Versetzungsgefahr: Was unterscheidet CJD Oberurff von anderen Schulen
Schulleiter Günter Koch im Interview mit CJD-UPDATE (TEIL II)
So früh wie irgend möglich
Schüler und Eltern informieren
CJD-UPDATE: Wenn einem Schüler die Nichtversetzung droht, dann müssen Termine und Regeln eingehalten werden. Gibt es dafür Vorgaben von der Kultusbehörde?
Günter Koch: Es gibt einen offiziellen Termin für das Erstellen von Förderplänen. Alles andere ist im Grunde genommen alleinige Entscheidung der Schule. Es ist gesetzlich ein Zeitraum von sechs Wochen vor der Zeugniskonferenz vorgesehen. Aber das ist natürlich viel zu spät. Die letzten Arbeiten werden dann vielleicht gerade noch so geschrieben, aber intensives Lernen dafür findet dann nicht mehr statt. Deswegen haben wir für uns von vornherein gesagt, so früh wie irgend möglich die Schüler und Eltern zu informieren und haben deswegen die Pädagogische Konferenz-Woche (PKW) eingeführt. Hier sitzen alle Lehrer einer Klasse zusammen und beraten darüber, bei welchem Schüler es knapp werden könnte und welche Maßnahmen ergriffen werden können. Die Konferenz findet im ersten Halbjahr vor den Herbstferien und im zweiten Halbjahr vor den Osterferien statt. Über das Ergebnis dieser Konferenz werden die Eltern informiert und Förderpläne werden geschrieben.
Wenn ein Förderplan schon zum Halbjahreszeugnis geschrieben wurde, muss dann vor Ostern nochmal einer geschrieben werden?
Nein, dann ist die Maßnahme praktisch vorgezogen. Inhaltlich Sinn macht es natürlich nicht, wenn im Januar ein Förderplan erstellt wird, der im Juni nicht mehr von Interesse ist. Wir wollen ja nicht nur die Gesetze erfüllen, sondern dem Schüler die notwendige Förderung anbieten.
Ist es pädagogisch nicht nachteilig, wenn man weiß, dass man vielleicht sitzen bleiben wird? Vielleicht hat man dann keine Lust mehr sich anzustrengen, um weiterzukommen?
Da hast du vollkommen Recht. Es wird auch immer wieder darüber diskutiert, inwieweit ein Sitzenbleiben sinnvoll ist. Es gibt tatsächlich Schulen, an denen man nicht sitzen bleiben kann. Aber am Ende deiner Schulkarriere musst du auf jeden Fall ein bestimmtes Stoffpensum können und Inhalte wissen. Deshalb macht es keinen Sinn, jemanden über Jahre mitzuschleifen, der nicht über die Inhalte Bescheid weiß. Wenn du keinen Bock auf die Schule hast, zu faul bist und deshalb sitzen bleibst, dann ist das ein Signal für dein Leben, denn damit kommt man auch im Leben nach der Schule nicht weiter. Auch im Berufsleben später wird Leistung von dir verlangt werden, der du dich nicht entziehen kannst.
Aber „Sitzenbleiben“ wird in den Medien oft als ungerecht und Benachteiligung beschrieben.
Wenn bei uns jemand sitzen bleibt, dann ist es immer auch eine Chance. Alle „Wiederholer“, die ich kenne, waren froh über die Wiederholung, manche wiederholten sogar freiwillig. Es hat sich immer ausgezahlt. Schüler und Eltern waren zufrieden damit. Allerdings darf es nicht zu einer zweiten Wiederholung kommen, weder zweimal im gleichen Schuljahr noch in aufeinanderfolgenden Schuljahren. Dann muss man die Schulform verlassen, das heißt vom Gymnasium in die Realschule oder von der Realschule in die Hauptschule wechseln.
Wird man von den Lehrern besonders behandelt, wenn man voraussichtlich sitzen bleiben wird?
Klassenlehrer möchten, dass alle Schüler der Klasse das Schuljahr bestehen und kümmern sich ganz besonders um diese Schüler. Sie bekommen Möglichkeiten, durch zusätzliche Übungen oder Aufträge sich zu engagieren und ihren Willen zur Verbesserung zu zeigen.
Was ist bei der Handhabung der Versetzungsgefährdung das Besondere am CJD Oberurff?
Die Lehrer kümmern sich gerne um ihre Schüler, nehmen viel Verantwortung auf sich und helfen über das gesetzlich vorgeschriebene Maß hinaus. Es gibt ein umfangreiches Förderkonzept mit verschiedenen Fördermöglichkeiten, etwa Hausaufgabenbetreuung, Förderkurse, vor allem in den Hauptfächern. Das unterscheidet die CJD Oberurff von vielen anderen Schulen. INTERVIEW: DOMINIK WIEGAND; MITARBEIT MALTE HORN
Teil I: Versetzungsgefahr, blauer Brief, Förderplan – und nun?
(Gestaltung: Andreas Bubrowski)
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