Neue N-Bauten: sie passen hin, sie passen nicht hin, sie passen hin
Architekturbüro SECHSHA & PARTNER erstellt Machbarkeitsmodelle
Wir Lehrer haben ja den guten Ruf weg, zwar nicht alles, dafür aber alles besser zu wissen. Lehrerkonferenzen dienen gelegentlich dazu, an dem Image zu feilen. Etwa neulich, als auf der Lehrerkonferenz die Baupläne für die neuen Naturwissenschaftsbauten (N-Bauten) – jeweils für Physik und Chemie – vorgestellt wurden. Laut Plan entsteht ein N-Haus auf dem jetzigen Parkplatz der Oberstufe. Das zweite N-Haus weiter vorn, Richtung Turnhalle. Damit wären die meisten der begehrten Parkplätze – weg. Sofort erhob sich ein ungläubig-besserwissendes Raunen. Das gibt es doch nicht! Die neuen N-Bauten passen doch locker auf den Oberstufenparkplatz. Das ließ auch dem Verfasser keine Ruhe. Er beauftragte insgeheim das fiktive Architekturbüro SECHSHA & PARTNER mit einer Machbarkeitsstudie. Nachfolgend das Resultat.
Professionell planerisches Teamwork
Flächenberechnungen – eigenverantwortlich und an einem echten Outdoor-Projekt, Erarbeitung eines Baumodells mit entsprechenden Modellrechnungen, ansprechende Dokumentation der Konstruktionsempfehlung bei festgelegter Deadline (Abgabetermin). Kaum zu glauben, in welchen geradezu Arbeitsrausch das auf zwei Doppelstunden terminierte Projekt im Mathematik-Unterricht die gymnasiale Klasse 6h zu versetzen vermochte. Zunächst wurde den Schülern der offizielle Bauplan nicht kommuniziert, um ihrer freudvollen Motivation nicht die Tendenz zur „Antihaltung“ aufzuprägen. Es ging einfach um die Frage: Passen auf den Oberstufenparkplatz zwei weitere baugleiche Biohäuser hin. Wenn ja, wie müssen diese dazu optimal angeordnet sein. Wenn nein, wie lassen sich die Häuser positionieren um den Verlust an Parkfläche zu minimieren. Erstaunlicherweise setzte sich in den Zweier- und Dreiergruppen wie von selbst ein professionell planerisches Teamwork in Gang.
Projekt-Ansichten (Auswahl)
Zunächst galt es bei einem ersten Ortstermin das Gelände zu sichten und in seinen Grundmaßen zu vermessen. Versehen mit zahlreichen Skizzen und Handyfotos begannen die Schüler jetzt mit der Modellierung gemäß Aufgabenstellung. Immer wieder war dabei ein Abstecher vor Ort erforderlich, denn mit zunehmender Detailtiefe der sich entwickelnden Modelle ergaben sich neue Detailfragen, etwa zu möglichen Abständen zum Biohaus oder der neuen Häuser zueinander.
Es bedurfte keines erhobenen Mathematiklehrerzeigefingers, dass für die Modell-Dokumentation natürlich ein Konstruktionsplan in einem ansprechenden Maßstab zu erstellen war. Die smartphoneverwöhnten Kids klebten dazu wie im Prä-Tablet-Zeitalter A4-Blätter zusammen, zeichneten mit Stift, Dreieck und Lineal, um das Endprodukt schließlich mit ausgedruckten Handyfotos zu versehen. In beigefügten Konzeptbögen finden sich jeweils alle Längenmaße und die Berechnung der Teilflächen. Schließlich als Zusammenfassung – die Formulierung einer Bauempfehlung. Das methodische Vorgehen passierte weitgehend intuitiv aus dem Anspruch professionellen Tuns heraus.
Und wie ist nun das Fazit? Rein rechnerisch passen Physik- und Chemiehaus auf den Oberstufenparkplatz! Wenn auch denkbar knapp (die Häuser kommen sich jeweils an der engsten Stelle etwa drei Meter nahe) und nur unter der Voraussetzung, dass das dreieckige Wiesenstück am oberen Rand des Oberstufenparkplatzes in Richtung Bundesstraße in die Bebauung einbezogen werden kann. Von den Lehrerparkplätzen würden dann lediglich die der äußeren Parkbucht wegfallen, da die Hecke, die jetzt Oberstufenparkplatz und Lehrerparkplätze trennt, geopfert werden müsste.
So schlecht war das gefühlte Besserwissen der Lehrer also gar nicht. Allerdings: Zwar konnten die Junior-Architekten von SECHSHA & PARTNER die gefühlte Machbarkeit mathematisch beweisen. Aber Bauplanung ist ein komplexes Gewerk, nicht nur das Anordnen von Gebäuden. Vielleicht müssen Lehrgebäude etwa aus Gründen des Brandschutzes weiter auseinander stehen. Vielleicht verlangt die autonome Energieversorgung größere Abstände. Vielleicht… Egal! Die 23 Profipartner des Architekturbüros kann man jedenfalls weiterempfehlen. Und den Mut zum Risiko eines komplexen Unterrichtsprojekts auch. ANDREAS BUBROWSKI
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