Europa-Woche: „Viele Jugendliche fühlen sich nicht ernst genommen“
VON CHRISTIANE HEER, POWI-LEHRERIN
„Viele Jugendliche fühlen sich nicht ernst genommen“ – Das Problem, das nicht nur Jugendliche mit der Europäischen Union haben, sollte mit der eigenen Ausstellung thematisiert werden. Am Montag, den 5. Mai 2019 begann am CJD Oberurff die Ausstellung „Europa – die Chancengeber!?“, als Beitrag zur Europawoche, welche aktuell bundesweit stattfindet.
Dialog mit einem authentischen Politiker der EU
Das fächerübergreifende Projekt des PoWi Leistungs- und Grundkurses von Frau Heer und Herrn Schreiber sowie des Geschichts-Grundkurses von Frau von Urff wurde direkt nach dem Abitur gemeinsam in Angriff genommen. Da dieses Jahr die Europawahl stattfindet und die Q2 und Q4 als Erstwähler dafür an die Urne treten werden, setzten sich die Abiturienten in den letzten fünf Wochen besonders mit den Themenbereichen der Organisationsstruktur/Geschichte der EU, der EU-als Akteur, der europäischen Identität und der Nachhaltigkeit der EU auseinander. All diese wurden an Stationen interaktiv, informativ, medial und spielerisch eine ganze Woche für die jüngeren Schüler erfahrbar gemacht.
Der Europawoche ging außerdem ein Europatag am 25. März 2019 voraus, an welchem alle PoWi-Lehrer eine Doppelstunde zu Europa in ihren Klassen durchführten. Einen Höhepunkt erlebte die Europawoche am Mittwoch, 8. Mai 2019, mit dem Besuch von Mark Weinmeister, Staatssekretär für den Bereich Bundes- und Europaangelegenheiten in Hessen. Moderiert von Kilian Jakob, Kilian Nordmann und Tim Naumann aus dem PoWi-Leistungskurs konnten die Schüler in Dialog mit einem authentischen Politiker der EU gehen.
„Die Lauten bekommen mehr Beachtung“ und mehr „Selbstverantwortung“ ist entscheidend
Die Jugendlichen hatten im Laufe der zwei Stunden viele Fragen aus verschiedenen Themenbereichen an den Politiker. Besonders bewegende Themen waren Umwelt, der Klimawandel, der Artikel 13, die Datenschutzverordnung, der Einfluss Chinas in Europa und das Bewusstsein der europäischen Bevölkerung zur europäischen Union. Herr Weinmeister beantwortete alle Fragen eingehend und ausführlich und machte darauf aufmerksam, dass wir in einer „Überflussgesellschaft“ leben, bei der es in nächster Zeit darauf ankommt, mehr „Selbstverantwortung“ zu zeigen. Auf die Frage eines Schülers aus der Q2, warum Deutschland nicht die gleichen gesetzlichen Regeln bei der Weitergabe von nicht verkauften Produkten in Supermärkten hat, wie zum Beispiel der Nachbarstaat Frankreich, merkte er an, dass die Entscheidungsprozesse in der EU und auch in Deutschland teilweise sehr lange andauern und, dass gerade im Bereich der Lebensmittel in einem Land wie Deutschland ein sehr hoher hygienischer Standard existiert, welcher eventuell neu definiert werden müsse.
Ein Umbruch ist spürbar und das Bewusstsein zur EU ist höher
Weinmeister merkte an, dass Bewegungen, wie Fridays for Future oder die Demonstrationen gegen den Artikel 13 zeigen würden, dass ein Umbruch spürbar sei und die Jugend, die sich unverstanden und nicht ernst genommen fühle eindeutig lauter werde. Er selbst könne verstehen, warum man frustriert sei und das dies geändert werden müsse, indem man die Kommunikation miteinander verändere. Er betonte außerdem, dass die Jugend die Zukunft sei und, dass diese besonders gefördert und berücksichtigt werden müsse, da gerade zur Zeit der Digitalisierung es wichtig sei, gut ausgebildete, motivierte Kräfte zu haben. Deutschland stünde hierbei im internationalen Vergleich gut da. Obwohl viele Fragen während der Anwesenheit schon geklärt werden konnten, hatten die Schüler noch weitere Fragen, die gerne noch per Mail gebündelt an Herrn Weinmeister geschickt werden können oder in einem erneuten Besuchs Weinmeisters gestellt werden können.
Mehr Differenzierung in der Leistung und mehr Eigenverantwortung
Die Europawoche an unserer Schule endete mit einer Reflexionsrunde zu den vorausgegangenen Tagen. Die Schüler der Q4 und auch Kollegen merkten an, dass die Europawoche eine Bereicherung und ein Erfolg war, die Q4 betonte außerdem, dass ihnen der Umgang mit den jüngeren Schülern viel Freude bereitet habe und das das Lernergebnis wesentlich größer sei, wenn man sich gegenseitig etwas beibringe. Positiv für mich als Lehrkraft war unter anderem aber auch, dass auch die Q4 von ständig schwatzenden und unkonzentrierten Schülern genervt war. In der Reflexion überlegten wir außerdem, wie wir die Europawoche für das nächste Jahr verbessern könnten und einigten uns gemeinsam darauf, dass die Differenzierung der Inhalte für die verschiedenen Klassen noch stärker sein müsse und die Eigenverantwortung in der Planung der Europawoche auf Schülerseite noch größer werden solle.
(Gestaltung: BUB)
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