Über Klöster und Kleben – Alexandra und Frido Mann zu Gast
„Democracy will win“ lautet der hoffnungsvolle Titel des jüngsten Buches von Prof. Dr. Frido Mann, freier Schriftsteller, Professor für Psychologie, Theologe und der Lieblingsenkel des berühmten Schriftstellers und Nobelpreisträgers Thomas Mann. „Den Buchtitel habe ich von meinem Großvater geklaut“, erklärte Frido Mann zu Beginn der Podiumsdiskussion im Musischen Saal der Christophorusschule Oberurff am 19. Januar 2023, dieser basiere nämlich auf einem Zitat von Thomas Mann nach dessen Emigration nach Amerika im Jahre 1938. Der Inhalt des Zitats scheint im Hinblick auf globale Bedrohungen und Krisen des 21. Jahrhunderts herausfordernder denn je. „Seit dem 24. Februar 2022 ist eine neue Definition von Demokratie nötig“, so Frido Mann.
Wie passen Religion und Demokratie zusammen?
Ist unsere Demokratie zukunftstauglich? Wie kann sie gelingen? Welchen Beitrag können junge Menschen leisten? Über diese und weitere Fragen kamen die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 12 und 13 des CJD mit Frido und Alexandra Mann, die weder verwandt noch verschwägert sind, ins Gespräch. Alexandra Mann, Religionswissenschaftlerin, 1. Vorsitzende und Geschäftsführerin des Trägervereins Weltkloster e. V. ergänzte die Thematik um die Fragestellung, welche Kraft zur Freiheit in den Botschaften der Weltreligionen liegen kann. Die Moderation übernahm dabei der Journalist Meinhard Schmidt-Degenhard. Veranstaltet wurde das Gespräch durch die Friedrich-Naumann-Stiftung und die Gesellschaft für Sicherheitspolitik e. V. Sektion Fritzlar Schwalm-Eder.
„Religion und Demokratie: Wie passt das denn zusammen?“ Dies war die Leitfrage des ersten Gesprächsteils, zu deren Beantwortung Schmidt-Degenhard die Gäste Mann immer wieder zugespitzt herausforderte. „Bedingt“, so Frido Mann, „Eine Religion, die immer nur regieren will, ist eine schlechte Religion.“ Alexandra Mann berichtete als „Chefin eines Weltklosters“, wie Schmidt-Degenhard sie vorgestellt hatte, dass der interreligiöse Austausch, wie sie ihn bei ihrer Arbeit erfahre, die Brücke zur Demokratie sei. Diese Meinung teilt auch Frido Mann: „Demokratie ist nur möglich, wenn Menschen im Dialog sind und die Bekämpfenden mit dazu genommen werden sowie das demokratische Handeln ständig reflektiert wird.“ Dabei müsse dem Dialogpartner stets signalisiert werden, dass er ernst genommen werde, durch Identifikationen mit Identitäten ändere sich dann auch das Mindset. Hierbei spiele die Spiritualität als der gemeinsame Nenner die wichtigste Rolle. Diese Erfahrung könne insgesamt auf das demokratische Miteinander übertragen werden.
Jüngere Generation wünscht sich Zusammenarbeit
Diese Aussage war der Türöffner für die Oberstufenschülerinnen und -schüler, im zweiten Teil der Veranstaltung auch kritische Fragen an die Gäste zu richten. Oft hätten junge Menschen nicht den Eindruck, als könnten sie etwas verändern. „Muss man sich erst festkleben, damit die Themen der jungen Menschen gehört werden?“ „Warum nimmt die Kirche denn keine Position zur Jugend ein?“ „Wäre es um Demokratien nicht besser bestellt, wenn es die Religionen nicht gäbe?“, waren nur einige Fragen der Oberurffer Schülerinnen und Schüler, die zu einem konstruktiven Gespräch beitrugen. „Auch durch ein Gespräch zwischen einer Schülergruppe und einem Politiker kann schon Fortschritt erzielt werden“, äußerte sich dazu Frido Mann, der zusammen mit Alexandra Mann den Beitrag der Religionen im Dialog bei der Frage nach dem Gelingen von Demokratie einfordert.
Herauszuhören war von Seiten der Schülerinnen und Schüler das Bedürfnis nach der Zusammenarbeit von Politik und Kirche mit der jüngeren Generation, was sie den Gästen am Ende des Gesprächs deutlich mit auf den Weg gaben. Einig waren sich dann alle darüber, dass über eine solche Schulveranstaltung, bei der sich Expertinnen und Experten mit Schülerinnen und Schülern austauschen, bereits Partizipation der jüngeren Generation erzielt wird.
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