Ein Kreuz für die Hoffnung
VON TILL BAYER (HNA Fritzlar-Homberg )
Oberurffer Schüler gestalteten einen Gottesdienst zum Thema Kindersoldaten1. Der Kindersoldat macht einen verwegenen Eindruck. Er trägt eine schnittige Sonnenbrille und hat sich wie Rambo ein Stoffband um die Stirn gewickelt. In den Händen hält er ein Sturmgewehr, um seinen Hals baumelt eine Kette aus Patronenhülsen.
Diese Begegnung spielte sich allerdings nicht in einem Krisenland wie Birma ab – wo die meisten der weltweit 300 000 Kindersoldaten leben – sondern in einem Gottesdienst. Und hinter der Sonnenbrille steckte auch kein echter Kindersoldat, sondern Jonas Bischoff, Schüler der Jugenddorf-Christophorus-Schule in Oberurff.
Große Betroffenheit
Die Schüler wollten damit die Wirkung zeigen, die ein Kindersoldat auf andere Menschen hat. Die Szene gehörte zum Programm von Passionsgottesdiensten zum Thema Kindersoldaten, die die Schüler der Klasse 7e jetzt gemeinsam mit Lehrer und Schulpfarrer Hans Walther Reeh für ihre Mitschüler vorbereitet hatten. Die Schüler sangen Lieder – unter anderem auch ein afrikanisches – und spielten Szenen vor. Es ging um das Leid der Kindersoldaten, die oft erst 12 und 13 Jahre alt oder sogar noch jünger sind. Aber es ging im Gottesdienst auch um die Hoffnung, etwas gegen die grausame Zwangsrekrutierung von Kindern und Jugendlichen in die Armeen unternehmen zu können. Dafür hielten die Schüler gebastelte rote Hände in die Luft und riefen: „Stop! Kinder dürfen nicht als Soldaten missbraucht werden.“ Die Rote Hand ist Zeichen des „Red Hand Day“, dem internationalen Gedenktag für Kindersoldaten.
Außerdem hatten die Schüler für den Gottestdienst goldene Kreuze aus leeren Patronenhülsen hergestellt. „Das machen auch ehemalige Kindersoldaten in der Rehabilitation,“ erklärte Pfarrer Hans Walther Reeh. Damit soll aus einer tödlichen Waffe ein Zeichen der Hoffnung werden. Welches Ausmaß das Leid der Kindersoldaten hat, haben die Schüler im Unterricht erfahren. „Es gab große Betroffenheit,“ berichtete Pfarrer Reeh. Die Schüler seien aber auch deutlich daran gereift. Die meisten von ihnen berührte das Thema sehr. Vor allem solch schockierende Tatsachen, dass man Kindersoldaten in vielen Ländern einschüchtert, indem man ihre Familien bedroht. Oder dass etwa ein Drittel von ihnen ums Leben kommt.
Die Oberurffer Schüler sind sich bewusst, dass sie in einem völlig anderen, nicht vergleichbaren Umfeld leben. „Wir können uns hier ja nicht mal einen einzigen Tag ohne Handy oder Internet vorstellen,“ sagte eine Schülerin. „Wenn man so vieles über Kindersoldaten erfährt, lernt man auch zu schätzen, wie gut man es hat.“
(Gestaltung: BUB)
- Mit freundlicher Genehmigung der HNA. ↩
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