Adventsgottesdienst: Er war immer da
Serie „Reihum-Geschichten“ – fünf Absätze, fünf Autoren
Er war immer da, auch wenn wir ihn nicht sahen.“ Die Worte aus dem Adventsgottesdienst gingen mir nicht mehr aus dem Kopf. Sie verfolgten mich und zwangen mich regelrecht über sie nachzudenken. Ich überlege, ob es in meinem Leben auch jemanden gab, der immer da war, den ich aber nie gesehen habe. Meine Eltern, sie waren immer für mich da, aber ich sehe sie, genauso wie meine Freunde. „Lisa, hörst du mir überhaupt zu?“, damit riss mich meine Englischlehrerin aus meinen Gedanken. (ABSATZ 1)
„Ja, Nein, Entschuldigung“, stotterte ich und versuchte herauszufinden, auf welcher Seite wir inzwischen waren. Für den Rest der Stunde gelang es mir, mich zusammenzureißen und irgendwie mitmachen. Aber schon in der nächsten Stunde machten sich meine Gedanken wieder selbstständig. Ja, meine Eltern waren eigentlich immer für mich da, manchmal sogar mehr als mir lieb war. Aber wie war das wohl für Nina, meine Freundin, deren Eltern sich schon so früh getrennt hatten, dass sie in einem Heim aufgewachsen war. (ABSATZ 2)
Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen!
Sie hatte nie gesagt, dass ihr das was ausgemacht hatte, aber ich habe immer geglaubt, dass ihr etwas fehlte. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen wie es wäre, ohne Eltern aufzuwachsen. (ABSATZ 3)
Sie sah ihre Eltern also nicht, doch waren sie für sie da? Keiner ihrer Elternteile wollte sie haben, also konnten sie nicht für sie da sein. Eigentlich, da war ich mir inzwischen sicher, konnte es kein Mensch sein, der unsichtbar war und trotzdem für einen da; es musste irgendeine höhere Macht sein. (ABSATZ 4)
GOTT, es musste Gott sein! Aber wie kann er für mich da sein? Erscheint er mir im Traum, oder kommt er in der Gestalt eines Menschen?
„Lisa, willst du nicht gehen?“, riss mich die Stimme meiner Freundinn Nina aus meinen Gedanken. Ich sah mich um und merkte, dass der Raum leer war. Alle waren schon nach Hause gegangen. Ich packte schnell zusammen. „Was war denn eben los mit dir?“, fragte Nina mich, als wir den Klassenraum verließen. „War nur in Gedanken!“ Wir gingen eine Weile schweigend nebeneinander her. Wir wohnen in derselben Straße, also gehen wir immer zusammen nach Hause. Auf dem Nachhauseweg gehen wir auch immer an einem Rewemarkt vorbei. Ich muss doch noch ein Geschenk für meine Oma kaufen! „Ich gehe noch mal rein“, sagte ich zu Nina mit einem Blick zum Rewe. „Ja okay, ich gehe schon mal weiter.“
Während ich den Rewemarkt ansteuerte, lief Nina schon mal weiter. Die Tür vom Rewe ging automatisch auf wie immer, doch ich ging trotzdem nicht rein. Irgendwie hatte ich ein ungutes Gefühl! Also drehte ich um und ging nicht ins Rewe. Das Geschenk meiner Großmutter konnte auch warten! „Wolltest du nicht noch ins Rewe?“, fragte mich Nina, als ich sie wieder eingeholt hatte. „Nein, hatte doch keine Lust mehr.“
Am nächsten Morgen, nachdem ich aufgestanden bin, ging ich in die Küche, um mir Frühstück zu machen. „Morgen, Schätzchen“, begrüßte mich meine Mutter, als ich in die Küche kam. „Schau mal in die Zeitung“, sagte sie zu mir. Ich schnappte mir also die Zeitung und mir stockte der Atem, als ich die Schlagzeile las: AUTO RAST GEGEN 13.30 Uhr IN EINEN REWEDISCOUNTER! Und darunter war ein Bild von dem Rewe, und es war unserer Rewe, in den ich doch gestern, gegen 13.25 Uhr, hineingehen wollte.
Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen! Das war GOTT! Ich konnte ihn nicht sehen, doch er war für mich da und hat mich vor einem Unglück bewahrt! (ABSATZ 5)
(Gestaltung: BUB)
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