Textidee: Kim Mattheis & Martha Bornscheuer (Gym-5b, WEBLOG AG)

Schulseelsorger Hans Walther Reeh leitete die auf drei Tage verteilten acht Adventsgottesdienste im Musischen Pavillon. Unterstützung gab es dabei von Mitarbeitern des religionspädagogischen Arbeitskreises und Schülern aus den achten und neunten Klassen.

Adventskerzen werden entzündet. (*)

Die diesjährige „Weihnachtsgeschichte“ haben sich Schüler der Jahrgangsstufe 13 ausgedacht. Der etwa 12-jährige Paul sorgt sich ängstlich um seine im Krankenhaus liegende Mutter, die offensichtlich auch noch alleinerziehend ist. Gern würde er mit jemandem über seinen Kummer sprechen. Doch alle weisen ihn ab, sind nur mit sich selbst beschäftigt. Nur ein Wunder – so scheint es – kann dem Jungen in seiner ausweglosen Lage einen Hoffnungsschimmer bescheren…

Kein Wunder, dass wirklich ALLE Schüler
mucksmäuschenstill dem Geschehen folgten

Eingebettet in ein Programm aus Andacht, Gebeten, Liedersingen und dem Entzünden von Adventskerzen spielten Schüler Szenen aus Pauls trauriger Lebenslage, der vor lauter Verzweiflung schließlich alle seine Ängste „ohne Punkt und Komma“ auf den Seiten eines bekannten Online-Netzwerkes niederschreibt. Als er am nächsten Morgen erwacht und reflexartig seinen Laptop aufklappt, hat ihm jemand geantwortet: FÜRCHTE DICH NICHT! Dieser Jemand aber ist nicht mehr auszumachen, Account gelöscht.

Gottes Wege sind bekanntlich unergründlich, also warum soll ER sich beim Senden seiner Hoffnungszeichen nicht auch eines in den USA gehosteten Online-Netzwerkes bedienen? Für unseren Paul jedenfalls ist die mysteriöse Nachricht nicht nur wundersam, sondern auch wundervoll. In seiner schwierigen Lage schöpft er neuen Mut und kann die lähmende Angst überwinden. Eine schöne Geschichte, die auf vielfältige Weise nachdenklich macht. Und kein Wunder, dass wirklich ALLE Schüler mucksmäuschenstill dem Geschehen folgten. Wer von den Lehrern mehrfach als Aufsicht eine Klasse in den Gottesdienst zu begleiten hatte, konnte zudem nicht anders als mit Respekt die physische und vor allem psychische Kondition unseres Schulpfarrers bewundern. Auch der achte Gottesdienst war so stark wie der erste.

Adventsgottesdienste – Ansichten. (*)

Nicht vergessen sollten man hingegen, dass die Geschichte eher als Metapher gedacht war und NICHT als Empfehlung zur Nachahmung. „Schreibt Gott auf Facebook?“ fragte Pfarrer Reeh in die jeweilige Runde. Natürlich nicht. Genau so wenig wie man persönliche Sorgen dort öffentlicht macht. Wer das trotzdem tut, dem muss es wirklich schlecht gehen. Seien wir also achtsam miteinander, dass so ein Paul nicht gerade neben uns vor sich hinleidet. Schauen wir hin und hören zu.

(*) Bild/Redaktion: Andreas Bubrowski