Von Angelina Köhler (7b) und Andreas Bubrowski

Matrona und Hilfstruppensoldat.Bild: A. Bubrowski/CJD Oberurff
Matrona und Hilfstruppensoldat.
Bild: A. Bubrowski/CJD Oberurff

Am 13. Juni sind die Klassen 7b und 7c im Rahmen des Geschichts­un­ter­richtes, in dem es gerade um die Römerzeit geht, mit unserer Fachlehrerin Katharina von Urff und den jeweiligen Klassenlehrern zu einer geführten Zeitreise auf der Saalburg gefahren. Die Saalburg war zwischen 83 und 260 nach Christus römisches Kastell. Kastelle der Art dienten entlang des Limes, der bewehrten Grenze zwischen dem Römischen Reich und den Stammesgebieten der Germanen, als befestigte Grenzposten. In seiner Blütezeit lebten rund 600 Soldaten im Kastell und 1.500 Zivilisten im Vicus (Kastelldorf). Nach dem Rückzug der Römer verfiel die Anlage. Mit Beginn der archäologischen Forschung, Mitte des 19. Jahrhunderts, erwachte das Römerkastell als Forschungsinstitut und Freilichtmuseum zu neuem Leben.

Sicheres Einkommen, relativ bequemes Dasein,
inklusive Altersversorgung

Der Aufenthalt war organisatorisch in drei Teile gegliedert. Im ersten Teil galt es im Verlauf einer guten Stunde einen zweiseitigen Fragebogen zu bearbeiten. Die Arbeitsaufträge führten kleine Schülergruppen von bis zu drei Schülern gezielt durch die Exponate des ehemaligen Getreide­speichers, dem Horreum. Anfangs war es gar nicht so einfach, die Fragen zu beantworten. Die interessanten Ausstellungsstücke vom Alltag der ehemaligen Kastellbewohner ließen einen zudem die Zeit vergessen. Am Ende musste man sich daher sogar sputen, um den Fragebogen vollständig abzuarbeiten.

Fotos für die Hausarbeit.Bild: BUB/CJD Oberurff
Fotos vom Modell der Saalburg.
Bild: BUB/CJD Oberurff

Im zweiten Teil gab es eine interessante Führung durch die anderen Museumsbereiche. Von unserer Museumsführerin, Annemarie Quurck, erfuhren wir anschauliche Details aus dem Alltag der römischen Soldaten und dem zivilen Leben jener Zeit. Dazu wurde spontan ein Rollenspiel gestellt, an dem Kim, Felix und Justus teilnahmen. Blussus (Justus) verliebt sich in Menimane (Kim). Die beiden führen eine wilde Ehe und bekommen einen Sohn (filius), gespielt von Felix, den sie Magnus Lapsus, übersetzt großer Fehler, nennen. Allgemeines Vergnügen ob dieser Konstellation. Anhand der simulierten Kleinfamilie erfuhren wir, wie es sich so lebte damals. Wie sich zeigte, war das Leben als römischer Soldat mit „wilder“ Familie von den damals vorhandenen Möglichkeiten diejenige, die ein sicheres Einkommen und relativ bequemes Dasein, inklusive Altersversorgung, ermöglichte.

Danach Besichtigung einer Contubernia, einer Wohngemeinschaft von acht Soldaten. Jedem Soldaten standen dort anderthalb Quadratmeter Fläche zur Verfügung. Zehn Unterkünfte bildeten eine Unterkunftsbaracke (Centuria). Da keine Toilette zu sehen war, tauchte die Frage danach auf. Bei der Hygiene stellten die Römer hohe Ansprüche. Die zentral gelegene Bedürfnisstätte, deren genauer Standort in der Saalburg aber nicht nachgewiesen ist, erlaubte die gleichzeitige Nutzung durch hunderte Bewohner. Ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem sorgte für räumliche und körperliche Sauberkeit. Unsere Führerin erklärte uns, dass der Gang zur Toilette daher zum geselligen Ereignis werden konnte. Die Bedeutung des Begriffs „sein Geschäft machen“ entstammt aus dieser Zeit, denn früher wurden tatsächlich auf der Toilette Geschäfte verhandelt.

Arbeitsgruppen (7b)

Als nächstes spielte unsere Führerin einen Soldaten, der unsere neugierigen Fragen beantwortete. Dabei kamen auch die bemerkenswert strikten Regeln der Truppe zur Sprache und was passierte, wenn ein Soldat gegen die Regeln verstoßen würde. Geht ein Soldat zum Beispiel ohne Erlaubnis außer Landes, wird er für vogelfrei erklärt und muss mit der Todesstrafe rechnen, sollte er erwischt werden. Vor allem unseren Klassenlehrer schockte es sichtlich, dass Neugeborene im Zweifel ausgesetzt oder als Sklaven verkauft werden konnten, wenn der Hausherr das Neugeborene nicht annehmen (aufnehmen) wollte. Nach dem Interview haben wir uns Originalabbildungen (Skulpturen, Köpfe) von Römern angeschaut. Sie waren aus Marmor und 1800 bis 2000 Jahre alt.

Rundgang mit Museumsführerin Annemarie Quurck. Bild: A. Bubrowski/CJD Oberurff
Rundgang mit Museumsführerin Annemarie Quurck. Bild: A. Bubrowski/CJD Oberurff

Der dritte Teil war zugleich dramatischer Höhepunkt des gesamten Aufenthaltes auf der Saalburg. Zwei Schüler, ein Junge und ein Mädchen, hatten sich wie echte Römer zu kleiden. Das Mädchen (Katharina), die Matrona, durfte sich zwei Sklavinnen nehmen, die sie beim Einkleiden unterstützten. Wir lernten, dass die Matrona auf keinen Fall auch nur ansatzweise ihre Beine zeigen oder das Haar offen tragen durfte, wenn sie nicht einen schlechten Ruf weghaben wollte. Der Junge (Julien) wurde zum Hilfstruppensoldaten eingekleidet. Tunika, Kettenhemd, Rüstung, Helm, Schwert und ein sage und schreibe mehr als sechs Kilogramm schweres Schild ließen unseren Mitschüler kriegerisch aussehen wie das Mitglied eines römischen Sondereinsatzkommandos (SEK).

[mappress mapid=“23″] Kastell Saalburg

Die Fachexkursion war äußerst interessant. Unsere Führerin hat sich sehr viel Mühe gegeben, uns alles ansprechend zu veranschaulichen. Eine Fahrt zur Saalburg lohnt sich. Man lernt etwas in Geschichte und hat gleichzeitig viel Spaß.

Linksunten: Römerkastell Saalburg