Schulleiter Winfried Heger im Interview zum ersten Elternsprechtag des CJD Oberurff

Elternsprechtage sind an anderen Schulen das Normalste von der Welt, wenn auch nicht unumstritten, etwa wegen festgelegter befristeter Zeitfenster, in denen sich der Dialog zwischen Eltern und Lehrer schwerlich zum tiefschürfenden Beratungsgespräch entwickeln kann.

Junior-Onlineredakteurin Emma (7d) im Interview mit Schulleiter Winfried Heger. (*)

Im 60. Jahr seines Bestehens werden nun auch beim CJD Oberuff Eltern­sprechtage eingerichtet – als Ergänzung zur bisher bewähr­ten Praxis individueller Beratungsgespräche. Junior-Onlineredakteure der WEBLOG AG haben Schulleiter Winfried Heger dazu interviewt.

CJD-UPDATE: Es gab bisher keinen Elternsprechtag, wieso eigentlich?
Winfried Heger: Das ist eine gute Frage… Das hat etwas mit der Tradition der Schule zu tun. Wir sind ja in den letzten 60 Jahren aus ganz kleinen Anfängen auf jetzt über tausend Schüler gewachsen. Aus der Tradition heraus war es immer selbstverständlich, dass die Eltern einen sehr kurzen Draht zu den Lehrern haben. Der „kurze Draht“ war in der Regel das Telefon. Man hat Lehrer angerufen, um sich über die Leistung des eigenen Kindes zu erkundigen oder Lehrer haben, wenn es erforderlich erschien, die Eltern angerufen. Mit der Größe der Schule ist das so nicht mehr umsetzbar gewesen. Wir haben im vorletzten Jahr eine Umfrage durchgeführt und da war es der Wunsch der Eltern gewesen, zusätzlich zu den Möglichkeiten, mit Lehrern telefonisch in Kontakt kommen zu können, einen Elternsprechtag zu haben.

Junior-Onlineredakteurin Finnja, 5b. (*)

CJD-UPDATE: Was ist der Grund, dass es jetzt plötzlich den Elternsprechtag gibt?
Das ist der Wunsch der Eltern. Daher bieten wir jetzt den ersten Elternsprechtag an. Wir haben das im Kollegium sehr ausführlich diskutiert. Es gab viele Gründe dafür und viele Gründe dagegen. Ich merke jetzt im Vorfeld des Elternsprechtages, dass sich viele Kollegen damit etwas schwer tun. Wenn der Elternsprechtag stattgefunden hat, werden wir schauen, wer welche Erfahrungen gemacht hat und wie wir das zukünftig weiter handhaben werden.

CJD-UPDATE: Auslöser waren also die Eltern…
Es war ausdrücklicher Elternwunsch, einen Elternsprechtag zu haben, und für uns sind Elternwünsche ganz wichtig. Deswegen haben wir uns auf den Weg gemacht und versucht einen Elternsprechtag zu gestalten, der gute Ergebnisse bringen wird.

Schulleiter Winfried Heger. (*)

CJD-UPDATE: Nach welchen Kriterien, wurden die Klas­senstufen ausgewählt, für die es jetzt einen Elternsprechtag gibt?
Wir haben relativ schnell gemerkt, dass so ein Elternsprechtag einen ungeheuren organisatorischen Aufwand erfordert und es auf Anhieb nicht gelingen wird, für alle Klassen ein solches Angebot einzurichten. Dann war ebenso schnell klar, dass die Jahrgangs­stufen sieben, acht und neun die Jahrgangsstufen in der Realschule und im Gymnasium sind, wo die schulische Entwicklung jedes einzelnen Schülers ganz besonders spannend ist. Da fängt die Pubertät an. Da sind viele Dinge wichtiger als Schule. Da macht Schule möglicher Weise nicht mehr so viel Spaß. Wir haben aber auch aus der Erfahrung mit Elterngesprächen heraus gesehen, dass es besonders in diesen Jahrgangsstufen wichtig ist, mit den Eltern im Gespräch zu bleiben. Und siehe da… in der Detailplanung haben wir dann festgestellt, dass fast alle Lehrer davon betroffen sind, weil sie in diesen Jahrgangsstufen auch unterrichten. Daher haben wir überlegt, hier erste eigene Erfahrungen mit einem Elternsprechtag zu sammeln. Wir haben zwar versucht, alles gut zu organisieren, aber es wird sicher Dinge geben, die wir vergessen haben oder die wir besser machen können.

