Sorgende Eltern sind besorgt. Da hat man sich nun mit Ach und Krach mit Phänomenen wie Rauchen, Komasaufen und SchülerVZ auseinandergesetzt, die Gefahren für die Kinder und Jugendlichen erkannt und irgendwie damit eingerichtet. Jetzt nun Facebook. Der Hype um das geschäftsfördernd als „sozial“ vermarktete Online-Netzwerk macht Eltern vor allem deshalb Bange, weil sie nicht wissen, wie es funktioniert und warum es so magisch auf ihren Nachwuchs wirkt.

Verbieten, Wegschließen, Knoblauchknolle davor – hilft leider nicht. (*)

In seiner Serie „Ach- und Krachgeschichten“ hat das NDR-Fernsehen in einem zweieinhalbminütigen Film alles auf den Punkt gebracht – amüsant und leicht verständlich. Auf anschauliche Weise wird der Haken mit den Haken erklärt. Also warum es schwierig ist, die richtigen Haken zu finden, sie dann zu entfernen und warum man – einmal am Facebook-Haken – nicht so leicht wieder davon loskommt.

Das ist anstrengend, kostet Zeit und Geld. Na und?

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Ach- und Krachgeschichten: FACEBOOK. © X3.de/NDR 2011

Schön und gut. Also noch so eine virtuelle „Gefahr“, mit der man leben muss. Aber wie? Alles verbieten, wegschließen, Knoblauchknolle davor? Vor allem die seriöse überregionale Tagespresse bietet dazu handfeste Tipps und Hinweise. Nachfolgend eine kursorische Zuammenfassung.

Privates grundsätzlich
außen vor lassen

Facebook lebt von der suggestiven Wirkung als Massenphänomen. Menschen mit einem sozialisierten Selbstbewusstsein, die dem, was alle tun eher distanziert gegenüber stehen und deren Selbstwertgefühl nicht von virtuellen „Freunden“ abhängt, nutzen das Netzwerk zielgerichtet, um ihre beruflich relevanten Kompetenzen bekannt zu machen. Privates bleibt dabei aber strikt außen vor. Spricht man mit Schülern ist festzustellen, dass wir in Oberurff erfreulich viele Schüler haben, die dem Facebook-Hype nichts abgewinnen können und sich fern halten. Die sind – Zufall oder nicht – durchweg sozial engagiert, haben einen guten bis sehr guten Notenschnitt und sind durchweg Profis im Umgang mit dem Internet1.

Informationstechnologie: wunderbare Schöpfung menschlichen Geistes

Alles verbieten, wegschließen, Knoblauchknolle davor – hilft leider nicht. Haben sich Eltern, als sie noch Teenager waren, von den Ver­boten ihrer Eltern beeindrucken lassen? Das stimuliert eher zum Auspro­bie­ren. Die Informationstechnologie ist eine wunderbare Schöpfung des mensch­lichen Geistes. Sie nicht anzunehmen oder inquisitorisch zu verteu­feln, wäre engstirnig „antipädagogisch“. Wer Kinder daheim wegsperren würde, um sie vor den Gefahren des Straßenverkehrs schützen zu wollen, würde sich in Wirklichkeit an der Freiheit des Geistes der anvertrauten Schutzbefohlenen vergehen. Kein vernünftiger Mensch käme auf eine solch absurde Idee. Wollen die „Alten“ den Jungen gegenüber nicht alt aussehen, werden sie sich wohl oder übel soweit immer weiterbilden müssen, dass sie auch in der Informationsgesellschaft Kindern und Jugendlichen mit Rat und Tat beistehen können. Das ist anstrengend, kostet Zeit und Geld. Na und?

Zurückhaltung ist
das Mittel der Wahl

Für Unternehmen, Vereine und auch Schulen ist Facebook ein Marketingwerkzeug unter anderen. Die Betreiber müssen dabei darauf achten, dass Leser nicht zum Posten von privaten Daten animiert werden. Beispiel: Vertretungsplan des CJD Oberurff. In CJD-UPDATE werden die Daten des Vertretungsplans und die zugehörigen anonymisierten Kommentare bei einem renommierten deutschen Provider gespeichert, und zwar nur für kurze Zeit. Nach wenigen Werktagen, oft auch täglich, werden die Daten irreversibel wieder gelöscht. Eine statistische Auswertung der Inhalte findet NICHT statt. Wie Facebook mit den täglichen Vertretungsplänen verfahren würde, bedarf KEINER Erläuterung mehr… Angesichts immer neuer raffinierter Auswertungstechnologien – Stichwort Gesichtererkennung – ist auch bei der Veröffentlichung von Bild- und Videomaterial auf Facebook Zurückhaltung das Mittel der Wahl.

Vereinbaren von wenigen konkreten Regeln

Wie der Sucht zum Onlinesein von Kindern und Jugendlichen begegnen? Aus Elterngesprächen geht hervor, dass sich das Vereinbaren von wenigen konkreten Regeln als praktisch erwiesen hat. Im Kern bestehen solche „Vereinbarungen“ darin, dass Kinder ein definiertes tägliches Zeitfenster gestattet bekommen, in dem sie sich frei online bewegen dürfen. Der Zeitrahmen liegt dabei zumeist zwischen 45 und 60 Minuten. Davor und danach ist der Laptop (teilweise auch das Handy) aus. Das reicht natürlich nicht.

Wer nicht möchte, dass etwa in seinem Zuhause in Wabern ein junger Mann aus Stade (bei Hamburg) anruft, um mal eben die 13-jährige Tochter sprechen zu dürfen2 (die ansonsten noch nie in Hamburg und Umgebung war), der muss ZUVOR seinem Kind klar machen, dass KEINE persönlichen Daten – bei welcher Gelegenheit auch immer – weitergegeben werden dürfen. Passiert aber doch ein Missgeschick – Anrufe von virtuellen „Freunden“, ungewollte Klingeltöneabos oder ein versehentlicher illegaler Musikdownload, dann sollten die Erziehungsberechtigten weniger ihren Kindern, sondern sich selbst Vorwürfe machen. Nicht etwa, das Kind nicht genügend „überwacht“ zu haben, sondern das Kind nicht gut genug mit Wissen und Kompetenz ausgestattet zu haben3.

(*) Text/Bild: Andreas Bubrowski