Totgesagte leben länger: PC-Markt wächst, E-Mail erlebt Auferstehung
Was war das für eine Aufregung, dieser Fb-Ideenklau „Schüler-VZ“. Kein Thema mehr. Was für eine öffentliche Erregung, als der Volks-Instant-Messenger Whatsapp der guten alten E-Mail den Todesstoß zu verpassen schien: Professionelle E-Mail-Kultur steht höher im Kurs denn je, ständiges Whatsapp-Piepen gilt als peinlich. Welch Frohlocken, als iPad & Co der Informationsverarbeitung eine digitale Wisch-und-Weg-Revolution zu verpassen schienen: Tablet-Umsätze stagnieren, der Markt „richtiger“ PCs und Laptops wächst überdurchschnittlich.
„Warum das iPad keiner braucht.“
Sind Tablets wie das iPad oder das Samsung Galaxy TAB lediglich nette Gadgets, die letztlich keiner braucht? IT-Profis dürften sich bestätigt fühlen, wenn inzwischen selbst eher industriefreundliche „Leitmedien“ wie die Süddeutsche Zeitung genüsslich stagnierende Tablet-Umsatzzahlen von SAMSUNG und APPLE auf diese Art und Weise interpretieren.
Apple hat Rekordzahlen, nur das iPad verkauft sich nicht mehr. Braucht man das Gerät überhaupt noch? http://t.co/hfhl2rPn73
— Süddeutsche Zeitung (@SZ) January 28, 2015
Ja wozu ein Tablet? Zum Telefonieren zu klobig. Lästiger WLAN-Zwang. Standard-Software fast immer mit etwas reduziertem Leistungsumfang. Und letztlich bietet es nichts, was man nicht auch auf einem guten Smartphone bekommen könnte. Und wer professionell digital produzieren und gestalten will, der dürfte meistens einen leistungsfähigen PC oder Laptop mit Tastatur, ordentlicher Schnittstellenvielfalt und Maus vorziehen.
So erklärt sich wohl auch, warum der Markt so genannter Desktop-Rechner (PCs und Laptops) laut IT-Branchenverband BITKOM gegenwärtig überdurchschnittlich wächst1 – und Tablet-Umsätze stagnieren. APPLE etwa macht seinen iPads mit technisch innovativen Laptops (MacBook Air und MacBook Pro) und der iMac-Serie einerseits und dem iPhone andererseits selbst Konkurrenz. Ähnlich bei Samsung, wo HighTech-Smartphones vom Feinsten wie das neue Samsung Galaxy Note Edge die Sinnhaftigkeit der eigenen Tablet-Produktline in Frage stellen.
Konzerne wie Apple und Samsung haben nun ein Problem. Was tun mit den Tablets? Apple nimmt verstärkt Schulen ins Visier, indem es seine „iPad-Ladenhüter“2 in den Fokus einer als „Bildungsinitiative“ verpackten Werbekampagne stellt. Samsung probt die Flucht nach vorn und konzentriert sich ganz auf spektakulär innovative Smartphones – wie das Samsung Galaxy Note Edge.
Apple nimmt verstärkt Schulen ins Visier
Wer privat an die Anschaffung eines iPad oder Samsung TAB denkt, sollte sich parallel ein Angebot für ein Apple- oder Microsoft-basiertes Notebook unterbreiten lassen. Schulen sollten bei der Anschaffung „neuer Medien“ kritisch würdigende Distanz zu den Werbe-Einflüsterungen der IT-Konzerne halten. Wer professionellen Informatik-Unterricht anbieten und den Fachbereichen flexible Endgeräte bereitstellen möchte, sollte sich gut überlegen, ob er dabei möglichen Zeigeist-Gadgets oder technisch leistungsfähigen Innovationen den Vorrang gibt. ANDREAS BUBROWSKI
- Laut BITKOM 2014 um rund 12 Prozent auf 6,1 Milliarden Euro, im Jahr davor, als der Tablet-Hype einen Höhepunkt erreichte, musste die Branche dagegen zehn Prozent Rückgang hinnehmen. ↩
- Trotz Stagnation auf hohem Umsatz-Niveau: Fakten zum Thema: iPad ↩
Kommentare
Da diese Einladung nicht von Apple selbst, sondern von einem Laden das Apple-Produkte verkauft, denke ich nicht, dass sie an irgendwelche Daten interessiert sind. Sie wollen einfach nur Geld machen…wir leben schließlich im Kapitalismus.
