Auf Streife im Physikunterricht
Polizeiauto vor den Naturwissenschaften. Warum nur ergreift alle so eine seltsame Unruhe? Manche Schüler anderer Klassen kommen extra herüber: Ist was passiert? Jemand ist sich sicher: Die kommen bestimmt wegen dem und dem. „Die“ – das sind die Oberkommissare Carsten Stuhlmann und Uwe Zinn von der Polizeidirektion Schwalm-Eder. Als es im Physikunterricht um Lichtreflexion und Einsatzmöglichkeiten, aber auch um Risiken von Laserpointern ging, entstand die Idee, am Beispiel der polizeilichen Geschwindigkeitsmessung eine nützliche Anwendung von Lasertechnik zum Anfassen vorzustellen. Carsten Stuhlmann, der im privaten Leben auch Elternbeirat in der siebenten Klasse seines Sohnes Hendrik ist, fragte bei seinen Vorgesetzten an. Und die willigten ein. Und so war heute im Rahmen des regulären Streifendienstes ein Abstecher in den Physikunterricht des CJD Oberurff angesagt.
Wie kommt man in die Reiterstaffel der hessischen Polizei?
Am Ende waren vor allem Mädchen vom Polizeidienst angetan und einige sich sogar ganz sicher, den nächsten GIRLSDAY im Polizeieinsatz verbringen zu wollen. Kein Wunder, vor allem Uwe Zinn vermochte die lebendigen Schüler mit seinem rund 40-minütigen Fachvortrag zu fesseln. Carsten Stuhlmann kannten ja schon alle. Der stellte sich anschließend den allgemein interessierenden und über das Thema OPTIK hinausgehenden Fragen der Schüler, etwa ob die getragenen Pistolen geladen seien, ob man auch mit Punkten in Flensburg Polizist werden kann, wie man am besten in die Reiterstaffel der hessischen Polizei gelangen kann oder welche Fragen im „Idiotentest“ stehen würden.
Doch im Mittelpunkt des Besuches stand der polizeiliche Einsatz des Lasergerätes RIEGL FG21P, der allseits von Autofahrern gefürchteten „Laserkanone“. Die Schüler erhielten einen greifbaren Überblick über die physikalischen Grundlagen der Geschwindigkeitsmessung, die technischen Voraussetzungen des mobilen Einsatzes und die juristischen Formalien im Umgang mit Temposündern. Bei der Frage nach dem Sinn von „Blitzern“ – die ja im Falle des Lasergerätes gar nicht blitzen – war allen klar, dass solche Maßnahmen unverzichtbar sind, um den Gefahren durch zu hohe Geschwindigkeit entgegenzuwirken.
Am Ende wurde es ernst. Mit großer Vorfreude bestimmten die Schüler ihren Physiklehrer unter polizeilicher Aufsicht auf der leeren Straße vor dem Schulgelände kurzeitig mit etwas erhöhter Geschwindigkeit vorbeizufahren. Aber auch die Überprüfung des Auf und Ab mit regulären 30 Kilometern pro Stunde bereitete offensichtlich einen riesigen Spaß. Da es ziemlich kalt war, begannen einige Schüler schließlich ein Wettrennen auf dem Bürgersteig – und kamen auf stattliche 23 km/h.
Laut Carsten Stuhlmann betrachtet die Polizeidirektion (PD) Schwalm-Eder diesen Streifengang in den Physikunterricht als gern geleistete Öffentlichkeitsarbeit, der bei Bedarf gern wiederholt werden kann. Physiklehrer wenden sich dazu am besten direkt an die PD. ANDREAS BUBROWSKI
POLIZEIDIREKTION SCHWALM-EDER
August-Vilmar-Straße 20; 34576 Homberg; Telefon: 05681 774 0
Kommentare
Sehr schöner Bericht und ein Beispiel dafür, wie Unterricht lebensnah und interessant gestaltet werden kann. Leider ist dies nicht für alle Fächer übertragbar, aber mann sollte sich immer wieder Gedanken machen, wo man Resourcen (Eltern o.ä.) heranziehen kann, um einen interessanten Unterricht zu Machen. Motivation ist nicht das Salz in der Suppe, sondern die Grundlage für ein erfolgreiches „Gericht“
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Klasse Aktion! Wenn man die Möglichkeiten eines Faches richtig nutzt, kann also so lebendiger Unterricht dabei herauskommen.
Ich wünschte mir, das wäre öfter so. Nicht nur, weil wir dann sehr intelligente Autofahrer hätten…
Ja, herzlicher Dank gebührt den Herren Stuhlmann und Zinn und der PD HR. Toll, wenn Eltern Ideen der Lehrer aufgreifen und an deren Umsetzung mitwirken. Bemerkenswert ist der sponatne Nebeneffekt, dass zumindest situativ plötzlich gleich mehrere Schüler und …INNEN den Polizeidienst attraktiv finden.
Ja, das finde ich eigentlich ganz verständlich. Ist doch alles eine Frage dessen, in welchem Zusammenhang und WIE man es thematisiert. Besonders bei den Dingen, von denen man sonst nur „Geschichten“ hört, ist man doch dann viel interessierter und bestenfalls fasziniert.