CJD-UPDATE: Was erwarten Sie persönlich von dem Tag?
Ich erwarte von dem Tag, dass er gut verläuft. Gut heißt, dass wir organisatorisch alles im Griff haben. Und dass nachher sowohl die Eltern als auch die Lehrer sagen, es hat etwas gebracht. Für jedes Gespräch stehen ja nur zehn Minuten Zeit zur Verfügung. Mit dieser kurzen Zeit muss man umgehen können. Man muss auch lernen, in dieser kurzen Zeit relativ schnell und präzise zu argumentieren und zuzuhören und auch Fragen zu beantworten. So dass am Ende die Eltern sagen können, ich habe dieses und jenes von meinem Kind erfahren oder ich bin dies oder das losgeworden, was ich gern vorbringen wollte. Vor allem müssen wir sehen, ob auch die Eltern zum Elternsprechtag kommen, für die es wichtig ist, dass sie kommen und nicht nur Eltern von Kindern mit guten Leistungen und wo alles sonst in Ordnung ist. Wir wollen die Eltern hier haben, wo die Leistungen oder das Verhalten der Kinder problematisch sind. Wir werden ja vor den Osterferien die „blauen Briefe“ verschicken. Damit gibt es jetzt schon die Möglichkeit dazu, ins Gespräch zu kommen und abzustimmen, wie gegebenenfalls die Osterferien genutzt werden können.

Antonia, 5b, Junior-Onlineredakteurin. (*)

CJD-UPDATE: Wird es ab jetzt den Elternsprechtag regelmäßig geben, wenn ja, in welchem Rhythmus?
Ich fühle mich zunächst einmal durch die Rückfragen von Eltern und die Umfragen gebunden. Ich kann also nicht einfach sagen, es gibt keinen weiteren Elternsprechtag. Erst ist mit den Eltern zu reden. Aber ich möchte auch die Lehrer hören. Da müssen wir alle zusammen zunächst Erfahrungen sammeln. Um das noch einmal klar zu machen: ein ganz wichtiger Grund, warum wir den Elternsprechtag eingerichtet haben ist, dass wir als Schule mit den Eltern im Gespräch sein wollen. Und wir möchten den Eltern die Möglichkeit geben, mit uns zu reden. Das muss danach ausgewertet werden. Wir müssen prüfen, ob wir die Eltern erreicht haben. Und: Haben die Eltern uns erreicht? Ich denke schon, dass dieser Elternsprechtag dann Bestand haben wird. Wir sind jetzt alle nervös. Ich denke, die Lehrer genau so wie die Eltern. Denn keiner hat entsprechende Erfahrungen. Danach muss man sehen, wie die Tage gelaufen sind.

Junior-Onlineredakteur Cedric, 5h,
hat Technik im Griff.
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CJD-UPDATE: Welche Mög­lichkeiten haben Eltern, außerhalb des Elternsprech­tages mit Lehrern oder der Schulleitung ins Gespräch zu kommen?
Eltern können sich jederzeit an uns wenden. Das ist wesentlich und wichtig für uns. Ich möchte, dass die Eltern das wissen und sie uns auch so wahrnehmen können.

INTERVIEW:
Emma Gioia-Ludwig, Finnja Koch, Antonia Lange

(*) Bild/Gestaltung: Andreas Bubrowski