Ich halte diese Einladung aber für ein gutes Angebot. Natürlich darf man bei dieser Schulung keine neutrale Veranstaltung erwarten. Es geht hier explizit um iPads. Wenn man sich aber anschaut was alles mit Tabletts geht, was man wie machen kann, dann bringt das mehr, als im stillen Kämmerlein vor sich hin zu brüten. Wenn ich manchmal sehe, was Leute mit ihren Geräten anfangen (oder auch nicht), dann kommt mir das Grausen…
Angebot annehmen, schauen was geht und dann für sich selbst entscheiden was Sinn macht….oder ob es nicht etwas von der Konkurrenz sein darf.
Wenn man lange genug sucht, findet man immer vermeintlich schlechte Nachrichten….. man muss sich nur Mühe geben…. dass ein „what´s app Piep“ peinlich sein soll finde ich interessant…..
Nutzenbedingt fehlende Nachfrage nach Produkten ist doch keine schlechte Nachricht, sondern nur ein Aspekt eines funktionierenden Marktes. Diese hier musste man auch nicht suchen. Das war das ganze 2. Halbjahr 2014 Thema in der Fachpresse und selbst in der Tagespresse.
Gerade vor dem bzw. beim Einkauf von IT ist es sicher von Vorteil zu wissen, welche Zukunftsunterstützung ein Produkt hat. Aber vor allem das iPad ist wohl noch nicht reif, fallen gelassen zu werden. Der Markt für Gadgets dieser Art ist noch nicht umfassend beackert und ausgereizt. Außer Schulen finden offenbar etwa auch Parlamente genug Gründe, den Kaufsuggestionen von „BigDataApple“ dennoch gern zu folgen.
EIN Piepen eines Instant Messengers welcher Herkunft auch immer ist natürlich kein Thema. Aber wer es ständig piepen lässt, hat mutmaßlich entweder die Einstellungen seines Telefons nicht im Griff (was schon peinlich ist) oder er ist aus welchen Gründen auch immer (bewusst oder unbewusst) bemüht, sich und seinem Umfeld eine mutmaßlich „akute Wichtigkeit“ seiner Person vorzuführen. Genau deswegen sind die Kurznachrichtendienste bei vielen Teenagern so existenziell begehrt – und inzwischen leider die bevorzugte Hänselei-Plattform unter Schülern der SEK I.
Zur Plakatierung (s)einer mutmaßlichen Wichtigkeit via Whatsapp & Co gibt es inzwischen erste wissenschaftliche Untersuchungen. Einzelne Medienforscher und Psychologen warnen bereits vor den Folgen eines ausufernden Narzismus für die Gesellschaft. Dabei geht es noch nicht einmal um die INHALTE hinter dem andauernden Piepen, die nachgewiesenermaßen weitgehend banalen Charakters sind.
So ein Zufall! Wie zu erwarten und nur wenige Tage später… Im E-Mail-Eingang eine Einladung vom Apple-Händler, in der er mir empfiehlt, mir erklären zu lassen wie Schule geht:
Natürlich ist das nur der Aufhänger. In Wirklichkeit will der Konzern das Geld meiner Schule und die Daten meiner Schüler, und natürlich meine Daten. Aber ich halte es da wie mit der Wurstwerbung im TV-Abendprogramm. Wenn die kommt, gehe ich auch nicht an den Kühlschrank ;-).