Von Anonymus (Jahrgangsstufe 11)

So lautete eine interessante Überschrift eines noch interes­santeren Berichtes von Norbert Bolz1 von der Süddeutschen Zeitung. Wie einfach Jugendliche in so genannten sozialen Netzwerken Name, Alter, Adresse und Vorlieben veröffentlichen, ohne über die Konsequenzen nachzudenken, ist erschreckend.

Ich klicke, also bin ich. (*)

Also wichtiger Tipp! Einmal selbst überprüfen, was man alles über euch herausfinden könnte, wenn man euch nicht kenne würde. Achtung! Fotos können leicht kopiert werden und auch nach dem Löschen in einer Such­maschine auftauchen. Worauf unter anderem spätere Arbeitgeber zurückgreifen können. Das gilt auch für Fotos ohne Titel – dank Gesichtererkennung.

Digitale Zivilverteidigung

Einen besonders wichtigen Punkt spricht Bolz meiner Meinung nach hiermit an:

Wir opfern Privatheit für Aufmerksamkeit.

Denn wenn man es sich genau überlegt – ER HAT RECHT. Soweit ist es also schon gekommen, dass wir Sachen veröffentlichen, nur um uns der Illusion hinzugeben, im Mittelpunkt zu stehen. Das gilt vor allem für Communities wie SchülerVZ, die sich mit dem irreführenden Begriff SOZIALES NETZWERK eine Art Schafspelz überziehen, um an die intimsten Informationen und Daten junger Leute heranzukommen. Wer kennt es nicht, wenn in der sogenannten „Away“ etwa zu lesen ist:

Traurig. Warum bist du nur so, wie du bist. Kann man sich wirklich so in jemanden täuschen.

Dazu reizende Fotos im Bikini oder ähnliches. Das ist Bloßstellung pur. Im schlimmsten Fall bis in alle digitale Ewigkeit. Jeder vernünftig denkende Mensch sollte also genau überlegen, was er preisgeben will und was nicht. Das Ziel ist also im Grunde, dass jeder virtuell „bemerkenswerte Mensch“ zugleich gegen sein eigenes Profil arbeiten sollte. Wer dies schafft, entzieht sich den gierig Informationen saugenden Fangarmen der Datenkraken Google und Co. Durch so eine digitale Zivilverteidigung kann man sich gegen das Entziehen der eigenen Privatheit schützen. Der Medienphilosoph Vilèm Flusser hat einmal gesagt: Die Welt zerfällt in Programmierer und Programmierte. Wer will nicht lieber zu den Programmierern gehören, anstatt sich durch eine Suchmaschine „programmieren“ zu lassen?

Diese Kühe wird man jetzt im Internet auch noch dann finden, wenn sie bereits als Kotlett verzehrt und verdaut wurden… (*)

Der Artikel von Norbert Bolz macht nachdenklich, ist aber auf dem ersten Blick nicht so leicht zu verstehen. Die Lektüre lohnt sich aber, denn es kann einen wirklich später den Job kosten, wenn man zu viele Dinge veröffentlicht, die eigentlich nur einem selbst etwas angehen.

Linkunten:

Süddeutsche Zeitung: Die Welt der Klick-Arbeiter

(*) Bild/Gestaltung: Andreas Bubrowski

  1. Norbert Bolz, Medien- und Kommunikationstheoretiker, lehrt an der TU Berlin.