war das denn?

Abteilung Süßigkeiten. (*)

Wie sich zeigte, hatten alle denselben Fehler gemacht und die Kalkulation der Vorsteuer übersehen. Kein Problem. Wir gehen locker an die Sache ran, überprüfen und korrigieren zusammen die Ergebnisse der Gruppen. Am Ende war der Biomarkt „fertig zur Eröffnung“ und alle Ergebnisse waren korrekt errechnet.

(*) Bild, Fußnoten, Gestaltung: Andreas Bubrowski

  1. Molkereiprodukte
  2. dekorative Kosmetik, alles rund ums Schminken
  3. Die auf vier bis fünf Unterrichtstunden ausgelegte Simulation einer Bio-Markt-Gründung diente der Wiederholung der Grundlagen zur Prozentrechnung aus Klasse sieben. Die Schüler hatten ihre fachliche Kompetenz anhand der simulierten Bio-Markt-Situation zu aktivieren und sich zugleich selbständig die Aspekte der erweiterten Prozentrechnung in Gruppenarbeit anzueignen.
  4. Es gab insgesamt sechs Arbeitsgruppen, die entsprechend unterschiedliche Warengruppen repräsentierten. Die Teams sollten aus älteren Preislisten von Bio-Großhändlern jeweils sechs bis sieben Produkte für ein Sortiment selektieren.