Zitronenbatterie. Bild: BUB
Zitronenbatterie. Bild: BUB

Sofort springt die Fantasie an. „Meine Kartoffel hat erzählt, meine …“ (es folgt Vertrauliches über einen Elternteil der Schü­lerin). „Meine Zitrone hat mir ihr Leid geklagt,“ berichtet die Nachbarin. Tatsächlich – Zitronen, Äpfel und Kartoffeln kann man über Kopfhörer „sprechen“ hören. Vorausgesetzt, man spickt sie dazu mit zwei Metallen, etwa einem Kupferdraht und einem verzinkten Nagel, und verbindet diese mit den beiden Polen eines Kopfhörers. Dann knackt es, bei bestimmten Metall-Frucht-Kom­binationen auch richtig laut. Der einführende Schülerversuch zur elektrischen Leitfähigkeit sorgt für eine unterhaltsame und zugleich spannende Physikstunde.

Wissenschaftlichen Forscherdrangs

Letzte Stunde vor dem Wochenende. Ausgestattet mit Apfel, Erdapfel, Zitrone und zwei Metallstiften warten die Schüler der 7b gespannt auf ihre erste Unterrichtseinheit zum Thema STROMKREISE. Kurze Erklärung, wie man Spannung und Stromstärke – bislang lediglich umgangssprachlich be­kannte Begriffe – messen kann. Auch ohne Fachkenntnis weiß jeder, dass 230 Volt die Spannung ist, die sich in der Steckdose an der Wand „befindet“. Und dass um die sechs Volt ein Taschen­lam­pen-Lämpchen zum Leuchten bringen. Jannik hat Ohrhörer dabei. Die gehen später reihum, damit jeder hören kann, was ihm seine Zitrone zu sagen hat.

Zwei Doppelstunden reichen gerade aus, um die Batteriefähigkeit von drei Früchten zu testen, um zu beobachten, dass der elektrische Strom dabei nicht gleichmäßig fließt und irgendwann weniger wird, und um zu erkennen, dass es stets ZWEI unterschiedliche Metalle braucht. Wenn dann das Messgerät etwa bei einer Zitrone auf über zehn Volt schnellt oder wahlweise ein lautes Krächzen im Ohrhörer ertönt, meint man in den jugendlichen Gesichtern die Faszination wissenschaftlichen Forscherdrangs aufblitzen zu sehen. Dass man die benutzten Früchte später nicht verzehren darf, braucht man den Forschern schon nicht mehr zu sagen. Justus hält seinem Lehrer die löchrige Zitrone unter die Nase. Es riecht streng nach Metall. Soweit die Praxis. Theorie gibt es das nächste Mal. ANDREAS BUBROWSKI