Berliner Schauspieler Reimund Groß beim CJD Oberurff. Foto: M. Moniac/CJD Oberurff

Zum wiederholten Male Gast in unserer Schule war der Berliner Schauspieler Reimund Groß. Schüler der Jahrgangsstufen 12 und 13 kamen in den Genuss seiner szenischen Lesung des Romans „Irrungen, Wirrungen“ von Theodor Fontane – ein Werk aus dem Jahr 1888, das in beiden Jahrgängen auf der Literaturliste steht. Den Demnächst-Abiturienten diente die Vorstellung also als bequeme Auffrischung ihrer literarischen Kenntnisse, und die Zwölfer erhielten schon einmal einen Vorgeschmack auf die künftige Lektüre.

Hübsch und wohlhabend, aber leider auch oberflächlich und dumm

Nach eigenen Angaben hat Groß den 180 Seiten starken Roman auf ein Sechstel zusammengeschrumpft. Als Kenner der Ganzschrift könnte man sagen, dass ihm die Kürzungen überzeugend gelungen sind und das traurige Scheitern der nicht standesgemäßen Beziehung zwischen Baron Botho von Rienäcker und der kleinbürgerlichen Schneidermamsell Lene Nimptsch sehr gut verdeutlichen. Die verknappte Fassung dauerte immerhin noch eineinhalb Stunden – eine Leistung des Schauspielers, die großen Respekt verdient, ist es für den Laien doch kaum nachvollziehbar, wie jemand eine derart große Menge an Text auswendig vortragen kann. Dazu kamen geschickte Veränderungen in Mimik, Tonfall und Sprechgeschwindigkeit, die den Part der einzelnen Personen besser zu verstehen halfen. Botho von Rienäcker verlässt seine Liebe, um seine Familie vor dem finanziellen Ruin zu retten. Ob das eine gute Lösung der Probleme ist, kann bezweifelt werden, zumindest aus heutiger Sicht. Das irre Lachen Käthe von Sellenthins, die zwar hübsch und wohlhabend, aber leider auch durch und durch oberflächlich und peinlich dumm ist, lässt Böses für das Lebensglück ihres Mannes ahnen. Viel Applaus und interessierte Fragen der Schüler, die Reimund Groß ausführlich beantwortete. MARISE MONIAC

(Gestaltung: BUB)