Wer ist mein (richtiger) Papa?
Gesellschaftlich gilt es als Ausdruck der „Emanzipation der Frau“, wenn sich gelegentlich Frauen den Kinderwunsch erfüllen ohne den dazu biologisch unverzichtbaren Mann in Kauf zu nehmen. Die zur Befruchtung der Eizelle notwendigen Spermien werden dann – mit oder ohne Krankenkasse – gekauft. Und vorher von anonymen männlichen Samenspendern verkauft. Ein Handelsgeschäft zum Wohle der Gleichstellung? Was mutmaßlich emanzipierte Frau und Samenspender im Nebenverdienst oft nicht bedenken: Das daraus hervorgehende Kind. Das mag sich nicht in jedem Fall fügsam den Emanzipationsansichten seiner Mutter und den anonymen Spenden seines Vaters willig fügen, sondern will wissen, wessen Blut in seinen Adern fließt – väterlicherseits.
Wer ist mein Vater?
Von Dominik Wiegand
Manche Kinder wissen nicht, wer ihr Vater ist, da sie künstlich (durch eine Samenspende) erzeugt wurden. Aber was ist überhaupt eine Samenspende? Die Samenspende gibt es seit den 1930er Jahren. Dabei wird der Samen eines fremden Spenders (Mann) in die Gebärmutter der Frau eingebracht. Ungefähr 5.000 Kinder werden auf diese Weise jährlich in Deutschland gezeugt. In letzter Zeit häufen sich Klagen vor deutschen Gerichten, in denen betroffene Kinder das Recht fordern, ihre „Samenspenderpapas“ kennen(lernen) zu dürfen. Aber wieso ist es schwierig den leiblichen Vater (Spender) ausfindig zu machen?
- Es ist oft so, dass die Klinik oder der Arzt behaupten, sie hätten keine Unterlagen mehr. Denn noch vor wenigen Jahren galt das Gesetz, dass die persönlichen Spenderdaten nur 10 Jahre aufbewahrt werden müssen. Deshalb wurden die Spenderdaten vernichtet.
- Häufig bekommt man auch keine Auskunft mit Hinweis auf die Anonymität des Samenspenders. Die Daten der leiblichen Väter waren so geschützt, dass die Kinder in ihren Leben nie erfahren sollten, wer ihr leiblicher Vater ist.
Leider dachte man dabei nicht an die Kinder, die unter dieser Situation Jahre lang leiden, da ein wichtiger Baustein in ihrer Familie fehlt:
Hat er blaue, grüne oder braune Augen?
Welche Hobbys hat er, mag er auch Tennis?
Ist er auch in Mathe gut?
Sieht er mir ähnlich?
Hab ich die kleinen Ohren von ihm?
Solche Fragen stellen sich dauerhaft viele der Kinder die ihren leiblichen Vater nicht kennen. Wie kann man herausfinden, wer der leibliche Vater ist?
- Entweder man zieht vor Gericht und verklagt den Arzt, wenn er nicht die Spenderdaten herausgibt. (Grundlage ist ein entsprechendes Urteil des Bundesgerichtshofs)
- Oder man nutzt Internetseiten, wo man einen Gen-Test machen kann, um so den leiblichen Vater zu suchen, zum Beispiel: www.familytreedna.com
Das neue Gesetz
- Nach dem jetzigen Gesetz müssen die Spenderdaten 30 Jahre aufbewahrt werden.
- Außerdem hat JEDES Kind das Recht zu wissen, wer ihr/sein leiblicher Vater ist.
(Fachliche Beratung: Sarah Zimmermann/Biologielehrerin;
Teaser/Gestaltung: Andreas Bubrowski)
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