Peter Saul: Superman auf dem Superklo
INSPIRATION FÜR DIE ONLINEREDAKTION IN DER SCHIRN KUNSTHHALLE FRANKFURT
Es hat Tradition, dass die Junior-Onlineredakteure der WEBLOG AG im Laufe eines Schuljahres sich bei einem besonderen künstlerischen Ereignis Inspiration für ihr Schreiben und Gestalten holen. Kurz vor Schuljahresende war eine umfassende Werkschau des US-amerikanischen Künstlers Peter Saul in der Schirn Kunsthall Frankfurt die passende Gelegenheit. Junior-Onlineredakteurin Ashley-Ann Schlüter (Jahrgangsstufe 8) schildert ihre Eindrücke.
Mickey Mouse – als Durchschnittsamerikaner
Peter Saul1, ein US-amerikanischer Maler, wurde am 16. August 1934 in San Francisco, California, geboren. Er besuchte die California School of Fine Arts (CSFA) und die Washington University in St. Louis. Peter Saul prägt mit seiner ganz eigenen Sprache die künstlerische Szene in den 1950ern Jahren. Mit einem Crossover aus Pop Art, Surrealismus, Abstraktem Expressionismus, San Francisco Funk und Cartoon Culture versteht er es, politische und soziale Themen anzusprechen. Diese politische Themen beinhalten die Zeiten nach den 1950ern, insbesondere den Vietnamkrieg, der die Welt von 1964 bis 1975 in Atem hielt.
So wurde Peter Saul zu einem politischen Kunst-Akteur, der zum Beispiel George W. Bush2 grinsend in Abu Ghraib3 malt, während seine Hand wie nebenbei in einem Gebiss von einem unmenschlich verformten Etwas mit zahlreichen Einschusslöchern wühlt. Ganze Gemäldeserien von Ronald Reagan4 hat er erschaffen. Ein weiteres Gemälde in der Ausstellung war „Mickey Mouse vs. The Japs“. Hierbei lässt Saul Mickey Mouse (die den Durchschnittsamerikaner darstellen soll) gegen die Japaner kämpfen. So verweist er auf die Brüche und Konflikte zwischen den Kulturen.
Künstlerisch provozierend auf Geschichte aufmerksam machen
Unsere Online-Redaktion vertritt die Meinung, dass diese prägenden und heute noch nachwirkende historischen Ereignisse den Wert der Ausstellung ausmachen, weil er künstlerisch provozierend auf Geschichte aufmerksam macht – besonders auch auf die junge Generation, für die der Vietnamkrieg und selbst der nur zehn Jahre zurückliegende Abu-Ghuraib-Folterskandal „längst vergangen“, also Geschichte sind. Zuerst dachte ich, dass die Gemälde generell für die jüngere Generation nicht interessant oder ansprechend sind. Als ich jedoch vor den Bildern stand, änderte sich dies allerdings. Dies gelang dem Maler vor allem durch die vielen unterschiedlichen Farben, die den Betrachter besonders dazu reizen, sich das Bild näher anzuschauen. Die Bilder ziehen seinen Betrachter förmlich in ihren Bann. Plötzlich fallen einem die vielen Details, die einzelnen Elemente in dem Bild auf. Man ist fasziniert von dem bunten Chaos, dass sich vor einem ausbreitet. Schließlich versucht man es zu entschlüsseln und die Bedeutung herauszufinden. Und ZACK – die Näherbringung ist gelungen.
„Helden muss man misstrauen“
Mit der Pop Art verbindet er das Interesse des Banalen an der Konsumgesellschaft sowie den heiteren Bildwelten der Comics in leuchtenden und ansprechenden Farben. Dennoch zeigt sich fast eine zornige und sehr kritische Malerei, wenn die Schattenseiten des „American Dream“ durch ihn thematisiert werden. Oft wird gesagt, dass Maler Peter Saul eine Rebellion gegen alles malt, was den Amerikanern heilig ist. Dies konnten wir dementsprechend in der Ausstellung beobachten. Als Beispiel eignet sich hier sehr gut das Bild von Saul, auf dem Superman auf dem Superklo im Gefängnis sitzt, woraus Superdog genüsslich schlürft. So bringt auch Kuratorin Martina Weinhart seine Devise auf den Punkt „Helden muss man misstrauen“. Des Weiteren sagte sie:
Seit seinen Anfängen in den frühen 1960er-Jahren sind der Humor und die Überschreitung die Waffen, die Peter Saul in seinen Arbeiten respektlos anwendet. Jahre später wurde dies unter dem Label Bad Painting eine zentrale Strategie der Gegenwartskunst. Als Gegner der Political Correctness instrumentiert Saul sein Œuvre als kraftvollen Amoklauf gegen die Regeln, wie ein modernes Kunstwerk zu sein hat. Und als artists´ artist hat er eine jüngere Generation US-amerikanischer Künstler damit maßgeblich beeinflusst.
Mein Fazit
Die Ausstellung ist meiner Meinung nach sehr interessant und sehenswert. Durch die Gemälde wird man neugierig auf das Dargestellte, auf die historischen Ereignisse, die in diesem Gemälde verschlüsselt dargestellt sind. Man fängt an Fragen zu stellen, was dies oder das bedeutet. Schwupps ist man mitten drin – in Geschichte und Politik. Hier muss ich persönlich feststellen, dass ich viele geschichtliche und politische Ereignisse gar nicht kannte. Deshalb wäre es gut, sich vorher etwas geschichtlich zu informieren, damit man es in der Ausstellung später leichter hat, die verschiedenen Details in den Gemälden zu deuten und zu verstehen. Des Weiteren gibt die Ausstellung den Anreiz, über die vielen Kriege, das Konsumverhalten der Menschen und vieles mehr nachzudenken. Hinfahren lohnt sich.
DANKSAGUNG: Andreas Bubrowski, Leiter WEBLOG AG/Onlineredaktion, für Idee und Shuttle-Service; Günter Koch, Schulleiter, für die Bewilligung der Exkursion.
Peter Saul in der Schirn Kunsthalle Frankfurt
(Teaser/Gestaltung: Andreas Bubrowski)
- Peter Saul, geboren 16. August 1934 ↩
- George W. Bush: 43. Präsident der Vereinigten Staaten, Amtszeit: 20. Januar 2001 – 20. Januar 2009 ↩
- Abu Ghraib: s. Abu-Ghuraib-Folterskandal ↩
- Ronald Reagan (1911-2004): 40. Präsident der Vereinigten Staaten, Amtszeit: 20. Januar 1981 – 20. Januar 1989 ↩
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