Aus für 0190-Nummern: Durch 0900-Gassen kommen sie aber zurück
(Abb.: MS-ClipArt)
Seit der Einführung so genannter Telefonmehrwertdienste stehen diese in schlechtem Ruf. Schuld daran sind vor allem Aufsehen erregende Fälle von Abrechnungen fragwürdiger Leistungen durch windige Firmen über die reguläre Telefonrechnung.
Dabei sind solche Mehrwertdienste keineswegs von Haus aus unseriös. Wer zum Beispiel eine Rechtsberatung benötigt, findet über eine entsprechende Service-Nummer schnell und auch außerhalb üblicher Bürozeiten einen kundigen Rechtsanwalt. Die Abrechnung über die Telefonrechnung ist in dem Fall praktisch und erwünscht. Und die Höhe der berechneten Gebühr zumeist unter dem, was man für den Besuch in einer Anwaltskanzlei berappen müsste …
Die Mehrwertdienste waren bislang über 0190-Vorwahl-Nummern erreichbar. Die GUTEN und SCHLECHTEN ließen sich dabei nur schwer unterscheiden. Wer sich auf windige Telefon-Dienstleistungen einlässt, ist selber schuld, mag man meinen. Was aber, wenn sich unbemerkt ein Dialer (Einwahlprogramm) auf dem PC von selbst einschaltet, insgeheim eine Schmuddelseite im Internet anwählt und dort automatisch ein gebührenpflichtiges Programm aktiviert?
Versuchung für Jugendliche
Ein anderer Schwachpunkt der Mehrwertdienste ist die Versuchung für Jugendliche, hier – etwa über SMS-Kommunikation – den Traumpartner oder die Traumpartnerin zu finden. Dating-Service nennt sich das, und ist zumeist blanke Abzocke. Der vermeintlich tolle und für alles offene Typ, der sich auf ein vorgegebenes Suchprofil meldet, ist in der Regel ein geschulter Call-Center-Mitarbeiter. Sein Job besteht vor allem darin, den „Kunden“ zu immer neuen SMS-Mails zu stimulieren. Das Stück zu 1,86 Euro etwa. Wenn dann nach der zehnten SMS ein Kunde noch immer nicht die Handy-Nummer der virtuellen Schönen bekommen hat und entnervt aufgibt, sind bereits 18,60 Euro ausgegeben.
Mit der Ablösung der 0190-Nummern zum Jahreswechsel durch so genannte 0900-Nummerngassen will die Bundesnetzagentur den schwarzen Schafen der Branche das Handwerk legen. Die neuen Nummern kosten zwar genau so viel die alten. Sie lassen sich aber einfacher sperren und die Anbieter sind leichter zu identifizieren.
Die fünfte Stelle zeigt zukünftig die Art der Dienstleistung an.
(Übersicht: CJD-Update)
Anders als bei der alten Regelung werden Service-Nummern nur noch an Anbieter mit Wohnsitz in Deutschland vergeben. Neu ist auch das Einspruchsverfahren im Falle überhöhter Telefonrechnungen. Hier reicht es jetzt, bei der Telekom plausibel und fristgerecht Einspruch einzulegen, um das Geld zurückerstattet zu bekommen.
Die neuen Nummerngassen lassen sich bei der Telekom einzeln sperren. Die Zuordnung der Dienste bleibt aber freiwillig. Theoretisch könnte also ein Dating-Dienst eine 0900-1-Nummer benutzen, ohne dafür belangt zu werden.
Auch zukünftig ist derjenige auf der sicheren Seite, der seinen Telefonanschluss für Mehrwertdienste GENERELL sperrt. Dann kann sich auch kein Dialer über ISDN oder Modem einschleichen. Versucht er es dennoch, wird die Verbindung gekappt. Eine für einen Telefonanschluss bereits verfügte generelle Anschlusssperre für 0190-Nummern bleibt auch nach dem 1. Januar wirksam. Eine Kontrolle kann aber nicht schaden: Einfach eine 0900-Nummer wählen – wenn die Sperre funktioniert, ertönt das Besetztzeichen.
Nicht ganz so einfach geht es beim Handy. Hier muss man einfach immer gut auf die Bandansagen hören, was welcher Dienst kostet. Und Lock-SMS, im Stile von „Sie haben eine Nachricht, bitte wählen Sie…,“ sollte man ohnehin löschen. W.
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Bundesnetzagentur – (0)190er-/(0)900er-Missbrauchsgesetz
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