iPad-Verkäufe gehen zurück, kommt neue „Bildungsinitiative“ von Apple?
Um 12 Prozent hat Apple seinen Gewinn im zweiten Quartal gesteigert. Grund ist eine beeindruckende Wertschöpfung. Ein iPhone 5c etwa, das 2013 für mindestens 700 Euro verkauft wurde, kostete Apple in der Produktion ganze 160 Euro, Wertsteigerung um über 400 Prozent. Zugpferd bei Umsatz und Erlösen ist der unveränderte iPhone-Hype weltweit. Und doch offenbarte die Veröffentlichung der Quartalszahlen Mitte Juli, dass Apple Probleme hat.
Das iPad wird immer weniger gekauft. Ist also mit einer neuen Werbeoffensive an Schulen, die bei Apple für gewöhnlich als pastellfarben verpackte „Bildungsinitiative“ daherkommt, zu rechnen? Tatsächlich: Vor einer Woche lag die Mail im Postfach: Lösungspakte für iPads in Schulen warten beim lokalen Apple-Vertriebspartner auf ihren Kauf. Lösung für was?
An Schulen dürfte schon noch was gehen
Damit war zu rechnen. Mit der Senkung seiner Preise für das Laptop-Einstiegsprodukt Macbook Air, das mit richtiger Tastatur und deutlich mehr Leistung und Ausstattung, aber jetzt nur wenig teurer als das größte iPad daherkommt, hat sich Apple selbst Konkurrenz gemacht. Außerdem haben Mitbewerber – allen voran Samsung – aufgeholt. Das neue Spitzenmodell der GALAXY-Serie, das GALAXY Tab 3 10.1 LTE, ist mit 469 Euro deutlich günstiger als ein vergleichbares iPad und dennoch genau so schick und leistungsfähig. UND – es sperrt den Käufer nicht in die Gefilde des Apple-App-Stores ein. Was also machen mit den produzierten iPads – zumal für den Herbst neue Modelle anstehen? An Schulen dürfte schon noch was gehen.
Das „Das iPad im Unterricht“ können sich etwa in Kassel Lehrer in einem Workshop erklären lassen. Interaktiv und höchst persönlich bringt der „Apple Professional Development Schulungsleiter“ dem interessierten Otto-Normal-Lehrer bei, wie er „Apple Produkte in Lehrplan und Lernumgebung integrieren kann“. Wofür? Natürlich um „das Lernen und Lehren zu bereichern“. Erfahren kann er dabei zudem, wie seine Schüler mittels iOS-Geräten (also vor allem iPads) Lernerfolge (was immer darunter verstanden wird, bleibt unerwähnt) in seinem Unterricht und daheim verbessern können – dank der „Funktionen und Möglichkeiten von iPad und iPad touch“ – und (eher beiläufig über den Hinweis auf integrierte Apps erwähnt) – durch die komplette Übergabe von Daten aller Art, inklusive der seiner Schüler, an diverse (unerwähnt: in USA gehosteter) Apple-Cloud-Dienste. Am Ende noch ein Hinweis auf „Schüler mit Handicaps“ – die von speziellen iPad-Funktionen profitieren würden. Welche Handicaps gemeint sind, bleibt sinnvoller Weise offen. Warum unnötig von vornherein Umsatzpotenzial ausschließen. Für noch jedes Handicap wird sich schließlich sicherlich eine App oder eine iPad-Halterung finden lassen.
Dann die Crux: Kosten trägt der lokale Händler. Der Workshop ist also tatsächlich eine reine Werbeveranstaltung. Na und? Was ist daran schlecht, dass Apple seine iPäd-Verkäufe versucht anzukurbeln? Nichts natürlich. Rheumadecken darf man ahnungslosen und für Abwechslung aufgeschlossenen Rentnern schließlich auch im Gewand fröhlicher Kaffeefahrten verkaufen. So wie der Rentner verantwortlich ist für das, was er sich dabei andrehen lässt, nicht der Deckenhändler, so ist auch der Lehrer – nicht Apple – verantwortlich für das, was er seinen Schülern – verkauft. ANDREAS BUBROWSKI
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